Schusswaffengebrauch: Polizeigewerkschaften drängen auf schnelle Taser-Einführung

  • Juni 27, 2025

Taser-Test nur in ausgewählten Regionen? Polizistenvertreter kritisieren die Pläne und fordern mehr Tempo – vor allem nach dem Messerangriff eines Mannes auf Polizisten in Wangen.

Die Debatte um den Einsatz von Tasern für Streifenbeamte nimmt Fahrt auf: Nach dem blutigen Messerangriff eines jungen Mannes auf Polizisten in Wangen im Landkreis Göppingen fordern die beiden Polizeigewerkschaften eine schnellere Einführung von Tasern zum Schutz von Polizeibeamten.

Einführung erst im nächsten Jahr viel zu spät

„Eine sofortige und flächendeckende Einführung ist theoretisch möglich, sofern Geräte verfügbar sind und Schulungskapazitäten vorhanden sind“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Gundram Lottmann. Der Taser müsse praxisnah, systematisch und unter realistischen Bedingungen eingeführt werden – und nicht erst 2026.

Sein Amtskollege von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Ralf Kusterer erklärte: „Der Beginn des Tests ist für das nächste Jahr geplant. Das ist viel zu spät. Wir favorisieren die sofortige Einführung der neusten Generation – Taser 10 – mit 10 Pfeilen und damit 10 Schussabgabemöglichkeiten.“

Tatverdächtiger greift Polizisten mit Messer an und wird erschossen

Am Donnerstag hatte ein afghanischer Asylbewerber zwei Polizeibeamte bei einem Routineeinsatz mit einem Messer angegriffen und einen davon schwer verletzt. Die Polizeibeamten gaben daraufhin mehrere Schüsse ab. Der 27-Jährige wurde mehrfach getroffen und starb.

Er war ein verurteilter Straftäter. Er sollte an seinem Wohnort abgeholt und wegen eines Körperverletzungsdeliktes in Haft gebracht werden. Gegen ihn lag ein sogenannter Vorführbefehl vor.

Innenminister will erst testen – Nein, sagen dazu die Gewerkschaften

Streifenpolizistinnen und -polizisten in Baden-Württemberg sollen die Taser nach den Plänen von Innenminister Thomas Strobl (CDU) zwar als Alternative zur Schusswaffe bekommen – testweise aber nur in einigen Regionen. Der Test soll nach Angaben des Ministeriums möglichst bald beginnen. Der genaue Zeitplan wird gerade ausgearbeitet und hängt vor allem von den Lieferfristen des Taser-Herstellers ab. Strobl rechnete mit einem Start der Erprobung im Jahr 2026.

Das ist Lottmann und Kusterer zu spät. „Der Testzeitraum ist viel zu lang und völlig unnötig. Man darf auch daran zweifeln, ob die Dienststellen korrekt ausgesucht wurden“, sagte Kusterer. Testen sollen die Geräte nach den Plänen Streifenbeamte im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg. Dafür werden Beamte in den Polizeirevieren Freiburg-Nord, Freiburg-Süd, Weil am Rhein und Titisee-Neustadt mit der Technik ausgerüstet. Zudem wird eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen mit Tasern ausgerüstet.

Die geplanten Testregionen seien ein Anfang, aber nicht ausreichend, sagte Lottmann. „Wir brauchen realistische Erkenntnisse aus verschiedenen Einsatzrealitäten – städtisch wie ländlich, hochbelastet wie flächenorientiert.“ Gerade Stuttgart und Mannheim seien ideale Teststandorte gewesen. „Dort liegen seit Jahren belastbare Erfahrungswerte aus komplexen Einsatzlagen vor, die für eine fundierte Bewertung des Tasers enorm wertvoll wären.“

Ob der Einsatz eines Tasers in Wangen den tödlichen Ausgang verhindert hätte, kann laut Lottmann niemand seriös beantworten. „Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. Fakt ist: In hochdynamischen Bedrohungslagen kann selbst der Taser an seine Grenzen stoßen.“ Das Gerät sei eine sinnvolle Ergänzung – aber kein Wundermittel. In bestimmten Angriffssituationen mit Messer bleibe der Schusswaffengebrauch das einzige verbleibende Mittel zur Abwehr einer Bedrohungslage für Leib und Leben.

Was andere Polizeien seit Jahren erfolgreich praktizieren – dafür macht Baden-Württemberg aus Sicht von Kusterer erstmal einen unnötigen Probelauf. „Wer in der aktuellen Sicherheitslage und bei dem Anstieg der Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte solche Zeiträume festlegt, weiß nicht, was auf der Straße passiert. Dafür gibt es kein Lob.“

  • Ähnliche Beiträge

    • Juni 27, 2025
    Pflanzenschutz: Buchsbaumzünsler bekämpfen: So gehen Sie gegen die gefräßigen Raupen vor

    Die Raupen des Buchsbaumzünslers sind für (Hobby-)Gärtner ein Graus. Werden sie zu spät entdeckt, sind die Pflanzen meist nicht mehr zu retten.

    • Juni 27, 2025
    Bedeutende Bücher: Realitätsnah und voller Expertise: Fünf hilfreiche Bücher über die Liebe

    Bücher können berühren, bewegen, belehren und bedeutend im weiteren Verlauf des Lebens werden. Dieses Mal stellt der stern hilfreiche Werke zum Thema Liebe vor.

    Du hast verpasst

    Leute: Medien: Einbrecher dringen in Brad Pitts Haus ein

    • Juni 27, 2025
    Leute: Medien: Einbrecher dringen in Brad Pitts Haus ein

    Bedeutende Bücher: Realitätsnah und voller Expertise: Fünf hilfreiche Bücher über die Liebe

    • Juni 27, 2025
    Bedeutende Bücher: Realitätsnah und voller Expertise: Fünf hilfreiche Bücher über die Liebe

    Pflanzenschutz: Buchsbaumzünsler bekämpfen: So gehen Sie gegen die gefräßigen Raupen vor

    • Juni 27, 2025
    Pflanzenschutz: Buchsbaumzünsler bekämpfen: So gehen Sie gegen die gefräßigen Raupen vor

    Erstmals seit 2022: Verurteilter Mörder in Japan hingerichtet

    • Juni 27, 2025
    Erstmals seit 2022: Verurteilter Mörder in Japan hingerichtet

    Schiff festgefahren: Tankschiff blockiert Rhein

    • Juni 27, 2025
    Schiff festgefahren: Tankschiff blockiert Rhein

    Medien: Einbrecher dringen in Brad Pitts Haus ein

    • Juni 27, 2025
    Medien: Einbrecher dringen in Brad Pitts Haus ein