Wenn ein Kind kein Smartphone hat, ist es oft außen vor. Eine Nachbarschaft in Portland hat diese Herausforderung nun clever gelöst – mit einer deutlich älteren Technologie.

Es ist die Frage, vor der sich Eltern heute mit am meisten fürchten: „Mama, wann kriege ich endlich ein Smartphone?“ Eine Mutter in Portland, Maine wusste genau, was auf ihre Tochter zukommen würde. Doch statt dem Gequengel nachzugeben, hatte sie eine geniale Idee – und schaffte stattdessen ein Festnetztelefon an.

Caron Morses Tochter war neun, als das Smartphone-Thema das erste Mal aufpoppte, berichtet sie dem „Atlantic“. Die Lehrerin wusste aus ihrem Berufsalltag, was die Geräte bei ihren Schülern auslösten: Zu viel Bildschirmzeit und soziale Medien kürzen die Aufmerksamkeitsspanne, lösen teilweise Ängste aus. Andererseits wollte sie ihrer Tochter etwas Unabhängigkeit gönnen – auch aus etwas egoistischen Motiven. „Ich war es leid, immer ihre Verabredungen koordinieren zu müssen“, erzählt sie.

Moderne Probleme, alte Lösungen

Die Lösung fand sie in der Vergangenheit: Zum zehnten Geburtstag bekam ihre Tochter – einen Festnetzanschluss. Und sie war nicht alleine. Damit sie und ihre kleine Schwester auch ihre Freunde erreichen konnten und nicht immer deren Eltern anrufen mussten, warb Morse auch in der Nachbarschaft für ihre Idee. Mit Erfolg: Einige begeisterte Nachbarn richteten ihren Kindern ebenfalls Heimtelefone ein. Mit einigem Nachbohren und nostalgischen Appellen überzeugte sie immer weitere. „Es ist wichtig, es funktioniert“, gab sie sich überzeugt.

Wenige Monate später haben sich nun knapp 20 Familien der Aktion angeschlossen. Die Kinder hätten zwar lernen müssen, dass klassische Telefone nach anderen Regeln funktionieren – man sieht nicht immer, wer anruft, kann es nicht stumm stellen, ist nicht ständig erreichbar –, sich aber schnell daran gewöhnt. Dafür sprächen sie fokussierter miteinander, daddelten nicht nebenbei am Smartphone herum. Morse hat sogar extra ein Telefon mit Kabel besorgt, damit ihre Tochter nicht in ihrem Zimmer nebenbei spielen kann. 

Eine Dauerlösung ist das natürlich nicht. Irgendwann würden auch sie ihren Kindern ein Smartphone besorgen, gestanden alle der befragten Eltern dem „Atlantic“. Aber auf diese Weise könne man immerhin den Zeitpunkt nach hinten verschieben, ohne den Kindern einen der wichtigsten Aspekte der Geräte vorzuenthalten.

Sehnsucht nach dem Leben vor dem Smartphone

Die Aktion passt in einen noch kleinen, aber zunehmenden Trend. Immer mehr Menschen stellen fest, dass die vom Smartphone geprägte Welt auch Schattenseiten hat. Die Lösungen fallen unterschiedlich aus. Manche Menschen lassen das Smartphone zu Hause oder benutzen es genau dort gezielt nicht. Andere setzen auf sogenannte „Dumb Phones“ – also klassische Handys. Selbst viele Promis verzichten mittlerweile ganz auf das Smartphone – etwa Justin Bieber oder Ed Sheeran (hier erfahren Sie mehr).

Comedian Aziz Ansari etwa setzt nach eigenen Angaben auf ein Klapphandy. „Es ist die einzige Möglichkeit für mich, nicht ständig am Handy zu hängen“, gestand er in seinem 2022 erschienenen Netflix-Special „Nightclub Comedian“. „Man kriegt seinen Verstand zurück, kann durch den Nebel sehen.“ Aber er könne telefonieren, Nachrichten schreiben. „Dann muss ich aber wirklich etwas sagen wollen. Denn es dauert einen Moment, wenn dein Leben wieder aus T9 besteht.“

Das Problem mit der Erreichbarkeit lässt sich mit einem Festnetztelefon nicht dauerhaft lösen, bemerkte auch Morse. Wenn ihre Tochter im Herbst auf eine weiterführende Schule kommt, will sie eine Smartwatch anschaffen. 

Quellen:The Atlantic, Netflix