Schulen: An Förderzentren für geistige Entwicklung fehlen 300 Plätze

  • Mai 27, 2025

Der Start des neuen Schuljahres ist noch etwas hin, doch schon jetzt ist klar: Es gibt in Bayern viel zu wenige Plätze für geistig beeinträchtigte Erstklässler. Nun wird um Lösungen gerungen.

An den Förderzentren für Kinder mit geistiger Beeinträchtigung fehlen zum neuen Schuljahr in Bayern bislang rund 300 Plätze. So viele angehende Erstklässlerinnen und Erstklässler stehen aufgrund von Raum- und Personalengpässen derzeit noch auf den Wartelisten der Zentren, wie das Kultusministerium der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage bestätigte. Betroffen sind vor allem die Großräume München, Nürnberg, Augsburg, Neu-Ulm sowie Ingolstadt und Eichstätt. 

„Die aktuelle Situation ist eine enorme Belastung für alle Beteiligten, sowohl für die Kinder und ihre Eltern als auch für unsere Lehrkräfte und Schulleitungen“, räumte Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) ein. Für die betroffenen Kinder müssten nun passende Lösungen gefunden werden. 

Ursache für sprunghaften Anstieg noch unklar

Das neue Schuljahr ist zwar noch einige Zeit hin. Doch schon jetzt ist klar, dass Bayern – ebenso wie andere Bundesländer – von einem sprunghaften Anstieg bei der Zahl der Anmeldungen für Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung überrascht wurde. „Die Gründe für diese in dieser Form nicht vorhersehbare Entwicklung sind bislang nicht valide erklärbar und werden aktuell wissenschaftlich untersucht“, erläuterte das Ministerium.

Stolz hatte am Montag Vertreter der überwiegend von konfessionellen Trägern getragenen Förderzentren, der Schulaufwandsträger, der Schulaufsicht sowie der Eingliederungshilfe zusammengerufen. Dem Treffen sollen weitere regionale Dialogforen folgen, um lokale Lösungen für die Kinder und ihre Eltern zu finden. „Dabei hat die individuelle Förderung der Talente eines jeden einzelnen Kindes für mich absolute Priorität“, sagte Stolz der dpa. „Deswegen ist Inklusion in Bayern auch die Aufgabe aller Schulen – nicht nur der Förderschulen.“

Verschiedene Lösungen denkbar – langfristig mehr Plätze nötig

Möglich ist daher, dass die betroffenen Kinder statt an ein spezialisiertes Förderzentrum an eine Regel-Grundschule mit Inklusionsprofil kommen. Oder dass durch gezielte Personalumschichtungen und die Schaffung zusätzlicher Räume etwa durch das Aufstellen von Containern Kapazitäten geschaffen werden. Auch ist denkbar, Klassen für Schüler mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung an Förderzentren mit anderen Förderschwerpunkten einzurichten. Es könnten auch Kinder im Übergangsbereich zum Förderschwerpunkt Lernen an Sonderpädagogischen Förderzentren beschult werden.

Wenn nicht anders möglich, so käme gegebenenfalls auch eine leichte Reduzierung des Unterrichtsangebots in Betracht, ergänzte das Ministerium. „Ziel der Maßnahmen ist es, die Zahl der Wartelistenplätze an den Förderzentren bis zum Start des Schuljahres 2025/2026 soweit zu reduzieren wie nur irgendwie möglich.“ Langfristig sei der Ausbau des Angebots an Förderzentren sowie an geeigneten inklusiven Maßnahmen an allgemeinen Schulen ebenso wie die Gewinnung zusätzlichen Personals unbedingt nötig.

Die Inklusion von Kindern mit Behinderung ist in Bayern Aufgabe aller Schulen. Die Eltern können entscheiden, ob ihr Kind eine Regelschule mit Inklusionsprofil besucht, sofern etwa eine entsprechende Tandemklasse mit einer Lehrkraft und einer sonderpädagogischen Fachkraft im jeweiligen Einzelfall auch tatsächlich zur Verfügung steht. Alternativ gibt es im Freistaat 87 Förderzentren mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Überdies existieren zahlreiche weitere Zentren mit den Schwerpunkten Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung, Hören, Sehen sowie körperliche und motorische Entwicklung.

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