
Der Ausstieg aus der Braunkohle hat die Tagebaudörfer mitten in der Umsiedlung getroffen. Die neuen Orte sollen die traditionellen Dorfnamen tragen. Der Zusatz „Alt-“ macht künftig den Unterschied.
Die vor dem Abbaggern geretteten Dörfer Keyenberg, Kuckum und Berverath am Braunkohletagebau Garzweiler unterscheiden sich künftig durch ein vorgestelltes „Alt-“ von den Umsiedlungsorten mit dem gleichen Ortsnamen. Die Orte, an denen jetzt die meisten früheren Bewohner leben, sollen dagegen die ursprünglichen Dorfnamen ohne Zusatz tragen. Diesen Entschluss traf der Stadtrat von Erkelenz, nachdem eine Bürgerbeteiligung in den vergangene Monaten kein Ergebnis erbracht hatte.
„Der größte Teil der Bewohner und Vereine ist am neuen Standort“, sagte ein Ratsmitglied. „Keiner von uns wollte umsiedeln“, berichtete ein anderer Lokalpolitiker, doch es sei immer versprochen worden: „Ihr behaltet Euren Namen.“ Verlässlichkeit sei wichtig. Entschieden wurde auch, dass die Dörfer Unterwestrich und Oberwestrich ihre Namen behalten und der Umsiedlungsstandort künftig Westrich heißt. Die Umbenennung soll am 1. Juli 2026 in Kraft treten.
Der Ratsbeschluss wurde nötig, weil die Einigung über den vorzeitigen Ausstieg aus der Braunkohleförderung im Jahr 2022 mitten im Umsiedlungsprozess getroffen wurde. In den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath am Tagebau Garzweiler hatten sich die meisten schon für einen Umzug entschieden und das alte Haus verkauft. Doch die Dörfer werden nicht abgebaggert, sondern erhalten.
Die meisten Bewohner sind umgezogen
Die meisten Bewohner wohnen inzwischen in den Neubauvierteln, die – noch – den Dorfnamen mit dem Zusatz „-neu“ tragen. Von den ursprünglich fast 1.600 Bewohnern leben inzwischen nur noch 229 Einheimische in den alten Orten am Tagebau, außerdem 354 Geflüchtete. Alle Dörfer befinden sich auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz, die insgesamt 45.000 Einwohner hat.
Bürgermeister Stephan Muckel (CDU) sprach von einer „sicher sehr emotionalen Entscheidung“. Der Stadtrat benötigte aber keine halbe Stunde für ein Votum. Jedoch stehen weitere Entscheidungen bevor, denn auch Straßennamen wurden in die neuen Orte mitgenommen.
Am benachbarten Tagebau Hambach gab es bereits im vorigen Sommer eine Umbenennung. Das einstige Dorf Morschenich heißt nun Bürgewald. Den Namen Morschenich trägt der Ort, an dem die umgesiedelten Bewohner leben.