Promis und persönliches Leben: Tod von Papst oder Queen: Warum bewegt einen das eigentlich?

  • April 25, 2025

Am Samstag nimmt die Welt mit einer großen Trauerfeier in Rom Abschied von Papst Franziskus. Warum berührt das auch viele Menschen, die mit der Kirche gar nichts zu tun haben?

Es ist merkwürdig, dass man den Tod einer weltpolitischen Persönlichkeit als Einschnitt ins eigene Leben erfahren kann. Am Ostersonntag war der schwer von Krankheit gezeichnete Papst Franziskus unter Aufbietung seiner letzten Kräfte noch einmal aufgetreten. 

Wie er da hoch über dem Petersplatz noch einmal zu den Gläubigen sprach, wirkte er dem Irdischen schon halb entrückt. Als dann keine 24 Stunden später die Nachricht von seinem Tod um die Welt ging, berührte dies auch Menschen, die nicht in der Kirche sind.

Ein 90-Jähriger hat acht Päpste erlebt

Bei solchen Anlässen denkt man unwillkürlich zurück und fragt sich zum Beispiel, wie viele Päpste man selbst schon erlebt hat. Bei einem 30-Jährigen sind es drei, ebenso viele wie bei einem 45-Jährigen. Aber ein 50-Jähriger kann bereits auf fünf Päpste zurückblicken und ein 90-Jähriger auf acht. 

Dann ist man in Gedanken schnell bei den eigenen Eltern und Großeltern. So fällt in solchen Momenten das Allgemeine mit dem Persönlichen zusammen. 

Andreas Hamburger, Film-Psychoanalytiker und Professor für klinische Psychologie in Berlin, kann sich sogar noch gut an den Tod des großen Reformpapstes Johannes XXIII. im Jahr 1963 erinnern. „Ich war da neun Jahre alt und weiß noch, wie damals in meiner Heimatstadt München ewig lange die Glocken läuteten.“ 

Als dann 1978 der nächste Papst, Paul VI., starb, läuteten die Glocken wieder – und dann wenige Wochen später erneut. „Ich bin damals in der Früh davon aufgewacht, das weiß ich noch genau. Und ich dachte sofort: „Moment mal, jetzt kann doch nicht schon wieder der Papst gestorben sein?““ 

Doch so war es: Johannes Paul I. hatte nur 33 Tage amtiert, sodass 1978 als das „Dreipäpstejahr“ in die Geschichte einging.

Milliarden verfolgten das Staatsbegräbnis für die Queen

Im Rückblick würde Hamburger sein Leben sicher nicht in die Pontifikate der verschiedenen Päpste einteilen – das mag bei tief religiösen Menschen der Fall sein. „Aber es waren schon Zäsuren.“ 

Ein anderes Beispiel dafür ist der Tod der Queen 2022. Elizabeth II. war 70 Jahre lang Königin, ein ganzes Menschenleben lang. Ihr Staatsbegräbnis soll weltweit von Milliarden Menschen verfolgt worden sein. 

Gerade auch das ist wohl entscheidend dafür, dass sich das Ereignis so tief ins Gedächtnis einprägte: „Der Tod solcher Weltfiguren wird eben von sehr vielen Menschen zugleich geteilt. Und davon geht die Botschaft aus: Das ist wichtig.“ 

Das menschliche Gedächtnis ist kein Computer, der alles, was passiert, gleichermaßen abspeichert. Dafür ist auf der Festplatte nicht genug Platz. Es wird sich vielmehr nur an bestimmte Eckdaten erinnert – alles, was dazwischen liegt, wird vom Gehirn im Nachhinein rekonstruiert. 

Und dafür spielen kulturell markierte und medial verbreitete Ereignisse eine Rolle. „Große Figuren sind für uns dementsprechend auch Organisatoren unseres Gedächtnisses“, sagt Hamburger. 

Der Kennedy-Mord war für viele Westdeutsche traumatisch

Ein Sonderfall ist in diesem Zusammenhang die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy 1963. Besonders für die Westdeutschen, denen er noch wenige Monate zuvor versichert hatte, „ein Berliner“ zu sein, war das Attentat in Dallas ein derartiger Schock, dass viele von ihnen noch Jahrzehnte später sagen konnten, wo sie die Todesnachricht zum ersten Mal gehört hatten. 

„Das ist noch einmal eine andere Dimension, es ist ähnlich wie 9/11“, meint Hamburger. Auch bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 können sich noch sehr viele Menschen daran erinnern, wie sie die ersten Bilder der brennenden Zwillingstürme gesehen haben. „Das ist vergleichbar mit einer traumatischen Erfahrung, die wir uns in quasi eingefrorenen Bildern jederzeit wieder vor Augen rufen können.“

Wie verhält es sich nun eigentlich mit den Kanzlern der nüchternen Bundesrepublik? Hier scheint der Effekt nicht ganz so gravierend sein. Das mag damit zu tun haben, dass die Kanzler nicht im Amt sterben, sondern meist lange nach dem letzten Zapfenstreich. 

Doch auch hier kann ein Abgang tiefe Spuren hinterlassen. „Ich kann mich noch gut an den Tod von Adenauer 1967 erinnern“, erzählt Hamburger. 

Er war damals Schüler an einem Münchner Gymnasium, und am Tag der Beisetzung wurden alle in die Aula geführt, um die Übertragung der Trauerfeier im Kölner Dom zu verfolgen. „Ich weiß noch, dass sich der Kommentator an einer Stelle versprach, er sagte voller Pathos „Im hohen Köln zu Dom“.“ Anstatt: im hohen Dom zu Köln. „Da ging bei uns ein Riesengekicher los.“

Die katholische Kirche – Spezialistin für mediale Inszenierungen

Dass er das Ereignis 58 Jahre später aber auch als sehr bedeutsam in Erinnerung hat, führt er selbst auch darauf zurück, dass es so feierlich inszeniert war. Eben dafür ist die katholische Kirche mit ihren Riten, Chorälen und Liturgien ausgewiesene Spezialistin. 

Beim Papstbegräbnis an diesem Samstag sind unvergessliche Bilder garantiert: Kardinäle in blutroten Gewändern und Staatenlenker aus aller Welt vor der Kalkstein- und Marmormasse des Petersdoms. Ein weiter Platz mit einem einfachen Holzsarg in der Mitte. Großes Welttheater.

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