
Jetzt ist es offiziell: Mit Werbung und einem Abo-Modell soll Whatsapp endlich Geld in Metas Kassen spülen. Aber was ändert sich dadurch für die Nutzer?
Für die Gründer war es noch Teufelszeug: „Keine Spiele, keine Werbung, kein Schnickschnack“, hatte Jan Koum einst über Whatsapp gesagt, bevor er es an Facebook verkaufte. Wenige Jahre später verließen Koum und sein Mitgründer Brian Acton den Konzern im Streit um die Werbeanzeigen. Jetzt tritt ihre Sorge tatsächlich ein: Whatsapp wird seinen Nutzern regelmäßig Werbung anzeigen.
Das kündigte der mittlerweile in Meta umbenannte Mutterkonzern an. Die Nachricht soll positiv klingen. „Finde auf WhatsApp mehr Kanäle und Unternehmen, die zu dir passen“, bewirbt der Konzern die vermutlich eher unbeliebte Maßnahme. „Finde neue Unternehmen und tausche ganz einfach mit ihnen Nachrichten über Produkte oder Dienstleistungen aus, die sie in ihrem Status bewerben werden“, heißt es.
Die Werbung in Whatsapp wird in der Status-Anzeige und bei Vorschlägen neuer Kanäle angezeigt
© Whatsapp
So sieht Werbung in Whatsapp aus
Konkret geht es um die sogenannte Status-Funktion. Dort wurden lange nur Inhalte angezeigt, die von den eigenen Kontakten gepostet wurden. Seit einer Weile kann man auch Unternehmen und Organisationen abonnieren – auch der stern bietet dort einen Nachrichtenkanal an. Jetzt sollen diese Kanäle gleich zwei Varianten bekommen, um den Nutzern Werbeanzeigen zu präsentieren.
Bei der ersten handelt es sich um klassische Werbung. Swipt man durch die Stories, taucht dann konkrete Werbung für ein Produkt auf. Dabei handelt es sich streng genommen aber um einen Status-Post eines Unternehmens, das man abonniert hat. Zahlen die Unternehmen, bekommen den schlicht mehr Menschen zu sehen. Für die Nutzer macht es in der Regel aber keinen Unterschied.
Bei der zweiten Variante wirbt Whatsapp aber bereits für Unternehmen, denen man nicht folgt. In den Vorschlägen, welchen Kanälen man folgen könnte, werden dann auch solche angezeigt, die dafür gezahlt haben, dort aufzutauchen. „Wir helfen dir, neue und für dich interessante Kanäle zu entdecken. Zum ersten Mal haben Admins hiermit die Möglichkeit, die Sichtbarkeit ihres Kanals zu erhöhen“, wirbt Whatsapp für das „Feature“.
Die dritte Art, Geld zu verdienen, dürfte die meisten Nutzer weniger stören. Whatsapp erlaubt es nun, Kanäle nur noch als bezahltes Abo anzubieten. Das ermöglicht es den Betreibern, direkt über den Kanal Einnahmen zu generieren. Die bezahlten Abos betreffen also nur die Nutzer, die sich aktiv dafür entscheiden.
Und was ist mit den Chats?
Die Chats, für die meisten Whatsapp-Nutzer vermutlich das mit Abstand wichtigste Feature, werden auch nach der Umstellung weiterhin werbefrei sein. Das soll laut Whatsapp zumindest vorerst auch so bleiben. „Unser Ziel ist es, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das deine persönlichen Chats nicht stört“, erklärt der Konzern. „Wir sind der Meinung, dass der Aktuelles-Tab der richtige Ort für diese neuen Funktionen ist.“ Die Chats bleiben streng von den Statusanzeigen getrennt.
Im Klartext heißt das: Wer Whatsapp nur für den Kontakt mit Freunden und Bekannten nutzt – sei es in Chats, Gruppen oder über Anrufe –, wird von der Werbung gar nichts merken. Tatsächlich scheint das aber die Minderheit zu sein: Laut Whatsapp nutzen 1,5 Milliarden Menschen täglich die Status-Funktion. Laut Meta hat der Messenger über zwei Milliarden aktive Nutzer.
Ist das nur der Anfang?
Wie sich die Werbeeinführung tatsächlich entwickelt, bleibt abzuwarten. Bei anderen Meta-Angeboten wie Instagram und Facebook hatte man auch zunächst mit vorsichtiger Werbung angefangen, dann aber an immer mehr Stellen immer mehr Werbeanzeigen eingeführt. So ist es dort etwa völlig normal, in den Stories auch Werbung für Unternehmen zu sehen, denen man nicht folgt. Bei Whatsapp dürfte das im Laufe der Zeit ebenfalls zu erwarten sein.
Werbung in den Chats ist ebenfalls nicht völlig ausgeschlossen. Whatsapp betont zwar, dass die Chat verschlüsselt sind, das ist aber kein grundsätzliches Hindernis. Facebooks Messenger erlaubt es Unternehmen bereits, Nutzern Werbenachrichten als Direktnachricht zu schicken. Die Anzeigen werden einfach in der Chat-Übersicht zwischen den anderen Chats der Nutzer angezeigt. Dass diese Funktion auch bei Whatsapp funktioniert, zeigt ausgerechnet der Messenger selbst: Erst vor zwei Wochen tauchte bei den Nutzern ungefragt ein Chat auf (hier erfahren Sie mehr). Whatsapp sprach seine Nutzer damit erstmals direkt an– um für neue Funktionen zu werben.
Quelle: Whatsapp