Streaming statt Saal: BASF geht online – Hauptversammlung in virtuellem Format

Der weltgrößte Chemiekonzern testet eine Alternative zur Präsenzveranstaltung. Das bringt Herausforderungen mit sich – und auch Kritik.

Nach zwei Jahren mit Präsenzveranstaltungen geht der größte Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz einen neuen Weg. Die BASF-Hauptversammlung 2025 findet am Freitag (2.5.) rein virtuell statt. Seit Juli 2022 gelten neue gesetzliche Vorgaben für das virtuelle Format – und der Chemiekonzern will testen, wie es sich in der Praxis bewährt.

Andere Dax-Unternehmen haben damit gute Erfahrungen gemacht, wie Evelyn Ungen aus der Abteilung Investor Relations der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Von den Erfahrungen anderer Unternehmen können wir lernen. Das ist für unsere Vorbereitungen sehr hilfreich.“

Hohe Anforderungen an Technik und Organisation

Doch eine virtuelle Veranstaltung bringt Herausforderungen mit sich, wie Steffen Hamm, Leiter der Veranstaltungstechnik in Ludwigshafen, erklärt. Anders als in der Pandemie, als Fragen im Vorfeld eingereicht wurden, können Aktionärinnen und Aktionäre nun live Fragen stellen – wie bei einer Präsenzveranstaltung. „Das virtuelle Veranstaltungsformat stellt hohe Anforderungen an Technik und Organisation“, betont Hamm.

Damit alles reibungslos läuft, wurde massiv aufgerüstet. 300 zusätzliche Netzwerkkabel mit insgesamt mehr als einem Kilometer Länge wurden verlegt, und im Konferenzzentrum wurden 150 Scheinwerfer sowie 70 Monitore aufgestellt. Die Bühne wurde mit mehreren Tonnen Material aus der hauseigenen Holzwerkstatt gebaut, eine LED-Wand und moderne Projektionstechnik sollen für klare Bilder sorgen.

Wer sich als Privatanleger aktiv beteiligen will, braucht ein internetfähiges Gerät mit Kamera, Mikrofon und stabiler Internetverbindung. Wer nur zuschauen möchte, dem reicht ein Smartphone. Trotz steigender digitaler Beteiligung – mehr als 40 Prozent der Anmeldungen erfolgen online – gebe es auch Kritik, räumt BASF ein. Besonders Privatanleger äußern Bedenken, ob das neue Format ihre Teilhabe nicht erschwert.

Auch Kritik am Format

Ungen betont, dass Rede- und Stimmrechte in beiden Formaten gleichwertig ausgeübt werden können. Zudem arbeite BASF Investor Relations eng mit der Rechtsabteilung, der Datenschutzbeauftragten des Unternehmens und einem erfahrenen Dienstleister zusammen, um die rechtlichen Anforderungen einzuhalten. Sind die Scheinwerfer erloschen, will das Unternehmen die Vor- und Nachteile neu bewerten.

Auch die Deutsche Bank richtet ihre Hauptversammlung am 22. Mai als reine Online-Veranstaltung aus. Künftig ist bei Deutschlands größtem Geldhaus ein regelmäßiger Wechsel geplant: Mindestens alle vier Jahre will der Frankfurter Dax-Konzern eine Hauptversammlung in Präsenz abhalten. So plant die Bank für 2026 erstmals seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wieder eine Präsenz-Hauptversammlung. Aktionärsvertreter sehen das virtuelle Format kritisch.

Nach dem Widerstand einer beträchtlichen Zahl von Aktionären muss Siemens seine jährliche Hauptversammlung 2026 wieder als Präsenzveranstaltung abhalten. Knapp 29 Prozent der Anteilseigner hatten bei dem diesjährigen – virtuellen – Aktionärstreffen den Vorschlag der Konzernspitze abgelehnt, auch in den nächsten beiden Jahren auf Präsenzveranstaltungen zu verzichten – so dass die notwendige Drei-Viertel-Mehrheit nicht zustande kam.

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