Leere Rentenkasse: Die Rente mit 70 hatten wir schon mal. Kommt sie bald wieder?

  • Juli 17, 2025

Die Löcher in der Rentenkasse in Deutschland wachsen, daher steigt das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre. Und dann? Kommt als Nächstes die Rente mit 70?

Wer etwas tiefer in die Geschichtsbücher schaut, wird feststellen: Die Rente mit 70, die gab’s schon mal in Deutschland. Als Reichskanzler Otto von Bismarck Ende des 19. Jahrhunderts die gesetzliche Rentenversicherung einführte, lag die Altersgrenze bei 70 Jahren. Damals bedeutete die Rente mit 70 einen großen sozialpolitischen Fortschritt. 

Zwar fielen die Altersbezüge in diesen frühen Tagen nicht üppig aus, und viele erreichten die 70 gar nicht erst. Dennoch war das „Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung“ von 1889 nach Gründung der Unfallversicherung und der gesetzlichen Krankenversicherung wenige Jahre zuvor das dritte elementare Sozialgesetz im Deutschen Kaiserreich. Und der Grundstein für die gesetzliche Rente, wie wir sie heute kennen.

Mittlerweile allerdings ist die Rente mit 70 ein Schreckgespenst, denn so lange will kaum jemand arbeiten. Muss er oder sie – nach aktueller Gesetzeslage – auch nicht. Spätestens mit 67 Jahren kann man derzeit in Rente gehen. Manche langjährige oder „besonders langjährig Versicherte“ können auch früher in den Ruhestand, sogar eine Rente mit 63 ist unter Umständen möglich. Bis 70 muss aktuell niemand arbeiten, es sei denn, man will die Rente durch einen Hinzuverdienst aufbessern. Allerdings gibt es seit Jahren immer wieder Diskussionen, ob das Renteneintrittsalter nicht noch weiter erhöht werden müsste.

Rente mit 70: Wer muss so lange arbeiten?

Derzeit erhöht sich für jeden Jahrgang, der in Rente geht, das Renteneintrittsalter um ein beziehungsweise zwei Monate. Wenn im Jahr 2031 der Geburtsjahrgang 1964 in Rente geht, ist der Prozess vorerst abgeschlossen. Aus der Rente mit 65 ist dann endgültig die Rente mit 67 geworden – so wie es der Gesetzgeber 2007 im „RV-Altersgrenzenanpassungsgesetz“ beschlossen hat. 

Grund für die Entscheidung, das Renteneintrittsalter auf 67 zu erhöhen, war die demografische Entwicklung, die die Rentenkasse in doppelter Hinsicht bedroht. Zum einen durch die steigende Lebenserwartung und den damit verbundenen längeren Rentenbezug. Zum anderen durch den bevorstehenden Renteneintritt der besonders geburtenstarken Jahrgänge. Beides setzt das Rentensystem unter Druck, weil auf mehr Rentenbezieher weniger arbeitende Einzahler kommen.

Diese Finanzierungsprobleme sind auch durch die Rente mit 67 allenfalls abgemildert, aber nicht gelöst. Denn das Verhältnis von Beitragszahlenden zu Rentnern und Rentnerinnen wird sich in den kommenden Jahren weiter verschlechtern. Und schon heute finanziert sich die Rente nicht allein durch Beiträge, ein großer Anteil kommt aus dem Bundeshaushalt, also aus Steuereinnahmen. 

Eine Lösung sehen manche Experten daher in einer weiteren Erhöhung des Rentenalters, zum Beispiel auf 69 oder sogar 70 Jahre. Prominente Ökonomen haben das wiederholt gefordert, auch in der Politik wird das immer wieder diskutiert. Die Idee hat aber auch erbitterte Gegner, zum Beispiel in den Gewerkschaften. Der Deutsche Gewerkschaftsbund betont, dass die Rente mit 70 nicht realistisch sei, weil viele Menschen – insbesondere in körperlich und mental anstrengenden Berufen – gar nicht so lange arbeiten könnten. 

Unausweichlich ist eine weitere Erhöhung des Rentenalters nicht. Es gäbe auch andere Möglichkeiten, die Rentenkasse zu entlasten – die aber auch alle ihre Probleme mit sich bringen. Eine unpopuläre Alternative wäre eine Absenkung des Rentenniveaus oder Kürzungen bei der Frührente. Man könnte auch einfach die Steuerzuschüsse erhöhen, das Geld würde dann aber an anderer Stelle fehlen. Erst in jüngster Zeit wurde die Idee einer staatlichen Aktienrente populär, dass also ein Teil der Beiträge am Kapitalmarkt investiert wird – das würde allerdings allenfalls langfristig Früchte tragen.

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