Arbeitsmarkt: Viel mehr Beschäftigte mit ausländischem Pass

  • Juni 19, 2025

Fast 141.600 Beschäftigte in Sachsen haben einen ausländischen Pass. Viele von ihnen pendeln aus Polen und Tschechien hierher zur Arbeit. Der DGB moniert Diskriminierungen, die beendet werden müssten.

Die Zahl der Beschäftigten mit ausländischem Pass hat sich in Sachsen binnen zehn Jahren vervierfacht. Waren es Mitte 2014 knapp 32.300 mit einem sozialversicherungspflichtigen Job, lag die Zahl zum Stichtag 30. Juni 2024 bei knapp 141.600, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Damit stieg ihr Anteil von 2,1 auf 8,6 Prozent. Abgänge am Arbeitsmarkt hätten durch Arbeitskräfte aus dem Ausland gebremst oder gar ausgeglichen werden können, so die Statistiker. Wegen des demografischen Wandels sei Sachsen auf weiteren Zuzug ausländischer Arbeitskräfte angewiesen, erklärte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.

Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer liege nach wie vor deutlich unter dem Bundesschnitt, so die Chemnitzer Arbeitsmarktexperten: „Hier ist noch viel Luft nach oben.“ Derzeit gingen jedes Jahr Tausende Menschen der Babyboomer-Generation in Rente, gleichzeitig gebe es angesichts der geburtenschwachen Jahrgänge nicht genügend jungen Menschen, um die frei werdenden Jobs zu besetzen. Laut Prognosen fehlten dem sächsischen Arbeitsmarkt bis 2030 deshalb 79.000 bis 139.000 Menschen. Daher brauche Sachsen Zuwanderung.

Höchster Anteil im Landkreis Görlitz

Am höchsten ist der Anteil ausländischer Beschäftigter laut Statistischem Landesamt im Landkreis Görlitz (12,5 Prozent) vor der Stadt Leipzig (10,8) und dem Kreis Nordsachsen (10,1). Die geringsten Anteile wurden in den Kreisen Erzgebirge (5,8) und Mittelsachsen (5,9) verzeichnet. Insgesamt gab es in Sachsen den Angaben nach zuletzt mehr als 1,6 Millionen Menschen in sozialversicherungspflichtiger Arbeit. 

Ausländische Beschäftigte arbeiteten vor allem im Bereich Verkehr und Lagerei, im Gastgewerbe, in der Leiharbeit sowie im Gesundheits- und Sozialwesen, hieß es. Laut Bundesagentur für Arbeit ist jeder dritte Ausländer im Freistaat als Helfer tätig. Alle anderen seien Fachkräfte, Spezialisten, Akademiker. 

DGB: Stationäre Kontrollen belasten Grenzpendler

Beschäftigte mit ausländischem Pass seien ein selbstverständlicher Teil des sächsischen Arbeitsmarktes, konstatierte DGB-Landeschef Markus Schlimbach. Viele seien Grenzgänger, die zur Arbeit nach Sachsen pendelten – vor allem aus Tschechien und Polen. 

Die Arbeitgeber seien dringend auf sie angewiesen, betonte der Gewerkschafter. „Umso ärgerlicher ist es, wenn wir feststellen müssen, dass ihre Löhne niedriger sind als die der anderen Beschäftigten, der Kündigungsschutz unterlaufen wird oder Arbeitsunfälle nicht gemeldet werden.“ Zudem seien die stationären Grenzkontrollen für Pendler belastend. „Ich appelliere an die Politik, die Grenzgänger nicht zu vergessen und die stationären Grenzkontrollen einzustellen.“

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