TV-Ausblick: Queer-Drama nimmt sich viel Zeit für viel Gefühl

  • Juli 20, 2025

Sex zu Pachelbels Kanon, Diskussionen über Tod und Taylor Swift: Warum der Film „Knochen und Namen“ mit langen Kamerapausen und stillen Momenten überrascht.

„Warum lässt du mich sterben?“, fragt Boris seinen Partner Jonathan. Er hat den Entwurf von dessen neuem Roman entdeckt. Darin erliegt eine Figur einer Krankheit, die andere fühlt sich befreit. „Was bedeutet das“, will Boris wissen. „Warum schreibst du sowas?“ „Weil mir das Angst macht“, antwortet der Schriftsteller mit zittrigem Kinn. „Dass du nicht mehr da bist.“

Es ist eine ruhige Szene und doch voller Emotionen, voller Verletzlichkeit. Dabei hatten sich die beiden doch zuletzt zusehends entfremdet. Eine Diskussion über das Kriegsdrama „Die letzte Brücke“ gipfelt auf dem Nachhauseweg in der Frage, ob Maria Schell nun rührend oder rührselig spielt. „Frag‘ mich doch nicht, wie ich’s finde, wenn du es dann gar nicht hören willst!“, sagt Jonathan.

Langfilmdebüt mit besonderen Kameraeinstellungen

Das RBB Fernsehen zeigt „Knochen und Namen“ am Sonntag um 22.00 Uhr in der Queer-Reihe der ARD. Für Zuschauerinnen und Zuschauer kann das mitunter zur Herausforderung werden. Nicht nur, weil der Film – bei später Sendezeit – mit 104 Minuten das durchschnittliche abendliche Fernsehangebot überschreitet. Die Kamera (Michael Bennett) steht auch auffällig oft still da.

Ist das Publikum eher gewohnt, dass Perspektiven wechseln, Kamerafahrten Protagonisten verfolgen und schnelle Schnitte Tempo bringen, setzt Autor und Regisseur Fabian Stumm auf vergleichsweise lange Einstellungen. Dann sieht man mitunter mal eine ganze Weile eine geschlossene Tür. Oder die Personen abgeschnitten vor auffallend hellen Wänden. Selbst die Wohnung von Schriftsteller Jonathan und Schauspieler Boris ist karg eingerichtet.

Sex zu Kanon in D-Dur

Die beiden haben zwar Sex, vertont mit Johann Pachelbels Kanon in D-Dur. Nach all den Jahren sind sie jedoch nicht mehr besonders innig. Das wird an kleinen Szenen deutlich. Aber auch, wenn man die beruflichen Wege verfolgt.

Boris (gespielt von Regisseur Stumm) probt für einen neuen Film, in dem seine Rolle neben der Beziehung zu einer Frau Gefühle für einen Mann entwickelt – und damit hadert. Peu à peu vermischen sich Job und Privatleben bei Boris.

Zwei Arten der Trauer – oder doch ein Grund zu feiern?

Jonathan (Knut Berger) wiederum recherchiert für ein neues Buch. Intensiv setzt er sich mit dem Thema Tod, dem Ende jeglicher Beziehung, auseinander. In einem Café erzählt ihm eine Frau (Anneke Kim Sarnau), dass ihr Ex-Freund kurz nach der Trennung bei einem Unfall gestorben sei. Es gebe zwei Arten der Trauer, sagt sie: Die eine leise, aber immer da. Die andere ohrenbetäubend laut.

Ein Bestatter (Godehard Giese) vertritt eine andere Perspektive: Trauer werde oft als etwas verstanden, das Angst mache und lähme. Stattdessen sollte man einen geliebten Menschen noch einmal feiern. Er selbst hat einen nüchternen Blick auf den Tod: „Am Ende sind wir doch alle nur Knochen und Namen.“

Jonathan nutzt den Besuch und steigt zum Probeliegen in einen Sarg: „‚N bisschen wie ins Bettgehen“, sagt er. Deckel zu. Bis das Handy klingelt.

Energiebündel versprüht Lebensfreude

Im Film wechseln nachdenklich-melancholische Momente mit solchen voller Lebensfreude und Energie. Hier kommt gewissermaßen als Kontrast und Unterbrechung immer wieder Nichte Josie (Alma Meyer-Prescott) ins Spiel.

Mit Tina Turner kann sie nichts anfangen, dafür mit Taylor Swift. Sie tanzt gerne. Und als präpubertäre Tochter einer Alleinerziehenden testet sie Grenzen aus, spielt Telefonstreiche, stiehlt Shampoo. Aber wirklich böse kann ihr keiner sein.

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