Beratungsstelle „Sekten-Info“: Bilanz der Sekten-Info: Exorzismus und Verschwörungsglauben

  • Mai 16, 2025

Krieg in Europa, Klimakrise, wirtschaftliche Unsicherheit – viele Menschen suchen nach Halt – und geraten manchmal an unseriöse Angebote. Die NRW-Sekten-Beratungsstelle hat reichlich zu tun.

Schulverweigerung wegen Verschwörungsglauben, teure Coaching-Kurse mit unseriösen Versprechungen und religiöser Fundamentalismus bis hin zum vermeintlichen Exorzismus – die landesweite Beratungsstelle Sekten-Info NRW in Essen hat im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Anfragen und Beratungsfälle verzeichnet. 

Mit 972 Anfragen lag der Andrang etwa auf Vorjahresniveau (2023: 1.016), nur bei gut einem Viertel der Anfragen kamen die Betroffenen dabei aus eigener Initiative zur Beratungsstelle. Meist ging die Initiative stattdessen von Angehörigen, Bekannten oder staatlichen Institutionen wie der Jugendhilfe aus, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Bericht der vom Land geförderten Einrichtung.

„Befreiungsgebet“ und Exorzismus gegen Krankheit

Besonders auffällig war aus Sicht der Berater ein deutlicher Zuwachs beim religiösen Fundamentalismus. Vielfach suchten Menschen oder ihre Angehörigen dabei Hilfe bei der Ablösung von fundamental geprägten Freikirchengemeinden oder religiösen Gruppen, weil sie sich durch enge Glaubensregeln bedrängt sehen, heißt es im Bericht.

Manche fundamental christliche Gruppen gingen so weit, Dämonen als Ursache für Krankheiten oder unerwünschte sexuelle Einstellungen anzunehmen. Diese würden dann mit „Befreiungsgebeten“ oder exorzistischen Ritualen vermeintlich bekämpft. „Solche Interventionen können zu schweren Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen führen und die Entstehung einer depressiven Erkrankung begünstigen“, warnen die Fachleute. 

Lieber auswandern, als Kinder auf staatliche Schulen zu schicken

66 Mal ging es im vergangenen Jahr um den Verdacht der Kindeswohlgefährdung; vielfach wegen Missachtung der Schulpflicht durch Eltern, die an Verschwörungstheorien glauben. Anhänger solcher Theorien sähen die staatlichen Schulen nämlich als Propagandawerkzeug mit dem Ziel, die Kinder zu hörigen Anhängern der Regierung zu erziehen und ihnen das freie Denken abzugewöhnen, heißt es im Bericht. 

Viele solcher Eltern unternähmen große Anstrengungen, um ihre Kinder nicht auf eine deutsche Schule schicken zu müssen. Einige wanderten mit der gesamten Familie in Länder wie Russland oder Paraguay aus, andere meldeten ihre Kinder von der Schule ab mit der Begründung, sie seien auf einer Langzeitreise, heißt es im Bericht. 

Als Beispiel für Verschwörungsglauben und Staatsablehnung nennt der Bericht auch den in dieser Woche verbotenen Verein „Königreich Deutschland“, der als größte Gruppierung sogenannter Reichsbürger und Selbstverwalter gilt.

Teure Coaches – zweifelhafte Männlichkeits-Seminare

Bedenkliche und unseriöse Angebote registrierten die NRW-Berater auch in der sogenannten Coaching-Szene: Berater versprächen dabei schnellen Erfolg, Reichtum und finanzielle Unabhängigkeit durch ihre Kurse. Günstige Lockangebote führten aber vielfach zu völlig überteuerten Folgeseminaren oder Ausbildungen. Auffällig seien sogenannte Männlichkeits-Seminare, in denen Männer ihre männliche „Energie“ zurückgewinnen sollen, um in der Beziehung zu Frauen endlich wieder die Führung zu übernehmen. Einige Coaches ermutigten dazu, Aggressionen freien Lauf zu lassen, um die „Lebensenergie“ nicht zu blockieren, so der Bericht. Es sei dabei zu sexuellen Grenzüberschreitungen bis hin zu Vergewaltigungen gekommen. 

Ein Alarmsignal sei, wenn Coaches Lösungen für ganz verschiedene Probleme auf einmal anböten. Teilnehmer sollten auch misstrauisch werden, wenn bei Präsenzveranstaltungen Geheimhaltungsklauseln vorgeschrieben, Türen abgeschlossen oder Handys eingesammelt würden, warnen die Fachleute.

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