Forderungspapier: Schülervertretung will mehrstufiges Schulsystem abschaffen

  • Juni 12, 2025

Der Landeschülerausschuss hält Unterricht und Organisation der Berliner Schulen für veraltet und fordert Reformen. Er stellt dabei auch die Systemfrage.

Die Berliner Schülervertretung fordert eine Abschaffung des mehrstufigen Schulsystems in der Stadt. Das bisherige System sei veraltet und biete keine Chancengerechtigkeit, heißt es in einem Papier, das der Landesschülerausschuss Berlin anlässlich eines Kongresses veröffentlichte. Es müsse daher durch die Gemeinschaftsschule als einzige Schulform ersetzt werden. 

In Berlin besuchen Schüler eine Grundschule, ehe sie – in der Regel nach der sechsten Klasse – in eine weiterführende Schule wechseln. Das kann ein Gymnasium oder eine Integrierte Sekundarschule (ISS) sein. Qualifizierte Schulabschlüsse sind hier nach neun oder zehn Jahren möglich, Abitur nach zwölf (Gymnasium) beziehungsweise 13 Jahren (ISS). Daneben gibt es Gemeinschaftsschulen, in denen Schüler bis zu zehn Jahre durchgehend zusammen lernen.

Frühe Aufteilung verfestige die soziale Spaltung

„Das aktuelle Schulsystem verstärkt noch immer massive soziale Ungleichheiten“, schreiben die Schülerinnen und Schüler. DerBildungserfolg der Schüler hänge maßgeblich von ihrem sozioökonomischenoder Migrationshintergrund ab. 

Die frühe Aufteilung nach der Grundschule verfestige die soziale Spaltung, statt sie zu überwinden. „Gleichzeitig fehlt es vielen Schulen an Ausstattung und Ressourcen, um den Anforderungen modernen, inklusiven Lernens gerecht zu werden.“ 

Nur noch eine Schulform

Die Gemeinschaftsschule sei besser: „Gemeinschaftsschulen fördern individuelle Lernwege, soziale Integration und die Entwicklung einer solidarischen Schulkultur“, heißt es in dem Papier. Sie ermöglichten Teamarbeit, projektbasiertes Lernen und gute Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Abschlüssen. In einer einheitlichen Schulform, in der alle Schüler gemeinsam, lange und voneinander lernten, entstehe eine Grundlage für eine zukunftsfähige und inklusive Schule für alle.

Machen Hausaufgaben noch Sinn? 

In seinem Forderungspapier plädiert der Landesschülerausschuss auch dafür, Hausaufgaben und perspektivisch auch Schulnoten abzuschaffen. Lernen müsse ohne Leistungsdruck und Kontrolle möglich sein. „Der pädagogische Nutzen von Hausaufgaben ist minimal – insbesondere, wenn sie nicht individuell auf den Lernstand abgestimmt sind. Vielmehr erzeugen sie Stress, Frust und Unmut“, heißt es im Papier.

Schulnoten sollen weg 

Auch die klassische Benotung reduziere Schülerinnen und Schüler auf Zahlen – ohne dabei deren individuellen Stärken, Entwicklungswege oder Lernbedingungen zu berücksichtigen. „In der Praxis führt das zu Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und Versagensängsten, ohne dabeiwirkliche Vergleichbarkeit und Informationen zur Weiterentwicklung zu bieten“, schreiben die Schüler. 

„Wir sehen es daher als notwendig an, dass Noten als zentrales Bewertungssystem grundsätzlich hinterfragt und perspektivisch ersetzt werden.“ Für die Primarstufe, also die Klassenstufen eins bis sechs, fordert die Schülervertretung die vollständige Abschaffung der Zensuren zugunsten „aussagekräftiger, entwicklungsorientierter Rückmeldungen“. In der Sekundarstufe I und II solle eine stufenweise Umstellung erfolgen – mit Ausnahme der Abschlussprüfungen.

  • Ähnliche Beiträge

    • Juni 13, 2025
    DB will für mehr Pünktlichkeit auch schon geplante Baustellen verschieben

    Angesichts schlechter Pünktlichkeitswerte ändert die Deutsche Bahn (DB) ihre Strategie und ist bereit, auch schon geplante Baustellen zur Sanierung des Streckennetzes zu verschieben. Die für Digitalisierung und Technik zuständige Vorständin Daniela Gerd tom Markotten sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Freitag, das Verschieben von Baustellen in die nächsten Jahre „darf jedenfalls kein Tabu mehr sein“. Bislang hatte die Bahn der Sanierung den Vorzug eingeräumt.

    • Juni 13, 2025
    Unfall im Hafen: Betrunkener Kapitän rammt Seeschiff

    Zu viel Alkohol vorm Dienst, und das bei einem Frachtschiffkapitän: Beim Ablegen im Bremer Hafen fährt er gegen ein anderes Schiff. Jetzt ermittelt die Polizei gegen den Schiffsführer.

    Du hast verpasst

    Weltblutspendetag: 2.000 Blutkonserven in Bayern benötigt – pro Tag

    • Juni 13, 2025
    Weltblutspendetag: 2.000 Blutkonserven in Bayern benötigt – pro Tag

    Brände: Drei Pkw und zwei Boote brennen auf Straßentrailer in Kiel

    • Juni 13, 2025
    Brände: Drei Pkw und zwei Boote brennen auf Straßentrailer in Kiel

    Unfall im Hafen: Betrunkener Kapitän rammt Seeschiff

    • Juni 13, 2025
    Unfall im Hafen: Betrunkener Kapitän rammt Seeschiff

    DB will für mehr Pünktlichkeit auch schon geplante Baustellen verschieben

    • Juni 13, 2025
    DB will für mehr Pünktlichkeit auch schon geplante Baustellen verschieben

    Tourismus: Landkreis Harz kauft Brockenkuppe für 3,5 Millionen Euro

    • Juni 13, 2025
    Tourismus: Landkreis Harz kauft Brockenkuppe für 3,5 Millionen Euro

    Demografischer Wandel: „Ein kleiner Piks“ – Junge Blutspender werden gesucht

    • Juni 13, 2025
    Demografischer Wandel: „Ein kleiner Piks“ – Junge Blutspender werden gesucht