
Explosion in iranischem Containerhafen: Regierung spricht von „Fahrlässigkeit“
Zwei Tage nach der verheerenden Explosion mit dutzenden Toten im wichtigsten Containerhafen des Iran hat die Regierung das Unglück mit „Fahrlässigkeit“ erklärt. An der Unglücksstelle seien „Mängel“ festgestellt worden, unter anderem bei den Sicherheitsvorkehrungen, sagte Innenminister Eskander Momeni am Montag im iranischen Staatsfernsehen. Es seien bereits Verdächtige identifiziert und vorgeladen worden. Unterdessen stieg die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 46. Die Löscharbeiten am Unglücksort im Hafen Schahid Radschai nahe der Stadt Bandar Abbas gingen weiter.
Nach dem Vorfall würden 120 Menschen weiterhin stationär im Krankenhaus behandelt, erklärte Momeni. Von den mehr als tausend Verletzten seien die meisten bereits wieder aus Kliniken entlassen worden.
Die Explosion hatte sich am Samstag ereignet. Am Montag gingen die Löscharbeiten im Hafen Schahid Radschai weiter, wie auf Bildern des iranischen Staatsfernsehens zu sehen war. Aufnahmen des iranischen Roten Halbmonds zeigten dichten, pechschwarzen Rauch, der weiterhin oberhalb niedrig lodernder Flammen an einem Teil des Unglücksorts aufstieg. Das mit dem Iran verbündete Russland entsandte Einsatzkräfte zur Bekämpfung der Flammen.
Nach Angaben der iranischen Zollbehörde war die Explosion offenbar durch einen Brand in einem Lager für Chemikalien und Gefahrgut ausgelöst worden. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Sonntag „gründliche“ Ermittlungen angeordnet, um „jegliche Fahrlässigkeit oder Absicht aufzudecken“.
Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf eine Quelle mit Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden, in dem Hafen sei Natriumperchlorat explodiert. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Inhaltsstoff von Festbrennstoff für Raketen. Ein Sprecher des iranischen Verteidigungsministeriums betonte dagegen, in dem Hafen habe es „keinerlei Ladung für militärischen Treibstoff oder militärische Nutzung“ gegeben.
Der Hafen Schahid Radschai liegt mehr als tausend Kilometer südlich von Teheran an der Straße von Hormus, durch die rund ein Fünftel der globalen Ölproduktion transportiert wird. Die Explosion ereignete sich während laufender Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA im Oman.
Israel, das den Bau einer Atombombe durch den Iran unbedingt verhindern will, lehnt das bisherige Atomabkommen vehement ab, aus dem die USA 2018 ausgestiegen waren. Von einem Sabotageakt sprachen die iranischen Behörden nach der Hafenexplosion aber nicht.