Meinung: Die Klub-WM legt die hemmungslose Profitgier des Fußballs offen

  • Juni 16, 2025

Die Klub-WM in den USA ist eröffnet – und man fragt sich: Was soll das? Selten wurde der Fußball rücksichtsloser im Sinne der Profitmaximierung ausgepresst als bei diesem sinnlosen Turnier.

Das TQL Stadion von Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio ist das, was man in Deutschland in heimelig-liebevollen Tonfall Schmuckkästchen nennt: ein schickes, kleines Stadion, neu erbaut, Fassungsvermögen 26.000 Zuschauer. Dennoch war die Arena zum Auftaktspiel des FC Bayern bei der Klub-WM nicht ausverkauft. Kurz vor Anpfiff zeigten die TV-Kameras riesige Lücken auf den Tribünen. Der Gegner hieß Auckland City FC, ein Amateur-Verein aus Neuseeland und die uneingeschränkte Nummer eins des Inselstaates. 

Zehn zu null ging das Spiel für den deutschen Meister aus. Viele Auckland-Spieler versuchten nach dem Schlusspfiff ein Trikot von Thomas Müller zu ergattern, dem der Vorrat an Jerseys schnell ausging. Es war ein launiger Sommerkick, in dem sogar ein Profi wie Sacha Boey, der sonst kaum Chancen auf einen Einsatz hat, ein Erfolgserlebnis durch ein Tor feierte. Der nach einer Verletzung zurückgekehrte Jamal Musiala erzielte nach seiner Einwechslung drei Treffer am Stück. Es hätte niemanden verwundert, wenn die Akteure auf dem Platz im Anschluss einen Grill aufgebaut hätten, um den netten Tag mit Bier und Würstchen zu beschließen. So gemütlich war es.

Keine überraschende Erkenntnis: Niemand braucht die Klub-WM

Der Auftakt der Bayern bei diesem fragwürdigen Turnier machte deutlich: Niemand braucht die Klub-WM. Nun ist das keine überraschende Erkenntnis. Die Kritik an dem in erster Linie von Fifa-Boss Gianni Infantino im Verbund mit Saudi-Arabien ersonnenen Turniers war vorher schon groß. Vereine, Trainer, Funktionäre und Fan-Organisationen beschwerten sich über die zusätzliche Belastung in der Sommerpause, der sportliche Wert sei mehr als begrenzt, niemand brauche solch eine Veranstaltung.

Nicht nur das Bayern-Spiel bestätigte die Einschätzung. Auch die anderen Partien zu Beginn des Turniers machen nicht viel Hoffnung für den weiteren Verlauf: Die Eröffnung zwischen dem Lionel-Messi-Klub Inter Miami und Al-Ahly aus Ägypten produzierte sportliche Ödnis, das Spiel endete torlos. Messi zeigte, dass ein 37-Jähriger bei tropischen Temperaturen nicht zaubern, geschweige denn rennen kann. Das Zuschauerinteresse war mäßig, das Stadion nicht ausverkauft, trotz stark reduzierter Preise. 

Das hochwertigste Spiel zum Turnier-Auftakt, das Duell zwischen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und Atlético Madrid, verzeichnete immerhin 80.000 Zuschauer, ausverkauft war es dennoch nicht (dazu fehlten 10.000 Zuschauer). Sportlich hatte es immerhin mit dem 4:0-Sieg der Franzosen einiges zu bieten. Die Partie zwischen Botafogo aus Brasilien und den heimischen Seattle Sounders bekam das Stadion nur halb gefüllt (30.000 statt 60.000 Zuschauer). Gleiches gilt für Palmeiras gegen den FC Porto.

Das passt zur Vorgeschichte des Turniers: Die Vermarktung lief genauso schleppend wie der Ticketverkauf an, schließlich präsentierte die Fifa die ersten Sponsoren und mit der Streaming-Plattform DAZN einen übertragenden TV-Sender. DAZN soll rund eine Milliarde US-Dollar für die Übertragungsrechte hingeblättert haben. Man fragt sich, wie das Geld wieder hereinkommen soll? Aber vielleicht ist das gar nicht so wichtig. Denn ein saudi-arabischer Staatsfonds zahlte für eine Beteiligung an DAZN im Februar 2025 rund eine Milliarde US-Dollar. Die Fifa kann sich der saudischen Unterstützung sicher sein, seit Infantino dem Land die Weltmeisterschaft 2034 (die „richtige“ WM der Nationalteams) zugeschanzt hat.

Alle verdienen prächtig

Den teilnehmenden Vereinen ist das egal, weil sie alle und je nach Größe wunderbar verdienen. Ein Amateurklub wie Auckland City erhält allein als Antrittsgeld etwa dreieinhalb Millionen Dollar, der FC Bayern kassiert nur für sein Erscheinen etwa 27 Millionen US-Dollar, Borussia Dortmund, der zweite deutsche Vertreter, etwas weniger. Sollte der FC Bayern den Titel holen, würde er mehr als 100 Millionen US-Dollar einstreichen – kein schlechter Verdienst für eine Sommersause. Das ist der Grund, warum die Teilnehmer nur Positives über die WM zu sagen haben. 

Und ja, für kleinere Vereine aus den Fußball-Randgebieten bietet das Turnier eine Chance, sich auf einer größeren Bühne zu präsentieren und aus den großen Geldtöpfen zu schöpfen. Anhänger des ägyptischen Vereins Al-Ahly haben sich schon lange vor dem Turnier um Tickets gekümmert und sind nach Florida gereist, um ihr Team anzufeuern. Nicht alle kriegen schlechte Laune, wenn von der Klub-WM die Rede ist.

Dennoch zeigt das Turnier gleich zu Anfang, was passiert, wenn man unter rein kommerziellen Gesichtspunkten ein neues Format erschafft. Es entsteht eine monströse Hybrid-Veranstaltung, die einem reinen Selbstzweck folgt: Geld verdienen.

Das ist keine Schande. Es ging im Fußball immer schon darum, die Einnahmequellen zu sichern und zu mehren. Das hat deshalb funktioniert, weil das Produkt so viele Menschen auf der Welt mitreißt und sportlich (meist) einen hohen Wert hatte. Was sich aber in den USA abspielt, ist hemmungslose Profitgier ohne Sinn und Verstand. Das war noch nie eine gute Idee und wird dem Fußball auf lange Sicht schaden, statt zu nützen – und damit auch den vermeintlich Kleineren.

  • Ähnliche Beiträge

    • Juni 16, 2025
    Künstliche Intelligenz: Sprechende Bushaltestelle soll Reisezentren ersetzen

    „Spieglein, Spieglein an der Wand“ – mancher HVV-Kunde dürfte sich bald wie im Märchen fühlen. An der Bushaltestelle der Zukunft soll er vor einen Monitor treten und jede mögliche Auskunft bekommen.

    • Juni 16, 2025
    „Trooping the Colour“-Parade: Kleine Royals im Rampenlicht: Süße Momente von George, Charlotte und Louis

    Prinz Louis, Prinzessin Charlotte und Prinz George zogen bei der „Trooping the Colour“-Parade alle Blicke auf sich und es entstanden sehenswerte Geschwistermomente.

    Du hast verpasst

    Badeunfälle: Mehrere Badetote und vermisster Schwimmer

    • Juni 16, 2025
    Badeunfälle: Mehrere Badetote und vermisster Schwimmer

    Fall Solingen: Ministerium: Paul ging wegen Terminen nicht ans Handy

    • Juni 16, 2025
    Fall Solingen: Ministerium: Paul ging wegen Terminen nicht ans Handy

    „Trooping the Colour“-Parade: Kleine Royals im Rampenlicht: Süße Momente von George, Charlotte und Louis

    • Juni 16, 2025
    „Trooping the Colour“-Parade: Kleine Royals im Rampenlicht: Süße Momente von George, Charlotte und Louis

    Künstliche Intelligenz: Sprechende Bushaltestelle soll Reisezentren ersetzen

    • Juni 16, 2025
    Künstliche Intelligenz: Sprechende Bushaltestelle soll Reisezentren ersetzen

    Meinung: Frührente ohne Abschläge ist möglich – und unsolidarisch

    • Juni 16, 2025
    Meinung: Frührente ohne Abschläge ist möglich – und unsolidarisch

    Schwedische Royals: Taufe von Prinzessin Ines: Palast veröffentlicht offizielle Bilder

    • Juni 16, 2025
    Schwedische Royals: Taufe von Prinzessin Ines: Palast veröffentlicht offizielle Bilder