
Im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs sagte die Staatsanwaltschaft über den Angeklagten: „Er ist nicht Gott. Er ist ein Mensch.“
Nach sieben zermürbenden Wochen erreichte der Prozess gegen Hip-Hop-Mogul Sean „Diddy“ Combs (55) am Freitag in New York seinen vorläufigen Höhepunkt. Verteidiger Marc Agnifilo hielt im Gerichtssaal ein theatralisch anmutendes Schlussplädoyer, wie das US-Magazin „Variety“ berichtet. „Es braucht viel Mut, um freizusprechen“, sagte er den Geschworenen eindringlich. Die müssen nun ab kommender Woche über Vorwürfe des Sexhandels, der Erpressung und des Transports zur Prostitution entscheiden – bei einer Verurteilung droht Combs lebenslange Haft.
„Wir gestehen die häusliche Gewalt“
Die Verteidigung argumentierte, Combs befinde sich in einem „falschen Prozess“. Er sei kein Sexhändler, sondern habe lediglich einen „Swinger-Lifestyle“ geführt. Über seine Ex-Partnerin Casandra „Cassie“ Ventura (38), die ihm vorwirft, sie vergewaltigt und zu hunderten von „Freak-offs“ – tagelangen, drogengetränkten Sexpartys – gezwungen zu haben, sagte Agnifilo: „Niemand zwingt sie dazu.“ Er malte das Bild einer starken, intelligenten Frau, die ihr Sexleben mit Combs genossen habe: „Sie ist eine Frau, die Sex mag. Gut für sie! Sie ist wunderschön, das sollte sie auch.“
Bezüglich eines fürchterlichen Videos, in dem Combs Ventura in einem Hotelflur mit Schlägen und Tritten malträtiert, sagte die Verteidigung: „Wir gestehen die häusliche Gewalt.“ Allerdings bestritt der Verteidiger jeden Zusammenhang zwischen der Gewalt und den „Freak-offs“.
Staatsanwaltschaft widerspricht
Staatsanwältin Maurene Comey hingegen widersprach in einer Replik auf das Schlussplädoyer der Darstellung der Verteidigung, die Anklägerinnen seien „Lügnerinnen“, die von finanziellen Interessen geleitet sein. Ventura habe bereits einen Vergleich über 20 Millionen US-Dollar mit Combs geschlossen – wo sei da die Geldgier?
„20 Jahre lang kam er davon“
Den dramatischen Höhepunkt setzte Staatsanwältin Comey mit ihren abschließenden Worten: „20 Jahre lang kam der Angeklagte mit seinen Verbrechen davon. Das endet in diesem Gerichtssaal. Der Angeklagte ist kein Gott. Er ist ein Mensch. Und in diesem Gerichtssaal steht er gleichberechtigt vor dem Gesetz. Überwältigende Beweise belegen seine Schuld. Es ist Zeit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Sprecht ihn schuldig.“