
Sein Chef ist wegen Bestechlichkeit schon zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nun findet sich auch sein ehemaliger Mitarbeiter in ungewohnter Rolle vor Gericht wieder.
Ein Frankfurter Staatsanwalt und früherer Mitarbeiter einer Ermittlungsstelle gegen Korruption hat im Prozess gegen ihn den Vorwurf der Beihilfe zur Untreue abgestritten. Er habe nie einen Zweifel daran gehabt, dass sein Vorgehen nicht korrekt sein könne, sagte der 38-Jährige im Frankfurter Landgericht. Die Anklagebehörde wirft ihm vor, einem bereits verurteilten Ex-Oberstaatsanwalt bei dessen Taten geholfen zu haben, indem er unter anderem überflüssige Gutachtenaufträge erteilte.
Beide Juristen waren bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt in der Ermittlungsstelle gegen Korruption beschäftigt. Geleitet wurde diese von dem mittlerweile wegen Bestechlichkeit und Untreue rechtskräftig verurteilten Ex-Oberstaatsanwalt. Gemeinsam mit einem befreundeten Unternehmer hatte dieser ein korruptes System etabliert, das ihm mehr als zehn Jahre lang illegale Einnahmen sicherte. Dabei vergab er als Ermittler Gutachtenaufträge an Sachverständige einer Firma, an der er heimlich beteiligt war.
„Über jeden Zweifel erhaben“
Der nun Angeklagte begann im März 2017 als junger Jurist seine Arbeit bei dieser Ermittlungsstelle. Bereits nach wenigen Wochen soll er der Anklage zufolge zum ersten Mal in Absprache mit seinem Chef einen Gutachtenauftrag fortgeschrieben haben – dies stritt er in dem Prozess jedoch ab. Anders als in der Anklage dargelegt, habe er auch nicht Rechnungen der Sachverständigen geprüft, sagte er weiterhin. Der Ex-Oberstaatsanwalt als Leiter sei damals nicht nur für ihn „über jeden Zweifel erhaben“ gewesen, die Abläufe in der Ermittlungsstelle seien von niemandem hinterfragt worden.
Die Anklagebehörde geht davon aus, dass durch seine Taten dem Land Hessen ein Schaden von über 248.000 Euro entstanden ist. Im Gegensatz zu dem Ex-Oberstaatsanwalt soll sich der 38-Jährige jedoch nicht persönlich bereichert haben.
Nach der bisherigen Planung soll der Prozess bis Ende Juli dauern.