Autodiebstahl: „Panthera“ erfolgreich im Kampf gegen Luxusauto-Diebe

  • Juni 30, 2025

Der Diebstahl von Luxus-Autos ist gut organisiert. Hamburg steht als Hauptstadt der Millionäre im Fokus der Banden. Eine gut vernetzte Ermittlungsgruppe der Polizei versetzt ihnen einen Schlag.

Panthera ist der Oberbegriff für Großkatzen – „für die echten Raubkatzen, solche, die brüllen können“, sagt der Chef des Hamburger Landeskriminalamts, Jan Hieber. Ein Jaguar sei ein solches Raubtier, ein Macan – was aus dem Indonesischen übersetzt Tiger heiße – auch. Was also liegt näher, als die Ermittlungsgruppe im Kampf gegen den organisierten Diebstahl von Luxusautos „Panthera“ zu nennen – stehen doch das Macan-Modell von Porsche und die Land-Rover-SUVs von Jaguar im Fokus der Diebe.

Rund ein Jahr, nachdem die Großkatze im Hamburger Polizeipräsidium zu brüllen begann, vermeldet Hieber nun Erfolge: „Der organisierte Diebstahl in diesem hochpreisigen Segment ist nachhaltig geschwächt“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. 16 Festnahmen gab es und bereits erste Verurteilungen zu teils mehrjährigen Haftstrafen.

In Millionärsstadt Hamburg fahren Luxusautos Dieben über die Füße

Doch von Anfang an: Der Diebstahl der Luxus-Karossen ist international gut organisiert – Deutschland geografisch in Regionen aufgeteilt. „Hamburg ist natürlich ein hochattraktives Ziel: viele Millionäre und eine entsprechend hohe Porsche- beziehungsweise Landrover-SUV-Dichte“, sagt Hieber. „Das ist für die Täter anziehend, weil sie nicht lange nach Fahrzeugen suchen müssen. Die fahren ihnen hier quasi über die Füße.“ 

Diebstähle habe es deshalb auch schon früher gegeben, doch Ende 2023 hätten die Zahlen „spürbar angezogen“, erinnert sich der LKA-Chef. Der Schaden sei hoch, da die Neupreise der Fahrzeuge im sechsstelligen Bereich lägen. „Darunter geht meist nichts. Man kann grob rechnen: 25 Fahrzeuge sind 2,5 Millionen Euro.“ 

Nach Angaben der Autoversicherer wurden 2023 in Hamburg 853 kaskoversicherte Autos gestohlen. Der wirtschaftliche Schaden betrug demnach mehr als 20 Millionen Euro. 

Die Zahlen hätten deutlich gemacht, „dass die Organisierte Kriminalität hier fröhliche Urstände feiert und wir hart dagegen vorgehen müssen“, sagt Hieber. Die Entscheidung zur Gründung der EG „Panthera“ war gefallen. 

Porsche-Spur führte nach Polen – Landrover-Spur nach Litauen

Schnell habe man festgestellt, dass in Hamburg drei Tätergruppen markenabhängig operieren. „Die Landrover-Schiene führte nach Litauen, ebenso die Porsche-Macan-Schiene einer anderen Gruppierung. Weitere Diebstähle hauptsächlich von Porsche-Modellen gingen wiederum auf das Konto polnischer Täter.“ Hier sei der Ermittlungsgruppe die jahrzehntelange Erfahrung ihres Leiters zugutegekommen, der bereits in vielen Bereichen der organisierten Kriminalität ermittelt habe und auch international gut vernetzt ist.

Beim Diebstahl der Autos gebe es eine Dreiteilung: Die sogenannten Residenten, die in Hamburg für das Organisatorische zuständig sind und den Hinterleuten im Ausland unterstehen. Die Experten, die hoch spezialisiert die Sicherheitstechnik der Fahrzeuge umgehen, Ortungssignale unterbinden und sie fahrbar machen. Und die Kuriere, die die Wagen zur weiteren Bearbeitung zunächst an einen sicheren Ort und schließlich außer Landes bringen.

Autodiebe arbeiten mit hoch spezialisierte Experten

Zunächst würden die Experten die Steuerungsgeräte der Fahrzeuge ausbauen und in sicherem Umfeld manipulieren. Die Täter seien dabei „sehr zielorientiert“ und gingen „mit großer Vehemenz vor“, sagt Hieber. „Sie lassen sich auch nicht von einer zusätzlichen Sicherung abschrecken.“ Später kehrten sie zum Fahrzeug zurück und bauten das Steuerungsgerät wieder ein, um die Autos dann mit einem „neu angelernten Schlüssel“ zu entwenden.

Immer mal wieder passiere es aber, dass sich die elektronische Sicherung der gestohlenen Fahrzeuge doch noch einmal meldet und Standortdaten sendet. Genau durch solche Vorfälle sei eine „Fälscherwerkstatt“ in Belgien entdeckt worden. 

Dort sei die Elektronik von in Hamburg gestohlenen Wagen von Spezialisten wieder in einen „sauberen“ Zustand versetzt und die Fahrzeugidentifizierungsnummer umgearbeitet worden – so gut, dass sie von dort aus wieder zurück nach Deutschland und dann Richtung Osten gefahren worden seien. Die üblichen Vertriebswege gestohlener Fahrzeuge führten dann in Richtung Südosteuropa, Naher Osten und Afrika. 

Vergleichsweise hohe Haftstrafen für Kuriere

Die Kuriere trügen das größte Risiko, geschnappt zu werden. „Wenn die Kurierfahrer merken, dass sie polizeilich am Haken sind, geben sie nicht immer auf. Einige sind sehr fluchtgeneigt“, erzählt Hieber. Unter hohem Risiko versuchten sie, mit den zumeist sportlichen motorisierten Fahrzeugen zu entkommen.

In einem Fall aus den „Panthera“-Ermittlungen wurde ein Kurier bereits zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. „Für einen Ersttäter ist das eine recht knackige Strafe“, was der Gewerbsmäßigkeit der Taten geschuldet sei.

Festnahmen sofort bei Diebstahlzahlen ablesbar 

Nach der Festnahme weiterer Kuriere wurden im März dieses Jahres auch die Haupttäter dingfest gemacht: Ein polnischer und zwei litauische Staatsangehörige wurden verhaftet – der Pole noch auf frischer Tat, als er in einem in Ottensen gestohlenen Porsche wegfahren wollte.

Die Festnahmen der Männer seien sofort in der Statistik erkennbar gewesen. „Die Zahlen beim Kfz-Diebstahl gingen um 40 Prozent runter. Das war schon extrem“, sagt Hieber. Und der Effekt halte noch immer an – wenn auch nicht mehr so stark. 

Die kriminellen Strukturen in Hamburg müssten sich wohl erst einmal neu finden. Zudem strahle die Arbeit der EG „Panthera“ aus: „Es gibt enge Kontakte nach Polen, es gibt enge Kontakte nach Litauen und – auch, was die Hinterleute betrifft – viele Erkenntnisse. Ziel ist natürlich, diese kriminellen Strukturen nachhaltig kaputtzumachen.“ 

Das funktioniere nur, wenn man auch die Drahtzieher im Ausland in Haft bringe. Dass dies geschehen wird, auch da ist Hieber optimistisch.

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