Gewaltverbrechen an Frauen: Hass, Wut und Kontrolle – Femizide in Bayern

  • Juni 16, 2025

Die Opfer: Frauen und Mädchen. Die Täter: oft ihre Partner oder Ex-Partner. Jeder einzelne Fall ist schockierend. Das sagen die Zahlen für Bayern.

Hass und Wut treibt sie an, weil die Frauen sie ablehnen, ein eigenständiges Leben wollen oder sich von ihnen trennen. Sie erwürgen ihre Opfer oder stechen viele Male auf sie ein. Immer wieder werden in Bayern Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts getötet. Im vergangenen Jahr starben nach einer Auswertung des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) 40 Mädchen und Frauen bei einem Femizid, der Großteil davon waren Frauen über 21 Jahren.

Was sind Femizide?

Als Femizide werden Gewaltverbrechen bezeichnet, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind und aus Sicht der Täter als weniger wert gelten. In den meisten Fällen sind die Täter die Partner oder Ex-Partner der Frauen.

Einige schockierende Fälle:

Wochenlang suchte die Polizei im vergangenen Jahr nach einer 49-Jährigen aus dem mittelfränkischen Pommelsbrunn. Schließlich wurde ihre Leiche in einem Wald gefunden. Der Verdacht fiel schnell auf den Ehemann, von dem sich die Frau zuvor getrennt hatte. Inzwischen ist er wegen Mordes angeklagt. Weil er die Trennung nicht habe akzeptieren wollen, sei er nachts in das Haus der Frau eingedrungen und habe sie im Schlaf erdrosselt, so die Staatsanwaltschaft. Der Prozess soll voraussichtlich am 24. Juni vor dem Landgericht Nürnberg beginnen.Das Verschwinden einer 33-Jährigen im vergangenen August in Oberfranken sorgte ebenfalls für Schlagzeilen. Von der Frau fehlt bis heute jede Spur. Dennoch ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass der ehemalige Lebensgefährte sie getötet hat. Diese erhob im April Anklage gegen den 73-Jährigen.Wegen Mordes an einer Bekannten ist auch ein 37-Jähriger aus Coburg angeklagt. Die Frau soll seine Annäherungsversuche wiederholt zurückgewiesen haben. Im vergangenen November soll er sie in seine Wohnung gelockt und mit einem Kabel zu Tode erwürgt haben. Anschließend soll er sich an der Leiche sexuell vergangen haben. Die Tote habe er zunächst in seiner Wohnung und später in einem Lagercontainer versteckt, so die Staatsanwaltschaft.

Was sagt die Kriminalstatistik?

Femizide werden dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst. Zudem fehle eine bundeseinheitliche Definition, heißt es im BKA-Lagebild zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten. Insofern sei nur eine Annäherung an die tatsächliche Zahl der Femizide möglich. Ausgewertet werden dafür Mord, Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge mit weiblichen Opfern.

Diesen Zahlen zufolge wurden 129 Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr im Freistaat Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. 2023 waren es demnach 143. Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es noch 189 Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. Seither sinke die Zahl mit leichten Schwankungen, erläutern die LKA-Fachleute. Eine Erklärung gebe es dafür aber nicht.

Die Taten haben eine Vorgeschichte

Femiziden gehen häufig über längere Zeit Misshandlungen, Bedrohungen, Einschüchterungen oder sexuelle Gewalt voraus – darauf weist eine Publikation der Weltgesundheitsbehörde (WHO) hin.

Erst kürzlich hatte das Landgericht Nürnberg einen Mann wegen Mordversuchs an seiner getrennt lebenden Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die Frau auf einem Spielplatz in Hersbruck vor den Augen zahlreicher Menschen mit einem Messer angegriffen und 22 Mal auf sie eingestochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Wie sich im Prozess zeigte, war der Mann bereits zuvor gewalttätig geworden und hatte seiner Frau gedroht, sie zu töten. Noch vor der Trennung war er schon einmal mit einem Messer auf sie losgegangen. Die Frau hatte daraufhin ein Kontaktverbot gegen ihn erwirkt. Sie habe nie gedacht, dass er sie in der Öffentlichkeit angreifen würde, sagte sie im Prozess. Sicher habe sie sich dort trotzdem nicht gefühlt.

Wie kann man Frauen besser schützen?

Um Frauen besser zu schützen, fordert die Frauenrechtsorganisation Terre de Femmes die bundesweite Einführung elektronischer Fußfesseln zur Überwachung gewalttätiger Männer. In Bayern sei dies auf Grundlage des Landespolizeigesetzes für Straftäter bereits möglich, teilte das Justizministerium in München mit.

Der Freistaat setzt sich laut Ministerium zudem dafür ein, eine Überwachungstechnologie nach spanischem Vorbild zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt bundesweit einzuführen. Dabei trägt das Opfer freiwillig ein GPS-Gerät, das Alarm auslöst, sobald sich der Täter nähert. Im Koalitionsvertrag sei eine entsprechende Änderung des Gewaltschutzgesetzes vereinbart.

BKA-Lagebild zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten WHO-Publikation zu Femiziden

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