
Beim 75. Deutsche Filmpreis wurde in Berlin der Thriller „September 5“ mit neun Lolas prämiert, unter anderem für den besten Film.
Am Freitagabend ist in Berlin der 75. Deutsche Filmpreis verliehen worden. Der Hauptpreis für den besten Spielfilm ging an den Thriller „September 5“ – mit Abstand der Gewinner des Abends. Mit Silber wurde das heimlich im Iran gedrehte Drama „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ ausgezeichnet, die Bronze-Lola bekam die Filmbiografie „In Liebe, Eure Hilde“ über Hilde Coppi.
„September 5“, ein Film über die Geiselnahme von israelischen Sportlern durch palästinensische Terroristen während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München, räumte insgesamt neun Preise ab, darunter den für die beste Regie, das beste Drehbuch, die beste Kamera und den besten Schnitt. Auch der Preis für die beste weibliche Nebenrolle ging an den Film, genauer gesagt an Leonie Benesch.
Beste Hauptdarstellerin: Liv Lisa Fries
Als beste Hauptdarstellerin wurde Liv Lisa Fries für ihre Rolle in „In Liebe, eure Hilde“ ausgezeichnet. Bester Hauptdarsteller wurde Misagh Zare für seine Darstellung in „Die Saat des heiligen Feigenbaums“. Damit stach er Sam Riley aus, der dieses Jahr sogar zweimal in der Kategorie nominiert war.
Als bester männlicher Nebendarsteller wurde Godehard Giese ausgezeichnet, der in „Sad Jokes“ zu sehen ist. Der beste Dokumentarfilm ist „Petra Kelly – Act Now“ geworden, die Lola für den besten Kinderfilm bekam „Akiko, der fliegende Affe“. Der Ehrenpreis ging dieses Jahr an Casting-Direktorin An Dorthe Braker. Sie fand etwa die richtige Besetzung für Filme wie „Der Untergang“, „Lola Rennt“ und „Der Baader Meinhof Komplex“. Durch den an vielen Stellen politischen und emotionalen Abend führte Christian Friedel als Moderator.
Tod von Margot Friedländer erschüttert Filmschaffende
Besonders der überraschende Tod von Margot Friedländer sorgte während der Zeremonie für Bestürzung im Theater am Potsdamer Platz. Pianist Igor Levit, der eigentlich „nur“ den Preis für die Beste Filmmusik übergeben sollte, überbrachte dem Publikum die Todesmeldung und hielt unter Tränen eine berührende Rede auf die verstorbene Holocaust-Überlebende. Nach einer Schweigeminute sagte er vor dem stehenden Raum der Filmschaffenden unter anderem: „Sie war ein großes Wunder. Ihre Existenz, ihr Leben, war eine Aufforderung, ihr gerecht zu werden. Ihre nicht mehr reale Existenz unter uns ist eine noch größere Aufforderung, ihr gerecht zu werden.“ Die meisten der Anwesenden hatten dabei Tränen in den Augen.
Ein Jahr zuvor stand Friedländer selbst auf der Bühne des Deutschen Filmpreises und hatte eine Rede für gesellschaftliches Miteinander gehalten. Ihr Tod inspirierte auch den Liedermacher Wolf Biermann zu einer Rede während seines Auftritts. Er erklärte, dass er angesichts der Befreiung Deutschlands durch die Alliierten von den Nationalsozialisten kein Pazifist sein könne. „Wer keine Angst hat, ist ein Trottel“, sagte er, bevor er zu seinem Song „Du lass‘ Dich nicht verhärten“ ansetzte.
Zahlreiche politische Statements
Die Bühne des Filmpreises wurde an diesem Abend für viele weitere politische Kommentare genutzt. Moderator Friedel betonte gleich zu Anfang die Wichtigkeit der Künste: „Empathie ist Stärke und Kunst und Kino können dabei helfen und das ist auch ein Grund, weshalb man niemals an der Kultur sparen sollte.“ Iris Berben sagte bei ihrer Laudatio für den besten Dokumentarfilm: „Wir müssen alle sehr viel lauter sein.“ Und der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer positionierte sich zu Donald Trumps geplanten Zöllen auf ausländische Filme mit den Worten: „Es fehlt nur noch, dass er morgen Zölle auf Witze einführt, damit man sich nicht mehr über ihn lustig macht.“