„Großer Revolutionär“: Uruguays Ex-Präsident Mujica im Alter von 89 Jahren gestorben

  • Mai 14, 2025

Staatschef mit Strickjacke und Ikone der lateinamerikanischen Linken: Uruguays Ex-Präsident José „Pepe“ Mujica ist im Alter von 89 Jahren gestorben. „Mit tiefer Trauer verkünden wir den Tod unseres Kameraden Pepe Mujica“, erklärte Uruguays Präsident Yamandú Orsi am Dienstag im Onlinedienst X. Die Regierung kündigte eine dreitägige Staatstrauer an. Linksgerichtete Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika und Europa würdigten Mujica als „Vorbild“ und „großen Revolutionär“.

Nach der Nachricht vom Tod Mujicas kam es in Uruguays Hauptstadt Montevideo zu spontanen Trauerbekundungen. Anhänger von Mujicas Bewegung für Volksbeteiligung (MPP) versammelten sich vor der Parteizentrale und beschrifteten riesige Transparente mit der Aufschrift „Hasta siempre, viejo querido“ (Bis in alle Ewigkeit, alter Freund). Vorbeifahrende Radfahrer riefen: „Pepe auf ewig“. Die Regierung teilte mit, dass Mujicas Leichnam am Mittwoch in den Parlamentspalast überführt und dort aufgebahrt werde.

In einem unscheinbaren Eckcafé im Zentrum Montevideos erinnerte sich der Kellner Walter Larus daran, dass Mujica kurz nach seinem Amtsantritt 2010 auf ein Steak vorbeischaute. „Er fühlte und lebte wie ein normaler Mensch, nicht wie die heutigen Politiker, die reich zu sein scheinen“, sagte der 53-Jährige.

Der wegen seines bescheidenen Lebensstils als „ärmster Präsident der Welt“ geltende Mujica wurde von der lateinamerikanischen Linken als Ikone verehrt. Er spendete den Großteil seines Präsidentengehalts, fuhr einen „Käfer“ von Volkswagen aus dem Jahr 1987 und lebte mit seiner Frau und seinem dreibeinigen Hund auf einem kleinen Bauernhof am Rande der uruguayischen Hauptstadt Montevideo. Sympathisch war vielen Menschen auch sein einfacher Kleidungsstil – am liebsten trat Mujica hemdsärmelig und in Strickjacke auf.

Mujica selbst wies die Bezeichnung „ärmster Präsident der Welt“ in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP 2012 zurück. „Ich lebe nicht in Armut“, sagte er damals. „Ich lebe in Sparsamkeit. Ich brauche wenig zum Leben.“

Mujica hatte in den 1960er-Jahren die Tupamaros-Stadtguerilla mitbegründet. Die Zeit der Diktatur in Uruguay von 1973 bis 1985 verbrachte Mujica im Gefängnis, wo er gefoltert wurde und lange in Einzelhaft gehalten wurde. Nach seiner Freilassung gründete er die MPP, die größte linke Partei des Landes, im Jahr 1995 wurde er in das uruguayische Parlament gewählt.

Von 2010 bis 2015 amtierte er als Präsident des südamerikanischen Landes. Während seiner Amtszeit legalisierte Mujica Abtreibungen, gleichgeschlechtliche Ehen und Cannabis. Der derzeitige Präsident Orsi gilt als sein Zögling.

Im Mai vergangenen Jahres wurde bei Mujica Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Seine Frau Lucía Topolansky, ebenfalls Ex-Guerilla-Kämpferin der Tupamaros, hatte in dieser Woche erklärt, Mujica werde palliativmedizinisch versorgt.

Linksgerichtete Spitzenpolitiker aus ganz Lateinamerika und Europa äußerten sich nach der Nachricht von Mujicas Tod betroffen. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum nannte den Verstorbenen ein „Vorbild für Lateinamerika und die ganze Welt“. Nach den Worten von Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ging Mujicas  „menschliche Größe über Uruguay und seine Präsidentschaft hinaus“. 

Kolumbiens Staatschef Gustavo Petro, selbst ein ehemaliger Guerrilla-Kämpfer – würdigte Mujica als „einen großen Revolutionär“. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez sagte, Mujica habe sein Leben lang für „eine bessere Welt“ gewirkt. Guatemala Präsident Bernardo Arévalo würdigte ihn als „Beispiel für Demut und Größe“.

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