Datingtrend gegen das Daten: #boysober: Immer mehr junge Frauen schwören aufs „Entgiften“ von Männern

  • April 29, 2025

Schwere Zeiten für Männer. Ein neuer Datingtrend sorgt dafür, dass mehr und mehr Frauen dem anderen Geschlecht abschwören. Der Entzug soll das mentale Wohlbefinden steigern.

Das Lieben ist nicht einfach. Es kommt mit vielen Fallstricken. Angefangen damit, jemanden zu finden, den es sich zu lieben lohnt und der dann bestenfalls die Zuneigung auch noch erwidert – ehrlich erwidert, ohne Spielchen und Unaufrichtigkeiten. Die Gen Z steht im Ruf, vieles anders zu machen und mit tradierten gesellschaftlichen Verhaltensweisen zu brechen. Das wirkt sich auch aufs Dating aus. Weniger als andere Generationen zuvor strebt die Gen Z romantische Beziehungen an, auch Sex spielt eine geringere Rolle. Ein neuer Dating-Ansatz treibt diese Tendenz nun auf die Spitze. Der Trend nennt sich „boysober“ und kommt beinahe zölibatär daher. Es geht dabei, könnte man sagen, um eine Entgiftung von Männern.

Wie so vieles, was die Gen Z umtreibt, ist auch „boysober“ ein Phänomen, das aus den USA zu uns herüberschwappt und vor allem auf Tiktok angeheizt wird. Der dazugehörige Hashtag erreicht Millionen Follower. „Sober“ bedeutet übersetzt „nüchtern“. Frei interpretiert, steht der sprachliche Wolpertinger „boysober“ also in etwa für: von Jungs entwöhnen. Praktisch handelt es sich um eine Abkehr vom Dating auf Zeit. Und das probieren mehr und mehr junge Frauen für sich aus. Auf Tiktok machen sie Werbung für den Trend und berichten davon, welche positiven Effekte die „Entgiftung“ angeblich auf ihr Wohlbefinden hat.

Gen Z und der komplizierte Umgang mit der Liebe

Losgetreten hat die Bewegung die us-amerikanische Comedienne Hope Woodard im Jahr 2022, berichtet die „New York Times“. Sie prägte den Begriff durch ihr Stand-up-Programm, in dem sie ihre eigene Abstinenz als „boysober“ bezeichnet. Ein Jahr lang habe sie weder Männer getroffen, noch Sex gehabt. Das selbstauferlegte Zölibat diene laut Woodard dazu, sich davon zu lösen, „aus Dates, Situationships und Umhervögeln falsche Bestätigung zu ziehen und stattdessen die Energie für anderes aufzuwenden“. Denn obwohl die Gen Z sich auf die Fahnen schreibt, achtsamer im Umgang mit sich selbst und anderen zu sein, heißt das nicht, dass nicht auch sie Probleme mit toxischen Verhaltensweisen und komplizierten Beziehungen haben. Bestes Beispiel: die erwähnte „Situationship“.

Noch so ein Begriff, den die Gen Z geprägt hat. Dabei handelt es sich mehr oder weniger um einen Beziehungsstatus, der nicht so genau weiß, was er ist. „In unserer Forschung definieren wir eine Situationship als eine andauernde sexuelle oder romantische Liaison, die sechs Monate oder länger andauert und von einer oder beiden Parteien nicht als weiterführend angesehen wird“, definierte es Elizabeth Armstrong, Soziologin an der University of Michigan, im Gespräch mit dem „Business Insider“. Im Gegensatz zu Modellen, bei denen es ausschließlich um Sex geht, ist die „Situationship“ eher eine Beziehung mit Ablaufdatum. Und das ist häufig erreicht, wenn einer der Beteiligten einen „besseren“ Partner gefunden hat. Meist verstehen sich alle Beteiligten einer „Situationship“ als Single.

„Boysober“: Immer mehr Frauen schwören den Männern ab

Woodard spricht mit ihrer Idee von der zeitweiligen Abstinenz vor allem Menschen in ihren 20ern an. Für sie soll „boysober“ eine Art Werkzeug sein, das dabei hilft, sich frei von Ablenkungen zu machen, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse besser kennenzulernen. Das soll dabei helfen, besser gegen toxisches Verhalten und umständliche Beziehungen gewappnet zu sein. Ähnlich einem Alkoholentzug soll der Jungsentzug dabei helfen, sich von den negativen Begleiterscheinungen des „Konsums“ zu befreien. Gemeint ist damit unter anderem ein Spiel mit Nähe und Distanz, das eine emotionale Achterbahn beim Gegenüber verursachen kann. Ein weiterer positiver „boyober“-Effekt: Die Pause könne auch dabei helfen, gegen die Überforderung zu wirken, die durch exzessives Verabreden entstehen kann. Der „Jungsentzug“ habe ihr die Zeit gegeben, berichtet Woodard, ihren Fokus neu auszurichten und auch eigene Handlungsweisen zu hinterfragen. Sie habe in dem Jahr gelernt, das Alleinsein auszuhalten und Freundschaften mehr zu schätzen.  

Toxische Dating-Gewohnheiten und das Verfangen in komplizierten Beziehungen sind nicht an ein Geschlecht gebunden, auch Frauen können durch ihr Datinggebaren Leid verursachen, das betont Woodard. Entsprechend könnten auch Männer von einem Jahr ohne Sex und Frauen, einem „girlsober“ sozusagen, profitieren. Festgesetzt hat sich die Woodard-Idee allerdings hauptsächlich in den Köpfen junger Frauen.

Quelle: New York Times, Independent, The Times, Times Live

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