Das Sprungbecken acht Zentimeter zu flach für einen Drei-Meter-Turm? Freibadfans in Wiedenbrück trauten ihren Ohren nicht, denn in Jahrzehnten ist dort nie etwas passiert. Jetzt gibt es eine Lösung.

Happy End für die Wasserfreunde im Freibad Wiedenbrück: Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hat den Drei-Meter-Sprungturm im Bad nach wochenlanger Schließung wieder freigegeben – obwohl dem Becken laut DIN-Norm nach wie vor eigentlich acht Zentimeter Wassertiefe fehlen, wie die Stadt mitteilte. Damit kann pünktlich zum langen Fronleichnams-Wochenende wieder gesprungen werden.

Die Ende 2018 geschaffene Norm verlangt mindestens 3,70 Meter Wassertiefe in Becken mit Drei-Meter-Turm. Unter dem bereits 1959 gebauten Turm ist das Becken aber nur 3,62 Meter tief. In all den Jahren des Betriebs habe es niemals Verletzungen aufgrund der Wassertiefe gegeben, so die Stadt. Gleichwohl waren die fehlenden Zentimeter bei einer Begutachtung von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen bemängelt worden.

Sprungversuch – vom Kopfsprung bis zum Bauchklatscher

Die Stadt hatte daraufhin den Turm vorerst für den Badebetrieb gesperrt und zum Start der Saison Anfang Juni einen öffentlichen Sprungversuch mit 1.000 filmisch dokumentierten und akribisch ausgewerteten Sprüngen von Freiwilligen veranstaltet – von Fußsprung über Kopfsprünge bis zum Bauchklatscher. Ergebnis: In 25 Fällen gab es leichten Bodenkontakt, in keinem Fall Gesundheitsgefahr. „Da können Sie sich nicht mal den kleinen Zeh brechen“, sagte ein Stadtsprecher.

Jetzt wurde vorsichtshalber verfügt, dass die Federwirkung des Sprungbretts auf ein Minimum eingestellt wird und eine Aufsicht den Sprungbetrieb überwacht. Ansonsten haben die Wiedenbrücker ihren Sprungturm zurück. Die Stadt empfehle eine Überprüfung der theoretischen DIN-Festlegungen, so eine Mitteilung. DIN-Normen seien zwar allgemein gültig. Im Einzelfall könne man aber auf der Grundlage von sorgfältigen Gefährdungsbeurteilungen davon abweichen.