
Artenschutz: Wolfsjagd gefordert – Naturschützer kritisieren Ministerin
Wolfsland Brandenburg: Abschlusspläne sorgen für Einigkeit bei Jägern und Landwirten – und für Ärger bei Naturschutzverbänden.
Jäger, Landwirte und Waldbesitzer dringen auf eine Bejagung des Wolfes in Brandenburg. Doch Naturschutzverbände stellen sich gegen die Forderungen, den Wolfsbestand deutlich zu verringern. Sie werfen Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) vor, sie schaffe Tatsachen, ohne eine offene Debatte zu führen.
Das Forum Natur Brandenburg, ein Zusammenschluss zahlreicher Verbände, veranstaltet am Abend in Potsdam ein Fachgespräch, zu dem auch die Agrar- und Forstministerin erwartet wurde. Wölfe sollen künftig einfacher geschossen werden können, vor allem um Weidetiere zu schützen.
Bauernverband: Akzeptanz für Artenschutz beim Wolf schwindet
„Denn wo Wölfe dabei gefilmt werden, wie sie Hoftore überwinden, Hundehalter beim Spaziergang am Ortsrand Wolfskontakt auf Nahdistanz haben und von Wölfen getötete Weidetiere zum traurigen Alltag zählen, schwindet die Akzeptanz für den Artenschutz„, so Bauernpräsident Henrik Wendorff einer Mitteilung des Forums Natur zufolge. Brandenburg sei inzwischen flächendeckend mit Wölfen besiedelt, es sei „ein günstiger Erhaltungszustand“ erreicht, betonte der Landesjagdverband.
Brandenburgs Agrarministerin Mittelstädt will im Laufe des Jahres eine Regelung erzielen, um den Wolfs-Bestand reduzieren zu können, wie sie im März angekündigt hatte.
Forum Natur setzt sich in einem Forderungspapier unter anderem auch dafür ein, dass die Jägerschaft künftig das Wolfsmonitoring – also die Beobachtung und Erfassung – übernehmen soll. Zentrale Anlaufstelle ist in Brandenburg bislang das Landesamt für Umwelt. Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland.
Wolfsschützer: Ministerin ist „Sprachrohr für Lobby-Interessen“
Die Allianz Wolf in Brandenburg warf Ministerin Mittelstädt vor, sie mache sich einseitig zum Sprachrohr der Interessen einzelner Lobbyverbände. Der Naturschutzverband Nabu fordert ein rasches Gespräch mit der Ministerin. Bislang gebe es aus ihrem Haus Terminangebote für Mitte Juli, dies sei aber zu spät, kritisierte der Verband. Der Nabu ruft seit Jahren den 30. April als Tag des Wolfes in Deutschland aus.
„Die Überführung des Wolfes ins Jagdrecht mit willkürlichen Abschüssen und damit einhergehender Zerstörung der Rudelstrukturen wird das Problem nicht lösen“, so der Nabu-Landesvorsitzende Björn Ellner. Gefordert wird mehr Herdenschutz, um Risse von Weidetieren einzudämmen.
Künftige Bundesregierung will schärferen Kurs gegen den Wolf
Auch die künftige Bundesregierung will ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe ermöglichen. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, den Wolf „umgehend“ ins Jagdrecht aufzunehmen. Außerdem wollen sie einen Vorschlag der EU-Kommission für ein schärferes Vorgehen umsetzen. Der Schutzstatus des Wolfes soll von streng geschützt auf geschützt gesenkt werden.