Geheimdienst: Warum der BND jetzt Tennissocken verkauft

  • Juni 30, 2025

Der deutsche Geheimdienst will bekannter werden und hat einen Fanshop eröffnet. Manche der Produkte kommen aus einem Land, das den BND wohl ohnehin stark beschäftigt.

In Schwarz prangt der stilisierte Bundesadler, daneben die drei Buchstaben, hinter denen sich so viel Geheimnis verbirgt: BND. Das Logo des Bundesnachrichtendiensts, zuständig für die Informationsgewinnung aus dem Ausland, ist aber nicht auf einem geheimen Bericht, einer Tür zu einer unterirdischen Zentrale oder einer technisch ausgefeilten Waffe. Der BND hat sein Symbol auf Tennissocken gedruckt.

Es ist nicht das einzige Kleidungsstück, das sich Agentenfans nun besorgen können. Seit dieser Woche bietet der BND in einem Online-Shop auch T-Shirts, Hoodies oder Caps an – gehalten in Dunkelblau, dem BND-Logo und dem Kürzel. Außerdem gibt es Kaffeetassen, Schlüsselanhänger oder Notizbücher.

Geheimdienst will sichtbarer werden

Wozu das Ganze? Der BND will mehr Menschen erreichen, vor allem potenzielle Bewerber. Dafür hatte der Nachrichtendienst schon in den vergangenen Monaten ungewöhnliche Wege bestritten – etwa mit Plakaten und dem Spruch: „Wir suchen Terroristen (m/w/d). Finde sie mit uns.“ Mit dem Shop will der Geheimdienst noch einmal deutlich sichtbarer werden. Vor zwei Jahren stieg der BND sogar in das umstrittene Geschäft mit NFTs ein. Der neue Shop soll wohl gut ankommen, die Nachfrage nach den Produkten sei in den ersten Tagen enorm gewesen, heißt es aus der Zentrale in Berlin-Mitte.

Es sei ein „willkommener Nebeneffekt“, schreibt ein Sprecher auf Anfrage, „dass wir damit die Sichtbarkeit des BND in der Öffentlichkeit weiter erhöhen und damit alle unsere sonstigen Aktivitäten sinnvoll ergänzen“. Der „BND-Merch“ erfreue sich größter Beliebtheit auf Messen, dem Tag der offenen Tür der Bundesregierung oder im Besucherzentrum des Nachrichtendiensts in Berlin. Daher habe man sich zum BND-Shop entschlossen. Wer sich nun ein T-Shirt bestellt, wird fettgedruckt darauf hingewiesen: „Das BND T-Shirt ist ein Fanartikel, keine Einsatzkleidung“. Wichtig zu wissen, schließlich droht bei „Amtsanmaßung“ eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.

Den Onlineshop betreibt die Behörde allerdings nicht selbst, sondern mehrere Lizenznehmer. Ihnen stellt der BND Logo und Claim zur Verfügung, außerdem gibt er die Produkte frei. Der Auftrag sei europaweit ausgeschrieben gewesen. Gewonnen haben offenbar die Bremer „Ants & Friends GmbH“, sowie die Unternehmen „MadeByMates GmbH & Co. KG“ und „FulfilledByMates GmbH Co. KG“. Letztere sind für Versand, Logistik und technische Umsetzung zuständig.

Schlüsselanhänger aus China

Die „Ants & Friends GmbH“ dagegen kümmert sich um die Produkte selbst sowie deren Produktion. Sprich: Sie entwerfen und produzieren die Shirts und Hoodies, Kaffeetassen und Schlüsselanhänger. Der BND selbst haftet für die Produkte nicht, bekommt aber auch kein Geld dafür. Geht man auf die Website der Firma, findet sich ein Artikel. Die Unternehmer reisten in ein Land, das den BND auch sehr interessieren dürfte: China. Dort besuchten sie offenbar einen Lieferanten: „Viele unserer Lieferanten begleiten uns schon seit Jahren, manche sogar seit Jahrzehnten – und aus so mancher Geschäftsbeziehung ist längst eine echte Freundschaft entstanden“, heißt es in dem Artikel. Zumindest der Schlüsselanhänger, den auch der BND verkauft, wird offenbar in der Volksrepublik hergestellt – die in der Bundesregierung als „systemischer Rivale“ gilt. Vielleicht nutzt der Geheimdienst die Anhänger ja aber auch nur, um die chinesische Produktionskapazität einschätzen zu können.

Gemeinsam betreiben die Firmen auch den Instagram-Account @bndmerchshop – und das relativ erfolgreich. Fast 2 000 Follower hat der Auftritt nach erst drei Tagen, fast ebenso viele Nutzer nehmen bisher an einem Gewinnspiel über Kommentare in einem Post teil. Verlost wird neben Kaffeebechern und Schlüsselanhängern auch eine exklusive Führung durch das BND-Besucherzentrum.

Neues Logo machte Vermarktung möglich

Der BND ist nicht die einzige Behörde mit eigenem Merchandise und auch nicht der einzige Nachrichtendienst. Allerdings ist er der erste Geheimdienst mit offiziellem Online-Shop. Von den bekannteren Kollegen der CIA, des FBI und des MI6 finden sich im Internet zwar massenhaft T-Shirts und Caps, allerdings werden sie nur von unabhängigen Internethändlern verkauft. 

Im vergangenen Jahr hatte der BND ein aufwendiges Rebranding durchgeführt. Der Nachrichtendienst verabschiedete sich vom klassischen Bundesadler, an seine Stelle trat die stilisierte Version ohne Krallen. „Das Corporate Design meistert den Spagat zwischen seriöser Behörde und spannendem Arbeitgeber“, schrieb der BND damals in einer Mitteilung. 

Das Logo ist als eigene Marke beim Patentamt eingetragen, wodurch erst die Vermarktung im Shop möglich wird. Dort sollen sich die ersten Produkte bereits ganz gut verkaufen – vermutlich allerdings nicht bei BND-Mitarbeitern, die wollen schließlich unerkannt bleiben. Oder genau deswegen doch. 

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