Nach Streit um Standort: Exil in Rom: Altar aus Naumburg nun in Italien

  • November 2, 2025

Um den Cranach-Triegel-Altar gibt es seit Jahren Streit. Jetzt hat er vorübergehend eine neue Heimat – ausgerechnet bei Katholiken. Die machen beim genaueren Hinsehen eine überraschende Entdeckung.

Nach jahrelangem Streit um seinen Standort hat ein Altar von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) aus dem Dom von Naumburg in Sachsen-Anhalt vorübergehend Exil in Rom gefunden. Das im 16. Jahrhundert schwer beschädigte Kunstwerk, das der Leipziger Maler Michael Triegel vor einigen Jahren wieder vervollständigte, steht nun in einer Kirche direkt neben dem Petersdom. Dort soll es bis Herbst 2027 bleiben – in der Hoffnung, dass bis dahin in Deutschland eine Lösung für den Streit gefunden ist.

Der Cranach-Triegel-Altar sorgt schon seit Jahren für Diskussionen. Eigentlich ist seine Heimat der evangelische Naumburger Dom, der unter dem Schutz des Unesco-Weltkulturerbes steht. Einige Experten sind jedoch der Ansicht, dass der modernisierte Altar im Westchor des Kirchenbaus die Sicht auf die hochmittelalterlichen Stifterfiguren beeinträchtigt. Befürchtet wird sogar, dass der Dom deshalb seinen Unesco-Titel verlieren könnte.

Standort nach 2027 weiterhin ungeklärt

Im Juli hatte die Landesregierung von Sachsen-Anhalt mitgeteilt, dass der Altar nach Kritik eines internationalen Expertenrats aus dem Westchor entfernt werden muss. Daraufhin kam die Idee auf, ihn nach Rom zu verleihen. Dort ist er nun in der katholischen Marienkirche auf dem Gelände des Campo Santo Teutonico zu sehen. Auf dem dortigen Friedhof, der von einer Laienbruderschaft verwaltet wird, befinden sich Gräber deutscher Katholiken aus mehreren Jahrhunderten.

Der Altar mit dem neuen Gemälde, in das Triegel auch Figuren aus der Moderne wie den von den Nazis hingerichteten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) malte, steht jetzt mehr als 1.300 Kilometer entfernt vom ursprünglichen Bestimmungsort. Noch ist unklar, was nach den zwei Jahren in Rom daraus wird.

Deutscher Obdachloser als Vorbild für Petrus-Figur

Beim Aufstellen im Schatten des Petersdoms gab es eine große Überraschung: Als Modell für die Petrus-Figur auf dem Gemälde (mit einer Basecap) hatte Triegel ein deutscher Obdachloser namens Burkhard Scheffler gedient, der häufig unter den Kolonnaden des Petersplatzes übernachtete. Dort erfror der Mann im Jahr 2022. Auf Bitten von Papst Franziskus wurde er auf dem deutschen Friedhof bestattet – als erster Protestant überhaupt. Der Altar ist jetzt nur wenige Meter von seinem Grab entfernt. Bis vor kurzem war das niemandem bewusst.

Das sakrale Kunstwerk wurde im Original von Lucas Cranach dem Älteren zwischen 1517 und 1519 geschaffen. Bei einem Bildersturm während der Reformationskriege wurde der Mittelteil mit der Mariendarstellung 1541 zerstört. Die Seitenflügel blieben erhalten. Ein halbes Jahrtausend später bekam Triebel den Auftrag, den Mittelteil neu zu gestalten. Vorbild für die Maria war seine damals 16-jährige Tochter. Im Juli 2022 wurde der Altar erstmals im Naumburger Dom gezeigt.

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