An dem Standort wurde einst der erste Farbfilm der Welt entwickelt. Im März meldete der Fotodienstleister Insolvenz an – nun gibt es einen Investor.

Die insolvente Orwo Net GmbH aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) hat einen neuen Eigentümer. Zum 1. Juli übernehme die Kölner Customization Group die bekannte DDR-Traditionsmarke, teilte Insolvenzverwalter Christian Heintze mit. „TCG bekennt sich langfristig zum traditionsreichen Filmstandort in Wolfen und wird auch die Marke ORWO (Original Wolfen) fortführen. Ich gehe davon aus, dass sich der Standort mit diesem Investor in den kommenden Jahren gut weiterentwickeln wird.“ 

Den Angaben zufolge werden 146 Mitarbeiter weiter beschäftigt. Im März hatte das Unternehmen Insolvenz beantragt – damals waren 244 Mitarbeiter in Bitterfeld-Wolfen beschäftigt. Als Gründe wurden eine schwierige Marktsituation und schwächere Umsatzerlöse genannt. 

Die Customization Group (TCG) will das Werk eigenen Angaben zufolge zu einem „europäischen Leitwerk für Fotolabor-Produkte“ ausbauen. Die Gruppe selbst bietet personalisierte Printprodukte an. Bereits während des Insolvenzverfahrens sei die Zusammenarbeit mit den Kunden fortgesetzt worden, hieß es. Auch Drogeriemärkte würden weiter beliefert, hieß es. 

Das Unternehmen blickt auf eine mehr als hundertjährige Tradition zurück. Die Agfa-Filmfabrik entwickelte den ersten Farbfilm der Welt. In der DDR wurde das Unternehmen zu Orwo (Original Wolfen) umbenannt und belieferte fast den gesamten Ostblock mit Filmen. Nach einer Insolvenz vor mehr als 20 Jahren entstanden Pixelnet und Orwo Media, die ebenfalls Pleite gingen. Aus der Insolvenz gründete eine Unternehmergruppe 2003 die Orwo Net.