„Der weiße Hai“ wird 50 Jahre alt: Die Geburt des modernen Blockbusters

  • Juni 20, 2025

„Der weiße Hai“ wird 50. Steven Spielbergs epochales Werk begründete den modernen Blockbuster und fesselte Generationen von Kinozuschauern.

Auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 20. Juni 1975, kam Steven Spielbergs (78) Film „Der weiße Hai“ (Originaltitel: „Jaws“) in die Kinos. Ein Film, der Menschen in aller Welt das Fürchten lehrte, für brillante Unterhaltung sorgte, einigen Angst vor dem Baden im Meer einjagte und echten Haien bedauerlicherweise nachhaltig schadete. „Der weiße Hai“ markierte den Beginn einer neuen Kino-Ära – dem Zeitalter der modernen Blockbuster. Doch der Reihe nach.

À la Hitchcock: Über die Idylle bricht das Grauen herein

Der malerische Badeort Amity am Atlantik. Der Sommer steht vor der Tür, doch Polizeichef Brody (Roy Scheider, 1932-2008), gerade aus New York nach Neuengland gewechselt, um dem Stress der Großstadt zu entfliehen, vermutet hinter dem Tod einer Schwimmerin eine Haiattacke.

Nach weiteren grausamen Todesfällen und Haiangriffen sowie dem Eintreffen des Meeresbiologen Matt Hooper (Richard Dreyfuss, 77) wird klar, dass es das beschauliche Örtchen mit einem Riesen von einem Hai zu tun hat: ein Weißer Hai. Gemeinsam mit dem schrulligen, erfahrenen Seemann Quint (Robert Shaw, 1927-1978) geht es auf Hai-Jagd.

Letzteres bildet das über halbstündige, fulminante Finale von „Der weiße Hai“, in dem die drei Männer gegen die Bestie, das perfekte Raubtier, kämpfen – und nicht alle zurückkommen.

Ein Kind seiner Zeit

„Der weiße Hai“ ist dabei ein Kind seiner Zeit. Auch wenn es sich bei Steven Spielbergs erst zweiter Kino-Regiearbeit überhaupt vordergründig um einen Action-Thriller mit Comedy-Elementen handelt, fesselten doch unzweifelhaft besonders die Horrorszenen das Publikum zur Mitte der 1970er Jahre.

Hierin stand „Der weiße Hai“ in der Tradition von „Der Exorzist“, einem weiteren frühen Blockbuster, der ein für damalige Zeiten geradezu unerhörtes Einspielergebnis erzielt hatte. Doch nicht alle Schockmomente und Jump-Scares in „Der weiße Hai“ werden wohl heutigen Zuschauerinnen und Zuschauern noch Angst einjagen.

Zu unecht wirken dann doch die verschiedenen Modelle des Killers des Films, des Weißen Hais – ein Umstand, dem sich auch Spielberg der Legende nach bewusst gewesen sein soll.

Meisterhafter Score und vollendete Andeutungen

Diese Defizite vermochten Spielberg und sein Komponist John Williams (93), damals beide noch relative Unbekannte, jedoch wettzumachen. Denn Spielberg deutete über lange Strecken des Films den Hai und seine Angriffe lediglich an, und machte somit aus der Not eine Tugend.

So wirken die vom Meisterregisseur gewählten Kameraperspektiven auf gefährdete Schwimmer von unten, aus der Sicht eines Raubfisches, viel packender als ein direkt angreifender Hai. Das Grauen und die Bedrohung lauern hier über lange Strecken des Films im Off, unter der Wasseroberfläche.

Immer wieder baut Spielberg gerade im großen Finale des Films auch überaus bedrohlich wirkend Kamerafahrten auf die drei Seemänner in ihrer Nussschale ein – verbunden mit Williams‘ simplen, ikonischen Hai-Thema, für das der große Filmkomponist einen Oscar erhalten sollte.

Überhaupt lebt „Der weiße Hai“, auch in der Rückschau, von Spielbergs ganz besonderem, visuellen Erzählen, das den Ausnahmeregisseur seit je her auszeichnet. So ist der Film etwa auch durchzogen von kleinen visuellen Gags – etwa, wenn der besorgte Polizeichef Brody gerade die Strände schließen will, um weitere Hai-Opfer zu vermeiden, und in derselben Einstellung eine vollbepackte Fähre mit Unmengen an neuen Touristen in Amity anlegt – als hätte gerade die Fütterungszeit für den Weißen Hai begonnen.

Prägend für das Blockbuster-Kino

Unzählige filmische Nachahmer rief „Der weiße Hai“ auf den Plan, und das bis in die heutige Zeit mit Hai-Werken wie etwa „Meg“ mit Jason Statham (57) oder „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ mit Blake Lively (37).

Das Besondere an „Der weiße Hai“ aus filmwirtschaftlicher Sicht war jedoch die Art und Weise der Veröffentlichung des Films. 700.000 US-Dollar, eine für damalige Zeit unfassbar große Summe, gab das Filmstudio Universal für Fernsehwerbespots aus. Auf über 460 Leinwänden in Nordamerika startete der Film gleichzeitig.

Diese Release-Strategie war neu, starteten doch zu Beginn der 1970er Jahre hochkarätige neue Filme zunächst lediglich in einigen Kinos, um danach, angetrieben von bestenfalls positiver Mundpropaganda, sukzessive in immer mehr Lichtspielhäusern verfügbar zu sein.

Weitreichende Folgen für die Haipopulation

Das Veröffentlichungsmodell von „Der weiße Hai“ machte Schule, und ist auch heute noch der Standard für die ganz großen Blockbuster à la „Avengers: Endgame“ und Co., auch wenn lange nicht jeder stark beworbene, weltweite Filmstart an die Qualität von Spielbergs Klassiker heranreicht.

Die Zuschauer in den 1970er Jahren lehrte „Der weiße Hai“ das Fürchten – was letztlich leider auch dazu führte, dass die Haipopulation in der Folge dezimiert wurde. Diesen Umstand bedauert Filmemacher Spielberg nach eigener Aussage „bis zum heutigen Tag“, und doch ist auch er ein, wenn auch bedauerlicher, Beleg für das kraftvolle, bleibende Werk, das er geschaffen hat.

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