
Zur Promi-Folge von „Kitchen Impossible“ hat Tim Mälzer zwei Rapper mit um die Welt geschickt: Marteria und Sido mackern in der Feuerküche. Ein feuchter Dude-Bro-Traum.
Ein krakeliger Penis, auf ein Zettelchen gemalt, liegt nach einer Viertelstunde „Kitchen Impossible“ auf dem Tisch. Und man ahnt es: Diese Folge der Kochshow ist Dude-Bro-Territorium. Dude-Bros, das sind verletzliche Männerfreunde, die aus Unsicherheit Mackersprüche klopfen. „Niveau: Tiefgang“, kommentiert Mälzer den Zettel und lacht.
Im Highlight-Duell der Jubiläumsstaffel tritt Tim Mälzer mal wieder gegen seinen Kontrahenten The Duc Ngo an. Beide haben sich Verstärkung geholt. The Duc Ngo kocht mit Rapper Sido, mit dem er befreundet sei. Mälzer hat Marteria eingeladen. Der weiß: „Bei Kitchen Impossible geht’s um Kochen“. Das ist schonmal ein Anfang. „Kitchen Impossible“ sei zwar „hoch elitär“, erklärt Mälzer, aber die Musiker sitzen als Amateure am Tisch. Heute heißen sie deshalb „Siggi“ und „Marten“. Sido stellt sich dann aber doch lieber als Paul vor.
Der kleine Penis-Zettel kommt mit den ersten beiden Gerichten, die Mälzer und Marteria nachkochen sollen. Absender: Sido und The Duc Ngo. „Wird Zeit, dass der geile Hecht dem Kugelfisch zeigt, wo der Haken hängt“, steht dabei. Später heißt es in der Antwort: „Sonnige Grüße und feuchte Träume.“
Mälzer ruft: „Das kriegen wir gebacken, ihr Pimmels“. Und Sido sinniert beim Feuerholz anzündeln: „Da fühlt man sich so männlich, ne?“ – Nachdem er sich von einer Frau, die seit Jahrzehnten hier kocht, die Feuerstelle hat zeigen lassen. Highlight des Dudebro-Quadrells: Ein nackter Po wird in die Kamera gestreckt.
Zwei Köche und zwei Rapper fliegen um die Welt. Die Reise geht in drei Länder, nach Griechenland, Südafrika und Albanien. 37 Länder wurden bei „Kitchen Impossible“ schon bereist. Der kulturelle Kontext kommt dabei üblicherweise etwas kurz. Da wird aus einer griechischen Pfanne eine „Paella“. Viel Zeit für Landeskunde ist auch diesmal nicht, in Griechenland wird immerhin geangelt, in Südafrika Löwen und Pinguine angeguckt.
Ähnlich respektbefreit wie übereinander sprechen die vier leider manchmal auch über die lokalen Küchen. Da liegt „Irgendwas, was man nicht so recht definieren kann“ auf dem Teller, und ein traditioneller Festtagseintopf wird „graubraune Soße“. Nun denn.
Kitchen Impossible: Das waren die Aufgaben
Mälzer und Marteria in Santorini: „Santorini ist für mich spröde“, sagt Mälzer. Klingt erstmal nach einer Beleidigung, aber hinter einer spröden Schale verbergen sich die schönsten Dinge, ergänzt er. Auf Tim Mälzers Lieblingsinsel müssen die beiden Fava aus Erbsen und Bohnen kochen. Fava wurde früher in Tontöpfen zubereitet, erklärt die Köchin Christina Retsina, die lokale Küche mit Twist kocht. Dazu wird Kapernmarmelade mit Balsamico serviert. Außerdem einen „Flunzen“, wie Mälzer sagt. Eine Art Tomatenfrikadelle mit Taramas. „Diese rosa Paste, die du sonst immer zum Fressen kriegst!“ Dass im Muschelgericht mit Reisnudeln das Jod in der Brühe von getrockneten Kombu-Algen kommt, schmecken die beiden nicht heraus. Schneiden aber trotzdem nicht schlecht ab.
The Duc Ngo und Sido in Südafrika: Die Kontrahenten fliegen derweil dagegen Langstrecke, es geht nach Gansbaai in Südafrika. Hier sollen beide das südafrikanische Nationalgericht „Bobotie“ nachkochen. Einen Auflauf mit Hackfleisch und Rosinen. Dazu gibt es ein süßes, zwiebeliges Bananen-Sambal, also eine dickflüssige Soße. Hausmannskost für den Sonntagstisch. Ein Familiengericht, ist The Duc Ngos Einschätzung. „Easy!“ Schon beim Einkaufen allerdings beginnen die Patzer. Der südafrikanische Koch merkt sofort, dass die beiden Rosinen statt Cranberries verwenden. Aber Moment, viel schlimmer: Es fehlen Eier! Während Sido die Gurken schnippelt, verhilft The Duc Ngo dem Auflauf zu Sommerbräune. Und zu punktemäßigem Fast-Gleichstand.
Mälzer und Marteria in Albanien. Im hübschen Bergdorf Preze gibt es einen Eintopf, der normalerweise auf offener Flamme gekocht wird. Alle Zutaten stammen aus der Region. Köchin Shpresa Alushi und ihr Sohn Olsi kochen gemeinsam Familienrezepte. Mälzer und Marteria pulen akribisch den Byrekteig auseinander, der mit Tomaten und Zwiebeln gefüllt ist. Außerdem wird ein dickflüssiger Eintopf serviert, der mit einem „alten Getreide“ gebunden scheint, vermutet Mälzer. Kastanienmehl? Buchweizenmehl? Beides falsch. Weil ihm die Farbe nicht gefällt, bröselt Mälzer kurzerhand eine Hand voll Asche in den Topf.
The Duc Ngo & Sido in Langebaan: Wenn man schon einmal am anderen Ende der Welt ist: Das zweite Team bleibt in Südafrika und fährt zum Restaurant „Die Strandloper“, das für sein Barbecue direkt am Meer bekannt ist. Es gibt Brot und Grillfisch – klingt einfacher, als es ist. Vor allem, weil auch das Brot aus dem Feuerofen kommt. Der Snoek, eine sehr typisch südafrikanische Makrelenart, ist ein großer Fisch. „Man muss mit der Hitze des Feuers umgehen“, erklärt Köchin Elaine Blaauw, der Grat zwischen roh und verbrannt sei schmal. „Es ist harte Arbeit, aber es wird euch Spaß machen.“ Sido bekommt diesmal eine richtige Aufgabe vom Chef: „Siggi, keine Gurken mehr, jetzt Kohle!“
Kitchen Impossible: Der lustigste Dialog
Es blubbert! Der Geflügeleintopf Qull wird in Albanien im heißen Tontopf serviert. Das Fleisch zerfällt beim Servieren mit der Kelle, so zart ist es. Nur: Im albanischen Hochsommer ist so ein deftiges Wintergericht ganz schön schwere Kost.
Marteria: Wow! Das ist geil!
Mälzer: Nein, ist es nicht. Guck mal, wie das blubbert.
Unverständliche Klagelaute von Mälzer.
Mälzer: Weißt du, ich könnte gerade wachsweiche Eier zwischen meinen Arschbacken kochen, so heiß ist das. Was willst du denn jetzt gerade noch mit einem Eintopf?
Marteria: Das ist so, wie wenn du am Nordpol bist und ein „Calippo“ bekommst!
Der peinlichste Fauxpas
Küchentechnisch: Ein großzügiger Löffel Brühe, den Tim Mälzer in den sowieso schon matschigen Tomatenteig schwappt. „Yummy, Yummy, Yummy“, flötet er erst noch. Aus Kuchenteig wird so allerdings Pampe, die den Gästen entsprechend zwischen den Zähnen klebt. „Ja, das war dumm“, gibt Mälzer später zu.
Viel schlimmer aber ein menschlicher Fauxpas: Die Hälfte der dreistündigen Fernsehsendung spielt in Südafrika. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sind dort schwarz, etwa 7 Prozent weiß. In der dreistündigen Sendung kommen so einige Südafrikaner zu Wort – aber nicht eine einzige Schwarze Person. Schlimmer noch: In der ersten Challenge lassen sich The Duc Ngo und Sido „Bobotie“ zubereiten. Ein Gericht, das südostasiatische Sklaven mitbrachten, die von den holländischen Kolonialherrschern ans Kap verschleppt wurden. Erklärt wird das nicht. Aber ausgerechnet ein weißer Koch darf sein „Bobotie“-Rezept teilen – noch dazu sind fast alle Testesser weiß.
Die größte Überraschung
Ist das schon Schmu? The Duc Ngo und Sido haben quasi gar kein Problem mit Zutaten und Zubereitung. Das liegt auch daran, dass sie im Supermarkt für ihr Hauptgericht eine passende Gewürzmischung inklusive Rezept „finden“. Aber Hochmut kommt vor dem Fall (in der Gunst der Testesser): Der Auflauf sieht ähnlich aus, schmecke aber leider wie Bolognese, sagen die. Zu wenig Geschmack, zu wenig Gewürze. Und das Bananensambal sehe aus „wie Babynahrung“. Am Ende sind die beiden nur eine Messerspitze besser – trotz Rezept!
Der Gewinner
Von wegen leichte Hausmannskost: Vier besonders strenge Panels bewerten das Rapper-Köche-Quadrell. „Deine Wassersuppe mit Fischeinlage“, spottet Mälzer noch, als es niedrige Punktzahlen hagelt. Mit 11,3 gegen 11,5 liegen Marteria und Mälzer dann aber nur ganz knapp vorn. „Umarmen? Küssen?“, fragt The Duc Ngo und zur Versöhnung knuddeln und schmatzen sich alle vier Dude-Bros noch einmal – auf ganz männliche Art natürlich.
„Kitchen Impossible“ ist immer sonntags ab 20.15 Uhr auf Vox zu sehen. Diese und später auch alle anderen Folgen von „Kitchen Impossible“ können bei RTL+ gestreamt werden.
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