KZ-Gedenkstätten: Neugestaltung von KZ-Gedenkorten in Bayern

  • April 28, 2025

Die Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager erinnern an die Gräueltaten, zu denen Menschen fähig sind. 80 Jahre nach der Befreiung der Häftlinge wird vieles neu gestaltet, auch in Bayern.

80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieges werden in Bayern viele Gedenkstätten an den Standorten ehemaliger Konzentrationslager samt Außenlagern neugestaltet. Allein für Dachau rechnet die Stiftung Bayerische Gedenkstätten mit Kosten von rund 38,8 Millionen Euro für Bund und Freistaat. In den rekonstruierten Häftlingsbaracken solle ein Lern- und Ausstellungszentrum entstehen, sagte die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gabriele Hammermann, mit Blick auf die Befreiung des Lagers vor 80 Jahren, am 29. April 1945. 

Neuer Lernort in Dachauer Häftlingsbaracken

Das Lager in Dachau wurde im März 1933 wenige Wochen nach der Machtergreifung von den Nationalsozialisten errichtet und galt als Vorbild für spätere Bauten. Hinzu kamen 140 Außenlager mit teilweise mehreren Tausend Häftlingen. Insgesamt mehr als 200.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen waren hier inhaftiert, mindestens 41.500 Häftlinge starben an Hunger, Krankheiten, Folter, Mord und den Folgen der KZ-Haft.

Die einstigen Häftlingsbaracken sind nicht mehr im Original erhalten, wurden aber in den 1960er Jahren nachgebaut. Nun soll alles neu gestaltet werden, auch mit einer Ausstellung. Besucherinnen und Besucher aus aller Welt sollen erfahren, unter welchen Bedingungen die inhaftierten Menschen dort leben mussten. 

Auch die ehemaligen Außenlager sollen verstärkt in den Blick genommen werden. Neue Gedenkstätten sollen entstehen, etwa an der ehemaligen Bunkerbaustelle im Mühldorfer Hart. In Dachau verhandelt die Stiftung mit der Stadt, um den sogenannten Kräutergarten zu übernehmen, einer großen Gärtnerei samt Versuchsgut, die bei den Häftlingen wegen ihrer harten Bedingungen gefürchtet war. 

Steinbruch und Häftlingstreppe in Flossenbürg

Für die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und für die Gemeinde des Ortes ist der Umgang mit dem inzwischen stillgelegten Granit-Steinbruch ein Thema. Die Nationalsozialisten hatten das Lager errichtet, um Steine für ihre Prunkbauten zu gewinnen. Die KZ-Häftlinge mussten härteste Zwangsarbeit verrichten – dem nationalsozialistischen Konzept „Vernichtung durch Arbeit“ folgend. Rund 100.000 Menschen waren in Flossenbürg und den Außenlagern zwischen 1938 und 1945 inhaftiert, 30.000 Menschen starben. Am 23. April 1945 befreiten Soldaten der US-Armee das KZ in der Oberpfalz. 

Nach dem Krieg wurde der Abbau jahrzehntelang zivil weiterbetrieben – bis März 2024. Jetzt ist er Teil der Gedenkstätte. Neben der Abbaufläche umfasst das Areal nach Angaben der Stiftung Bayerische Gedenkstätten auch Relikte wie eine Schmiede, eine Schlosserei, ein Verwaltungsgebäude oder Fundamente von Rüstungsfertigungshallen. 

Als erstes Projekt soll der Stiftung zufolge das Verwaltungsgebäude im Eingangsbereich saniert werden. Sie geht von Kosten in Höhe von 8,9 Millionen Euro aus, die ungefähr zur Hälfte vom Freistaat und vom Bund gezahlt werden. In einem nächsten Schritt wolle man den Bereich der Häftlingstreppe der Gedenkstätte zur Verfügung stellen, über die die Menschen täglich zu ihrer harten Arbeit in den Steinbruch hinabstiegen. Sie spiele als Folter- und Mordstätte bis heute eine wichtige Rolle im kollektiven Gedächtnis der Überlebenden und ihrer Familien, erklärte die Stiftung.

Halle 116 in Augsburg „nicht mehr standsicher“

Viel zu tun gibt es auch in Augsburg. Rund eineinhalb Jahre nach der Eröffnung einer Ausstellung in einem ehemaligen KZ-Außenlager musste die Stadt das Gebäude gegen einen drohenden Einsturz absichern. Die Halle 116, früher Teil einer Kaserne, war erst im Herbst 2023 nach jahrzehntelangen Diskussionen als Erinnerungs- und Bildungsort eröffnet worden. Vor wenigen Wochen stellte man bei einer Routinekontrolle fest, dass das ganze Gebäude „nicht mehr standsicher“ ist. Die Halle wurde gesperrt, derzeit sind keine Besuche möglich.

Nach Angaben eines Stadtsprechers wird der Sanierungsumfang ermittelt, dann wird geplant. Dabei geht es auch um die Frage, wann die Halle wieder öffnen kann. Vorläufig rechnet die Stadt mit 200.000 Euro Kosten für die Sanierung. 

Zwangsarbeit in Augsburger Rüstungsbetrieben

Die Halle 116 war ab 1944 ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Etwa 2.000 Menschen wurden dort unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten, viele mussten in den Augsburger Rüstungsbetrieben arbeiten. Nach dem Krieg nutzte die US-Armee die Kaserne bis Ende der 1990er Jahre. Danach setzten sich Bürgerinitiativen dafür ein, dass das Gebäude nicht abgerissen und zu einem Ort des Gedenkens und Lernens wird.

Geschichte KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

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