Antonio Rosa Salva: Dieser Mann liefert die Kekse für Jeff Bezos und Lauren Sánchez – wie es dazu kam

  • Juni 26, 2025

Er führt Venedigs älteste Pasticceria und liefert Kekse für Jeff Bezos und Lauren Sánchez. Hier verrät Antonio Rosa Salva, was nicht fehlen darf – und warum das Spektakel gut ist.

Signor Rosa Salva, alle sind sehr aufgeregt wegen der Hochzeit von Jeff Bezos und Lauren Sánchez. Ihre Konditorei wird für das Fest süße venezianische Leckereien liefern. Wie kam es dazu?
Eine Agentur, mit der wir öfter zusammenarbeiten, hat uns gebeten, lokale Spezialitäten zu liefern, vermutlich als Venedig-Souvenir für die Gäste-Geschenkboxen. Für uns war das nichts Ungewöhnliches, es ging um Kekse, die wir sonst auch für Feste backen. Und weil die Leute von der Agentur uns schon lange kennen, wissen sie, dass unsere Produkte sehr hochwertig sind. Darum gab es keine großen Verhandlungen, sondern einfach eine Anfrage vor zwei Monaten, das genaue Datum des Festes kannten wir nicht. Wir haben mit der Zeit selbst erst über Gerüchte erfahren, dass unser Gebäck wohl für diese besondere Hochzeit ist.

Hätte es etwas geändert, wenn Sie es vorher gewusst hätten?
Nein. Für uns ist es wichtig, dass die Qualität stimmt. Wenn unsere Produkte ausgewählt werden, ist das ein Kompliment – aber wir machen deswegen nichts Spezielles. Wir bereiten unsere typischen venezianischen Kekse immer mit Liebe und Sorgfalt zu, egal für wen.

Führt die Konditorei Rosa Salva in sechster Generation: Antonio Rosa Salva
© Luca Bruno

Es macht für Sie also keinen Unterschied, dass es in diesem Fall DIE Promihochzeit ist? 
Nein, für uns ist das ein ganz normaler Auftrag. Wir haben vier Verkaufsstellen und zwei Produktionsstätten, eine Hochzeit mit rund 200 Leuten ist da kein Problem. Natürlich freuen wir uns, für bekannte Persönlichkeiten zu backen, aber wir machen nichts anders deswegen, unsere Rezepte bleiben immer gleich.

Beliefern Sie oft so große Feiern?
Diese ist ja gar nicht übermäßig groß. Wir haben schon Hochzeiten mit über 500 Personen als Caterer beliefert oder Veranstaltungen mit fast 2000 Gästen. Für die Stadt und uns sprengt diese Feier nicht den Rahmen. Klar macht ein prominentes Brautpaar die Sache spannender, aber nicht wegen der vielen Menschen, eher wegen des Medienzirkus drumherum. Für Venedig ist es ein Kompliment, dass sich ein Paar, das überall hätte heiraten können, für diese Stadt entschieden hat.

Das sehen viele Venezianer offenbar anders, sie protestieren gegen die Hochzeit.
Ach, Proteste gibt es immer und jeder hat ja auch das Recht auf seine Meinung. Aber nur weil einige laut sind, sollte man nicht denken, ganz Venedig sei dagegen. Die Hochzeit ist eine gute Sache für diejenigen, die hier leben und arbeiten. Zwar braucht Venedig keine Werbung, es ist berühmt, eine der schönsten Städte der Welt. Aber so ein Event bringt Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit – und das ist gut. 

Immerhin lassen Jeff Bezos und Frau Sánchez einiges an Geld in der Stadt, im Gegensatz zu vielen Kreuzfahrttouristen.
Ja, es gibt viele Probleme in Venedig – Kreuzfahrten, Massentourismus. Doch so eine Hochzeit schadet der Stadt nicht – im Gegenteil. Weil sie aber so viel Aufmerksamkeit erregt, nutzen sie einige als Plattform für ihre Anliegen. Letzte Woche gab es hier eine Hochzeit mit 400 Gästen – protestiert hat da aber niemand.

Welches klassische venezianische Gebäck darf auf der Hochzeit nicht fehlen?
Typisch für Venedig ist trockenes Gebäck, sogenannte „Kekse aus der Vorratskammer“, etwa Zaleti, Baicoli, Bussolai. Das sind Mürbeteigkekse, oft mit Rosinen oder Maismehl gebacken. Einfaches, traditionelles Gebäck, das früher auch die Fischer mit aufs Boot nahmen. Was wir ganz genau machen für die Bezos-Hochzeit darf ich nicht verraten. Aber das sind die venezianischen Klassiker.

Traditionelle venezianische Kekse: Bussolai
© Copyright: xAntonioGravantex via

Ihre Pasticceria wurde sicher nicht zufällig für diesen Anlass ausgewählt, sie ist die älteste der Stadt.
Ja, ich bin schon die sechste Generation in dieser Familienkonditorei. Offiziell gründete sie mein Ururgroßvater 1879 – aber eigentlich hatte er sogar schon ein paar Jahre früher mit dem Backen angefangen. Seitdem wurde das Geschäft immer weitergegeben, von Vater zu Sohn. Mal sehen, ob meine Kinder das fortsetzen werden. Wir wollen die Tradition wahren, natürlich mit moderner Technik, aber wir machen weiterhin alles von Hand, backen mit statischen Öfen, nicht mit Umluft, denn das verändert das Produkt. Wir bleiben bei der Handwerkskunst und stellen nichts industriell her.

Auch wenn man damit mehr verdienen könnte, allein wegen der größeren Mengen?
Sogar dann. Die Menschen schätzen diese Qualität, auch die Touristen. Viele kommen noch Jahre später zurück oder bestellen online. Es wäre schade und falsch, auf Masse und Billigprodukte zu setzen. So ist es zwar aufwendiger und manchmal wirtschaftlich nicht sofort lukrativ – aber auf Dauer lohnt es sich. Und es ist ein schönes Gefühl, wenn Leute zu uns kommen, deren Großeltern schon von uns bedient worden sind. Das ist mehr wert als jeder Gewinn.

Kein Wunder, dass man Ihre Pasticceria ausgewählt hat für die Hochzeit.
Vielleicht nicht – es ist auf jeden Fall eine schöne Anerkennung. Unsere lange Geschichte und unsere Waren sprechen vielleicht für sich. Venedig hat uns viel gegeben, und wir der Stadt auch.

Spürt man in der Stadt, dass die große Hochzeit naht?
Ein paar Yachten sind schon angekommen – und sehr viele Journalisten. Die eigentliche Aufregung entsteht durch das ganze Drumherum, das Medienkarussell, die Aufmerksamkeit, die dieser Hochzeit geschenkt wird. Das Event selbst wäre wohl ruhig, wenn man es einfach geschehen ließe. Es gibt ja leider gerade auch sehr ernste und wichtigere Themen in der Welt. Da kommt es einem fast komisch vor, so viel über dieses Fest zu sprechen. Andererseits muss man es vielleicht gerade deshalb tun.

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