Album Nr. 47: Zu viel Musik: Van Morrison hat ein Luxusproblem

  • Juni 13, 2025

Van Morrison produziert mehr Musik, als er derzeit veröffentlichen kann. Auf seinem neuen Album sind Songs, die er schon vor Jahren aufgenommen hat. Auch ein Oscar-nominierter Song ist darunter.

Nur wenige Musiker sind auf ihre alten Tage so produktiv wie Van Morrison. Der 79-Jährige bringt jedes Jahr ein neues Album heraus und hat jetzt ein Luxusproblem. Der rastlose Brite nimmt so viel Musik auf, dass es einen Rückstau bei den Veröffentlichungen gibt, wie er selbst sagt.

„Es gibt neue Arrangements und Projekte, die einfach nur herumliegen und Staub ansetzen“, erzählte Morrison in einem auf seiner Website veröffentlichten Interview. „Der Vertrieb kann nur eine bestimmte Menge auf einmal bewältigen. Zwei Platten pro Jahr wäre schwierig, eine ist machbar.“

Nach drei Jahren wieder ein Album mit Eigenkompositionen

Dieses Jahr schafft „Remembering Now“ etwas Abhilfe. Das neue Album von Van Morrison enthält wieder Lieder, die er schon vor Jahren aufgenommen hatte. Darunter der launige Auftaktsong „Down To Joy“, der eifrigen Kinogängern bekannt vorkommen dürfte. Er war nämlich 2021 im Film „Belfast“ von Kenneth Branagh zu hören und für einen Oscar nominiert.

„Das hätte schon vor langer Zeit herauskommen sollen“, sagte Morrison, der das Lied eigens für „Belfast“ geschrieben hat. „Es liegt einfach an Prioritäten und dem richtigen Timing.“ Die nostalgischen Coveralben „Moving On Skiffle“ und „Accentuate The Positive“ hätten zunächst Vorrang gehabt.

Um Belfast, Morrisons Geburts- und Heimatstadt, dreht sich übrigens auch der bluesige Titelsong. „This is who I am. This is where we are. Back in Belfast. This is how I started“ („Das bin ich. Hier stehen wir jetzt. Zurück in Belfast. So hat alles begonnen“) singt er. „It’s like you never left where you started from“ („Es ist, als wär man nie weggewesen“).

„Remembering Now“ ist Van Morrisons erstes Album mit neuen Originalsongs seit drei Jahren – bei seinem Tempo fast schon eine lange Zeit. Der Mann mit der unverwechselbar ikonischen Stimme präsentiert eine zeitlose Mischung aus Pop, Folk, Soul, Blues, Jazz und Country. Typisch Van Morrison eben.

Spaß im Studio gegen Ärger über Corona-Lockdown

Die neuen Songs entstanden parallel zu den letzten Alben während des Lockdowns. In dieser Zeit sorgte Morrison mit seiner Verärgerung über einige der Corona-Maßnahmen und die Einschränkung von Konzerten für eine Kontroverse.

„In dieser Zeit habe ich ziemlich viel negatives Feedback bekommen“, berichtete er, ohne näher darauf einzugehen. „Deshalb wollte ich einfach irgendwas machen. Wir Musiker wollten einfach etwas tun, was Spaß bringt. Es ging uns überhaupt nicht darum, irgendein Statement abzugeben.“

Besonders schön sind das melancholische „Haven’t Lost My Sense Of Wonder“ und die groovige Soulnummer „Back To Writing Love Songs“. Der Text zu „Every Time I See A River“ stammt von Songwriter-Legende Don Black („Diamonds Are Forever“, „No Matter What“). „Er schickt mir ständig Songtexte, und meistens passt es“, erzählte Morrison. „Es war keine gezielte Entscheidung. Es ist einfach passiert.“

Morrisons Rezept: „Nicht versuchen, populär zu sein“

„Remembering Now“ ist bereits das 47. Studioalbum von Van Morrison, der stimmlich immer noch stark und so unverwechselbar klingt wie vor einigen Jahrzehnten. Auch musikalisch ist bei dem Nordiren kein Leistungsabfall erkennbar. Der Sänger hat dafür sogar eine Erklärung.

„Im Grunde komme ich aus dem Jazz, nicht aus dem Pop, nicht aus dem Rock, nichts, was kommerziell ist“, sagte er. „Ich verfolge also einen jazzigen Ansatz – nicht zu versuchen, eine gewisse Zeit populär zu sein, und sich nicht manipulieren zu lassen. Wenn du von Anfang an dein eigenes Ding machst, kommst du gar nicht erst in diese Maschinerie rein.“

Darüber, wie ein Album beim Publikum ankomme, mache er sich keine Gedanken. „Das ist nicht meine Aufgabe“, stellte der Sänger klar. „Mein Job ist es, die Musik zu machen.“ Und das soll laut Van Morrison auch so weitergehen. „Es gibt immer noch mehr Musik.“

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