
Das UNHCR veröffentlicht seinen globalen Bericht für 2024: Die Zahl der Rückkehrer stieg beachtlich. Doch darin sieht das Flüchtlingswerk nicht nur gute Nachrichten.
Es ist ein bemerkenswerter Anstieg, den das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, kurz UNHCR, in seinen „Global Trends“ für das Jahr 2024 verzeichnet: Insgesamt 9,8 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen kehrten im vergangenen Jahr in ihrer Heimat zurück. Dabei handelt es sich um 8,2 Millionen Binnenvertriebene, Menschen also, die innerhalb der eigenen Landesgrenzen flüchteten. Die Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um über 60 Prozent. Dies betraf vor allem Menschen in Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo.
Zu den fast zehn Millionen Rückkehrern zählen allerdings auch 1,6 Millionen Flüchtlinge, die aus anderen Ländern in ihre Heimat zurückkehren konnten, 54 Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie seit dem Jahr 2002 nicht mehr. 92 Prozent dieser Menschen kehrten in nur vier Länder zurück: An der Spitze stehen um die 512.000 Syrer, gefolgt von Südsudanesen, Afghanen und Ukrainern.
Katharina Thote, Vertreterin von UNHCR in Deutschland, sieht in diesen Zahlen nicht nur gute Nachrichten. Sie sagt zum stern: „Darunter sind viele Afghanen, die ausgewiesen wurden und unter Zwang zurückgegangen sind. Darunter sind Syrer, die in der Heimat, einem nach wie vor instabilen Land, oft vor dem Nichts stehen. Und darunter sind Südsudanesen, die aus dem Sudan zurückgekehrt sind – nicht, weil es in ihrer Heimat nun sicher ist, sondern weil ihr Zufluchtsort, der Sudan, von einem Bürgerkrieg heimgesucht wurde und diese Menschen erneut fliehen mussten.“
UNHCR: 122,1 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht
Laut dem Flüchtlingshilfswerk waren Ende April schätzungsweise 122,1 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Das sind etwa um die zwei Millionen Menschen mehr als noch im Jahr zuvor. Damit stabilisiert sich die Zahl der weltweit Vertriebenen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Die meisten Menschen flohen aus dem Sudan. Dem Bericht des UNHCR zufolge hat der Krieg im Sudan die größte globale Vertreibungskrise der Welt verursacht: 14,3 Millionen Menschen sind von ihr betroffen. Damit rutscht Syrien mit 13,5 Millionen Menschen, die innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht sind, auf Platz zwei. Es folgen Afghanistan mit 10,3 Millionen und die Ukraine mit 8,8 Millionen gewaltsam vertriebenen Menschen.
Die Zahl der Asylanträge stieg auf insgesamt 8,4 Millionen laufende Anträge – ein neues Allzeithoch. Neu gestellt wurden 2024 knapp drei Millionen individuelle Asylanträge. Die meisten wurden im vergangenen Jahr in den USA gestellt, gefolgt von Ägypten. Deutschland rutschte mit 229.800 neu gestellten Anträgen von Platz zwei auf Platz drei. Hierzulande gingen die Asylanträge im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent zurück.