Bezahlbare Mobilität: Abschaffung der Familienreservierung: Druck auf Bahn steigt

  • Juni 13, 2025

Die Deutsche Bahn hat mit der Abschaffung der Familienreservierung für Fernreisen in ein Wespennest gestochen. Die Empörung ebbt auch nach Tagen nicht ab. Inzwischen gibt es sogar eine Petition.

Die Deutsche Bahn steht wegen der Abschaffung der Familienreservierung bei Fernreisen immer stärker unter Druck. Nach erneuter Kritik aus den Regierungsfraktionen gibt es inzwischen auch eine Petition für den Erhalt der Buchungsoption. Gestartet hat diese der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der sich für eine ökologische Verkehrswende einsetzt. Mehr als 4.500 Unterschriften sind bereits zusammengekommen (Stand: 13. Juni, 11.00 Uhr).

Bahn erhöht Reservierungspreise

„Gerade in Zeiten, in denen die Deutsche Bahn mehr Fahrgäste für den Fernverkehr sucht, sollte sie schauen, wie das Reisen für alle attraktiver wird“, heißt es in dem Aufruf des VCD. „Bisher war genau das durch die Familienreservierung möglich: Für Kinder unter 14 Jahren konnten die Sitzplätze kostenlos mitgebucht werden. Dass dieser Service ersatzlos gestrichen werden soll, bedeutet höhere Kosten.“ 

Der bundeseigene Konzern hatte am Dienstag mitgeteilt, dass Familien künftig nicht mehr zum Pauschalpreis beliebig viele Sitzplätze für sich und die Kinder reservieren können. Stattdessen müssen alle Reisenden – auch Kinder – jeweils für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Zusätzlich wird der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent teurer und liegt dann bei 5,50 Euro pro Platz. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.

Konkret bedeutet das: Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung bezahlt eine Familie mit zwei Kindern künftig 22 Euro. Für Hin- und Rückweg kommen 44 Euro zusammen. 

Kritik ebbt auch nach Tagen nicht ab

Seit Tagen hagelt es deshalb Kritik von Politikern und Verbänden. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger, sagte der „Bild“-Zeitung, mit der Abschaffung der Familienreservierung riskiere die Bahn leichtfertig einen weiteren Imageverlust. 

Die Maßnahme treffe ausgerechnet diejenigen, die auf bezahlbare Mobilität angewiesen seien und auf Sitzplatzreservierungen nicht verzichten könnten. „Bahnreisen muss familienfreundlich sein“, sagte Bilger. „Wer mehr Menschen für die Bahn begeistern will, muss familienfreundliche Angebote stärken, nicht streichen.“

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Ich hoffe, dass es noch ein Umdenken gibt. Die Bahn ist nicht so attraktiv, dass man sich solche Preissprünge einfach mal leisten kann.“ 

Offener Brief – aber Bahn bleibt bei den Plänen

Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen hat gar einen offenen Brief an die Deutsche Bahn geschrieben. „Familien und Kinder sind nicht nur das Rückgrat und die Zukunft unserer Gesellschaft – sie sind auch die Bahnkunden von morgen“, heißt es darin. „Sollte man nicht alles dafür tun, möglichst vielen Kindern einzigartige Bahnerlebnisse zu bieten und sie so langfristig emotional an die Bahn zu binden?“

Doch ungeachtet der wachsenden Kritik hatte die Bahn zuletzt betont, an der Neuregelung festzuhalten. „Die Familienreservierung werden wir ab dem 15. Juni nicht mehr anbieten“, hatte eine Konzernsprecherin bekräftigt. Der Konzern betont, dass Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren in Begleitung für das eigentliche Ticket nichts zahlen müssen.

Fünf Prozent aller Fernreisenden hätten die Familienreservierung bisher gebucht. Bei 133,4 Millionen Reisenden im Fernverkehr der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr wären das immerhin rund 6,7 Millionen Fahrgäste, die diese Option genutzt haben.

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