
Immer wieder kommen Frauen, die möglicherweise mit K.-o.-Tropfen bewusstlos gemacht wurden, in Notaufnahmen. Dann müssen Ärzte und Ärztinnen Beweise sichern. Augsburg will Opfern frühzeitig helfen.
Mit einem Netzwerk von Fachstellen wollen die Uniklinik und die Stadtverwaltung in Augsburg Opfern sexualisierter Gewalt umfassende Hilfen anbieten. Die betroffenen Frauen können unter anderem das Angebot der anonymen Spurensicherung des Klinikums nutzen.
Einige andere Städte hätten solch ein Angebot zwar schon, Augsburg sei aber vorn dabei, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) bei der Vorstellung des Projekts. Jonas Bubmann, der zuständige Arzt der Gewaltschutzambulanz der Universitätsklinik, erklärte, in Schwaben gebe es derzeit in keiner anderen Stadt eine Klinik mit solch einem umfassenden Angebot.
Dessen Basis ist die sogenannte Istanbul-Konvention, die auch von der Bundesrepublik ratifiziert wurde und seit 2018 in Deutschland in Kraft ist. Die Konvention verpflichtet alle staatlichen Ebenen, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu bekämpfen und Betroffene zu unterstützen.
Klinik friert umgehend Proben ein, um Beweise zu sichern
In der Augsburger Uniklinik wurden in den vergangenen neun Monaten 22 betroffene Frauen betreut. Typische Fälle sind etwa Frauen, die mit K.-o.-Tropfen bewusstlos gemacht wurden. Die Klinik nimmt in solchen Fällen routinemäßig umgehend Blut- und Urinproben, um diese schnellstmöglich einzufrieren. Denn K.-o.-Tropfen seien nur wenige Stunden nachweisbar, erklärte Bubmann.
Die Proben würden zehn Jahre in dem Krankenhaus aufgehoben, falls sich die Frauen erst später zu einer Strafanzeige entscheiden. In dem Fall könne die Kriminalpolizei für die Ermittlungen dann auf die tiefgefrorenen Proben zurückgreifen.
Zu dem Netzwerk in Augsburg zählen beispielsweise auch die Stadtwerke. Diese stellen Freifahrten für die Frauen zur Verfügung, damit diese nachts von der Klinik mit einem Sammeltaxi kostenlos nach Hause gebracht werden können.