Umwelt: Schonzeit-Ausnahmen für Gams in Oberbayern aufgehoben

  • Mai 7, 2025

Über viele Jahre durften Gämsen und anderes Wild in bestimmten Alpenwäldern teils ganzjährig gejagt werden. Nach einem Gerichtsurteil hob die Regierung von Oberbayern diese Ausnahmeverordnung nun auf.

Die Regierung von Oberbayern hat ihre Ausnahmeregelung für die Jagd auf Gams-, Reh- und Rotwild außerhalb der gesetzlichen Schonzeiten in den Sanierungsgebieten der Alpenwälder aufgehoben. Eine Nachfolgeregelung gibt es derzeit nicht. Hintergrund ist unter anderem eine erfolgreiche Klage des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) gegen diese Schonzeitverkürzung.

Ausnahmeverordnungen zur Schonzeitaufhebung in den betreffenden Gebieten gab es seit vielen Jahren. Die jüngste, 2019 erlassene und im Juli 2024 ausgelaufene Verordnung hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im November 2024 rückwirkend für unwirksam erklärt.

Im Dezember 2024 erließ die Regierung von Oberbayern erneut eine solche Verordnung. Dagegen ging der Jagdverband vor. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kassierte die Verordnung im Januar 2025 daraufhin vorläufig ein. Zum 24. April hob sie die Regierung von Oberbayern nun auf, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Jagdverband: „Ohrfeige für das Forstministerium“

Dies sei eine logische Folge der BJV-Klage und der Urteilsbegründung aus Leipzig, sagte dazu Jagdverbands-Präsident Ernst Weidenbusch. Der Vorgang sei eine Ohrfeige für das Forstministerium. 

Die Schonzeitausnahmeverordnung hatte die Jagd auf Gämsen und Reh- und Rotwild in den Sanierungsgebieten alpenländischer Schutzwälder teils ganzjährig ermöglicht und sollte Wildverbiss eindämmen. Dies sorgte über Jahre für Streit zwischen Behörden und Naturschutzverbänden und beschäftigte Gerichte. In der Diskussion war insbesondere der Zuschnitt beziehungsweise die Größe der Flächen, für die die Verordnung bestand.

Als Schutzwälder gelten solche, die tiefer liegende Siedlungen, Infrastruktur und Landschaft vor Erosion, Muren- und Lawinenabgängen schützen sollen. Den Bayerischen Staatsforsten zufolge dienen etwa 60 Prozent der Gebirgswaldflächen als Schutzwald.

Eine neue Schonzeitverordnung müsste von den Staatsforsten beantragt werden, sagte ein Sprecher der Regierung von Oberbayern. Ein solcher Antrag liege derzeit nicht vor. 

Staatsforsten: Handlungsoptionen prüfen

Die Staatsforsten teilten mit, verschiedene Handlungsoptionen würden geprüft. Die Notwendigkeit, die Gams in ausgewählten Schutzwaldsanierungsgebieten ganzjährig zu bejagen beziehungsweise zu vergrämen, sei unbestritten, sagte ein Sprecher.

Schutzwälder würden durch Anpflanzungen mit einem großen finanziellen, personellen und logistischen Aufwand gepflegt. „Die jungen Pflanzen auf diesen wichtigen Flächen sind auch von Wildverbiss durch Gämsen, Rehe und Hirsche bedroht.“ Eine regelmäßige Bejagung oder Vergrämung – teils ganzjährig – vertreibe das Wild von den Sanierungsflächen, so dass der junge Schutzwald aufwachsen könne.

Sollte es eine Nachfolgeverordnung geben, müsste diese „auf die echten Sanierungsflächen beschränkt“ sein und die zulässige Jagdausübung detailliert regeln, forderte BJV-Chef Weidenbusch.

Welche Argumente aufeinandertreffen

Aus Sicht des BJV befördert der erhöhte Jagddruck den Verbiss in den Wäldern, da sich das Wild Schutz suchend in die Wälder zurückziehe und dort an Zweigen knabbere anstatt auf Wiesen zu äsen. Außerdem verbrauchten die Tiere durch das verstärkte Bejagen mehr Energie und müssten mehr fressen.

Der Bund Naturschutz (BN) argumentiert dagegen, ein wichtiges Ziel der Schonzeitaufhebung sei es, durch den erhöhten Jagddruck die Gämsen aus den Sanierungsgebieten in höhere, weniger bewaldete Regionen zu vergrämen.

Laut dem „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2024“ des Forstministeriums nahmen Schäden durch Wildverbiss in den vergangenen drei Jahren zu, bei der Tanne beispielsweise von 17 auf 23 Prozent.

  • Ähnliche Beiträge

    • Mai 7, 2025
    80 Jahre nach Kriegsende: Schwesig: Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung

    Vor 80 Jahren trat die Kapitulation der Wehrmacht in Kraft. Der Zweite Weltkrieg war in Europa offiziell zu Ende. Er hatte unermessliches Leid gebracht. Auch der Landtag in MV erinnerte daran.

    • Mai 7, 2025
    Syriens Übergangspräsident al-Schaara von Macron in Paris empfangen

    Der syrische Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat bei seiner ersten Europareise als Staatschef den französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris getroffen. Macron begrüßte al-Schaara am Mittwoch zunächst im Hof des Élysée-Palastes. Macron werde bei dem Gespräch auf den Schutz von Zivilisten in Syrien drängen, hatte sein Büro zuvor mitgeteilt. „Wir verlangen, dass alle Zivilisten, unabhängig von ihrer Abstammung und Religion, geschützt werden“, hieß es aus dem Elysée. 

    Du hast verpasst

    Syriens Übergangspräsident al-Schaara von Macron in Paris empfangen

    • Mai 7, 2025
    Syriens Übergangspräsident al-Schaara von Macron in Paris empfangen

    80 Jahre nach Kriegsende: Schwesig: Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung

    • Mai 7, 2025
    80 Jahre nach Kriegsende: Schwesig: Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung

    Tötungsdelikt: Obdachlose Frau gestorben – 19-Jähriger in U-Haft

    • Mai 7, 2025
    Tötungsdelikt: Obdachlose Frau gestorben – 19-Jähriger in U-Haft

    Fußball-Bundesliga: Medien: RB Leipzig in Kontakt mit Ancelotti-Sohn Davide

    • Mai 7, 2025
    Fußball-Bundesliga: Medien: RB Leipzig in Kontakt mit Ancelotti-Sohn Davide

    Spitzelsoftware Pegasus: Hacker lesen bei Whatsapp mit – jetzt müssen sie Millionen zahlen

    • Mai 7, 2025
    Spitzelsoftware Pegasus: Hacker lesen bei Whatsapp mit – jetzt müssen sie Millionen zahlen

    Tarifverhandlungen: Mehr Geld für Beschäftigte in Kfz-Werkstätten

    • Mai 7, 2025
    Tarifverhandlungen: Mehr Geld für Beschäftigte in Kfz-Werkstätten