Prävention und Ehrenamt: Landesprogramm „Saar66“ will Pflegebedürftigkeit reduzieren

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, die der pflegenden Angehörigen sinkt. Zudem mangelt es an Pflegefachkräften. Das Saarland reagiert mit einem neuen Programm auf diese Entwicklung.

Das Saarland will Städte und Gemeinden dabei unterstützen, seniorenfreundliche Strukturen aufzubauen. Ziel ist es, älteren Menschen ein aktives und selbstbestimmtes Leben in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen und das individuelle Risiko der Pflegebedürftigkeit zu senken. Das Kabinett gab grünes Licht für das Landesprogramm „Saar 66“, für das sich Kommunen ab sofort bewerben können. 

Kernstück ist die Einrichtung von „Zukunftsbüros“ in allen Städten und Gemeinden, in denen sogenannte Generationengestalter als zentrale Anlaufstelle dienen. Dafür erhält jede teilnehmende Gemeinde eine Fördersumme von bis zu 60.000 Euro, mit der Personal- und Sachkosten für eine halbe Stelle abgedeckt werden können. 

Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen

„Die Ausgangslage ist relativ klar“, so Sozialminister Magnus Jung (SPD). Denn man wisse, dass die Babyboomer, die jetzt langsam in Rente gehen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein höheres Risiko haben, pflegebedürftig zu werden. Die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen im Saarland werde noch deutlich weiter ansteigen. Gleichzeitig ständen immer weniger pflegende Angehörige zur Verfügung, und auch durch professionelle Kräfte werde man diese Lücke nicht auffangen können – weder personell noch finanziell. 

Vor diesem Hintergrund setzt Jung auf mehr individuelle Prävention, die Vernetzung von Angeboten in den Kommunen und auch das Ehrenamt. Zum einen wolle man erreichen, dass diejenigen, die 65 und älter seien, mehr für die eigene Gesundheit und damit mehr dafür tun, ihr Pflegerisiko zu senken. Unterstützt werden sollen sie dabei durch neue Strukturen und eine bessere Zusammenarbeit in ihrem Umfeld. Und schließlich könnten jene, die noch fit sind, sich beispielsweise bei Besuchsdiensten um Menschen kümmern, die pflegebedürftig oder einsam sind. Zumal Einsamkeit eines der größten Risiken im Alter für Pflegebedürftigkeit sei. 

Finanzierung durch Bund, Land und Kommunen 

Jung zeigte sich überzeugt, dass es gelingen werde, die Zahl der Freiwilligen, die sich für Ältere engagieren, zu erhöhen. „Ich gehe davon aus, dass sie merken, dass ihnen diese Tätigkeit Spaß macht, sinnvoll ist und sie irgendwann vielleicht selbst etwas davon haben“, sagte er. 

Das Programm „Saar 66“, das jährlich durch 360.000 Euro Bundesmittel aus der Pflegekasse, Landesmitteln und 25 Prozent Eigenanteil der Kommunen getragen werde, bezeichnete er als neuen Ansatz im Bereich der Seniorenpflege und Gesundheitspolitik, mit der man „fachlich gesehen zur vorderen Gruppe der Länder“ zähle. Schon jetzt gebe es Anfragen aus anderen Bundesländern, ihnen das saarländische Konzept vorzustellen. Jung: „Ich glaube, dass es Beachtung über die Landesgrenzen hinaus finden wird, was wir uns vorgenommen haben.“

Saar66 – Zeitstrahl Programm „Saar66“

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