morgen|stern: Trump feiert sich selbst vor einer halb leeren Halle – die Lage am Morgen

  • April 30, 2025

Der US-Präsident malt sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Zum 100. Tag seiner Amtszeit tut Trump das, was er am liebsten tut: Er lobt sich selbst. Was sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

der US-Präsident vermisst den Wahlkampf. Das sagt er nicht nur in seiner Rede zum 100. Tag seiner Präsidentschaft, es ist auch zu spüren. Zur Feier dieses Meilensteins tritt Donald Trump am Dienstagabend Ortszeit vor seinen Anhängern in Michigan auf. Es ist keine feierliche Ansprache, es ist ein gewohnt ketzerischer Wahlkampf-Auftritt. Denn Trump hat bereits die Midterm-Wahlen im Visier.

Immer im Blick: die politischen Gegner. Seinen Vorgänger Joe Biden zeichnet er als sabbernden, senilen Mann. Demokraten seien „radikale Irre“ und „Kriminelle“. Zehntausende Bundesbeamte nennt er „inkompetent“ und „korrupt“.

Sich selbst preist er dagegen in den höchsten Tönen. Der Wirtschaft ginge es so gut wie nie, die Preise würden sinken, er habe die Meinungsfreiheit in den USA wiederhergestellt. Manches Mal wird er unterbrochen von „USA! USA!“-Rufen. Die versammelte MAGA-Truppe bejubelt auch ein düsteres Video, das die Abschiebung von Männern nach El Salvador zeigt – ohne Gerichtsprozess, ohne Urteil.

Der Beginn seiner Präsidentschaft seien „die erfolgreichsten 100 Tage einer Regierung in der Geschichte unseres Landes“ gewesen, ist sich Trump sicher.

Viele von Trumps Vorhaben sind unpopulär

Dummerweise zeichnen die Umfragen ein anderes Bild. Lediglich 39 bis 44 Prozent finden Trumps Vorhaben gut. Deutlich weniger, als seine Vorgänger nach 100 Tagen verzeichneten. Verbraucherinnen und Verbraucher klagen über die anhaltend hohe Inflation. Zahlreiche seiner Dekrete landen vor Gericht. Die Familien der Abgeschobenen klagen ebenfalls. Und die Maßnahmen von Trump-Buddy Elon Musk haben fast so viel gekostet, wie sie einsparen sollten.

Dass diese Zahlen ihm vielleicht doch Sorgen bereiten, deutet lediglich sein Geschimpfe über die „gefälschten Umfragen“ an, die eigentlich bei 60 bis 70 Prozent liegen würden. Quelle? Sein Bauchgefühl. Doch auch der Veranstaltungsort, ausgelegt für 4000 Menschen, ist halb leer, berichten Journalisten vor Ort.

Trump ist in seiner zweiten Amtszeit. Ein drittes Mal darf er nicht antreten, auch wenn er damit kokettiert. Verliert er jedoch bei den Zwischenwahlen 2026 die Mehrheit im Kongress, dürfte sein politisches Leben wesentlich schwerer werden. Erste Demokraten drohen bereits mit einem neuen Amtsenthebungsverfahren.

Nach 90 Minuten ist das Getöse beendet. Unter den Klängen von „YMCA“ zeigt Trump seine ikonischen Tanzbewegungen, und verlässt die geliebte Wahlkampfbühne.

Am Donnerstag ist Feiertag, dann pausiert dieser Newsletter. Sie lesen am Freitag wieder von mir, wenn Sie mögen. Tanzen Sie fröhlich in den Mai!

Ihre Mirjam Bittner

Rechter Jugendterror: Ein Fall für den neuen Innenminister

Ein Rechercheteam von stern und RTL hat sich undercover in rechtsextreme Jugendgruppen eingeschleust. Die Ergebnisse sind erschreckend: Teenager, sogar Kinder, radikalisieren sich in Chatgruppen – und schreiten danach zur Tat. Die Kolleginnen und Kollegen konnten mit ihrer Recherche gar einen mutmaßlichen Angriff auf ein Flüchtlingsheim in Brandenburg verhindern. 

Im „5-Minuten-Talk“ berichtet die Undercover-Reporterin Angelique Geray von ihren Erlebnissen. Und die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz besprechen, warum die Enthüllung auf die Agenda des künftigen Innenministers Alexander Dobrindt gehört.

Stimmt die SPD dem Koalitionsvertrag zu?

Um 10.30 Uhr wissen wir mehr. Dann will die SPD-Führung bekannt geben, ob die Parteibasis dem Koalitionsvertrag mit der Union zustimmt. Und die Wählerinnen und Wähler wissen, ob die neue Regierung unter Führung von Friedrich Merz nun zustande kommt. Dass die SPD ablehnt, hält mein stern-Kollege Florian Schillat für unwahrscheinlich. So oder so stehen der Partei aber turbulente Tage bevor, prophezeit er:

Gundula Gause wird 60

Ob Bruch der Ampelkoalition, Kriegsgeschehen oder auch mal gute Nachrichten: Gundula Gause ist eine Konstante im deutschen Fernsehen. Seit mehr als 30 Jahren moderiert die Journalistin das „heute journal“ im ZDF, heute feiert sie ihren 60. Geburtstag.

Zu diesem Anlass hat der stern ihr 60 Fragen gestellt. Wir wollten unter anderem von ihr wissen: „Welcher Käse liegt auf Ihrem obligatorischen Käsebrot vor der Sendung?“ Das kurzweilige Interview von Lisa Frieda Cossham und Moritz Herrmann lesen Sie hier:

Was heute sonst noch wichtig wird

Zum Evangelischen Kirchentag werden 150.000 Besucherinnen und Besucher in Hannover erwartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht ein Grußwort.Heute vor 50 Jahren endete der Vietnamkrieg mit der Eroberung der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt) durch nordvietnamesische Truppen. Es sind unter anderem eine Militärparade und eine Drohnenshow geplant.Im Gerichtsverfahren um die „Sommermärchen“-Affäre sagen der frühere FIFA-Generalsekretär Urs Linsi und der frühere Beckenbauer-Berater Günter Netzer aus. Möglich ist, dass das Verfahren gegen den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger eingestellt wird.

Mit Material der Agenturen.

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