Rekordstand: 2024 wurden 18 Fußballfelder Urwald zerstört – und das minütlich

  • Mai 21, 2025

Noch nie ging so viel Fläche Urwald verloren wie im vergangenen Jahr, so das Ergebnis einer Studie. Für fast die Hälfte der Zerstörungen sind demnach Brände verantwortlich.

„Alarmstufe rot“: Angesichts des fortschreitenden Klimawandels hat die Zerstörung tropischer Urwälder laut einer Studie im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten erreicht. Wie die Forschungsorganisation World Resources Institute (WRI) am Mittwoch mitteilte, wurden 2024 insgesamt 6,7 Millionen Hektar Tropen-Urwald zerstört und damit eine Fläche von der Größe Panamas. Dies sei der höchste Stand seit dem Beginn der Erhebung entsprechender Daten im Jahr 2002.

„Dieses Ausmaß der Zerstörung tropischer Wälder ist vollkommen beispiellos in mehr als 20 Jahren der Datenerhebung“, erklärte WRI-Co-Direktorin Elizabeth Goldman. „Das ist weltweit Alarmstufe rot.“

Der Bericht konzentriert sich auf Tropenwälder, die am stärksten bedroht und besonders wichtig für die Artenvielfalt und die Speicherung des Treibhausgases CO2 sind. Das WRI wertete dafür zusammen mit der University of Maryland aktuelle Daten der Plattform Global Forest Watch aus, die seit 2002 Information zur Zerstörung tropischer Urwälder zusammenträgt. Demnach wurde vergangenes Jahr minütlich eine Fläche von der Größe von 18 Fußballfeldern zerstört. Im Vergleich zu 2023 sei dies ein Anstieg um 80 Prozent.

Brände erstmals Hauptursache für Zerstörung des Urwalds

Fast die Hälfte der Zerstörungen geht der Studie zufolge auf Brände zurück. Sie sind damit erstmals ein wichtigerer Faktor für die Tropenwaldzerstörung als die Landwirtschaft. Durch die Waldbrände wurden nach Erkenntnissen der Experten 3,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. Das ist etwas mehr als die jährlichen Emissionen des Energiesektors von Indien.

Auch wenn Waldbrände durchaus natürliche Ursachen haben können, werden laut WRI die meisten Feuer in Tropenwäldern vom Menschen verursacht. Überdies trägt der von Menschen gemachte Klimawandel zu häufigeren und intensiveren Waldbränden bei.

2024 war weltweit das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wissenschaftler führen die Rekordtemperaturen auf den fortschreitenden Klimawandel zurück, der insbesondere durch die weiterhin massive Nutzung fossiler Energieträger verursacht wird, sowie auf das Klimaphänomen El Niño.

Allein Brasilien registrierte vergangenes Jahr die Zerstörung von 2,8 Millionen Hektar Urwald, zwei Drittel davon durch Brände. Diese würden oft gelegt, um Platz für den Anbau von Soja oder für Viehweiden zu machen, erläuterte das WRI.

Brasilianisches Amazonas-Gebiet besonders betroffen

2023 hatte Brasilien noch relativ gute Daten zur Waldentwicklung vorlegen können, weil Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva im ersten Jahr seiner neuen Amtszeit Schutzmaßnahmen verfügte. „Dieser Fortschritt wird weiter durch die Expansion der Landwirtschaft bedroht“, warnte WRI-Forscherin Sarah Carter. Besonders stark von den Waldzerstörungen betroffen war das brasilianische Amazonas-Gebiet. Dort erreichten die Zerstörungen den größten Umfang seit 2016.

Die WRI-Zahlen, die alle Ursachen für die Waldzerstörung einbeziehen, stehen im Widerspruch zu denen des brasilianischen Waldmonitors MapBiomas, die vergangenen Donnerstag vorgelegt worden waren. Demnach war die Entwaldung in Brasilien 2024 zurückgegangen. Der Schutz der Wälder als wichtige CO2-Speicher gehört zu den Prioritäten der brasilianischen Präsidentschaft bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz (COP30), die im November in der Amazonas-Metropole Belém stattfindet.

Den zweiten Platz auf der Rangliste der weltweiten Tropenwald-Zerstörung belegt laut WRI Brasiliens Nachbarland Bolivien, wo vergangenes Jahr drei Mal so viel Wald zerstört worden sei wie im Vorjahr. Hauptfaktor seien auch dort Brände gewesen. Ein Großteil davon seien gelegt worden, um Platz für „Bauernhöfe von industriellem Ausmaß“ zu machen, heißt es in der Studie.

Besserer Schutz in Indonesien und Malaysia

Auch im Kongo und in der Demokratischen Republik Kongo hat sich die Lage der Studie zufolge 2024 deutlich verschlechtert. Immerhin in den südostasiatischen Ländern Indonesien und Malaysia verbesserte sich der Schutz der Tropenwälder.

Die Verdrängung von Tropenwäldern ist historisch gesehen insbesondere auf vier Produkte zurückzuführen: Palmöl, Soja, Rindfleisch und Holz. Während es in manchen Bereichen wie dem Palmöl Verbesserungen in puncto Walderhalt gab, treten mit der erhöhten Nachfrage nach anderen Produkten wie Avocados aus Mexiko oder dem vermehrten Anbau von Kakaobohnen und Kaffeebohnen neue Probleme auf.

Die Ursachen für die Waldzerstörung blieben also „nicht immer dieselben“, erklärte Rod Taylor, Leiter des WRI-Waldprogramms. So bereiteten mittlerweile auch der Bergbau und die Nachfrage nach bestimmten Metallen verstärkt Probleme.

  • Ähnliche Beiträge

    • Mai 21, 2025
    Kriminalität: Streit um Kleidung – Jugendlicher in Haft

    Ein Streit zwischen Jugendlichen in Kiel eskaliert. Am Ende landet ein 17-Jähriger mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus. Nun stellt sich sein Kontrahent – mit Folgen.

    • Mai 21, 2025
    Vorwurf der Körperverletzung: US-Sänger Chris Brown kommt auf Kaution frei

    Eine knappe Woche saß der R&B-Star in England wegen des Verdachts auf schwere Körperverletzung in Untersuchungshaft. Nun ist er auf freiem Fuß – doch dafür muss er einen Millionenbetrag hinterlegen.

    Du hast verpasst

    Vorwurf der Körperverletzung: US-Sänger Chris Brown kommt auf Kaution frei

    • Mai 21, 2025
    Vorwurf der Körperverletzung: US-Sänger Chris Brown kommt auf Kaution frei

    Kriminalität: Streit um Kleidung – Jugendlicher in Haft

    • Mai 21, 2025
    Kriminalität: Streit um Kleidung – Jugendlicher in Haft

    Landtag: Warm-up für die Wahl 2027: Lechner attackiert Lies

    • Mai 21, 2025
    Landtag: Warm-up für die Wahl 2027: Lechner attackiert Lies

    Saarbrücken: Prozess um Doppelmord: Plädoyers erwartet

    • Mai 21, 2025
    Saarbrücken: Prozess um Doppelmord: Plädoyers erwartet

    Chinesen gegen hohe Zahlungen eingeschleust: Festnahmen in Schleswig-Holstein

    • Mai 21, 2025
    Chinesen gegen hohe Zahlungen eingeschleust: Festnahmen in Schleswig-Holstein

    Gewalt gegen Polizisten: Senatorin zu Messerattacke auf Polizisten: Komplexer Fall

    • Mai 21, 2025
    Gewalt gegen Polizisten: Senatorin zu Messerattacke auf Polizisten: Komplexer Fall