
30 Grad und mehr – nicht nur in Städten belastet die Hitze viele Menschen. Wo lässt sich im Freistaat Abkühlung und Entspannung finden, ohne dass es etwas kostet?
Natürlich hat der Freistaat noch wenige Gletscher zu bieten und Deutschlands höchsten Berggipfel. Abkühlung an heißen Tagen wäre auf der Zugspitze kein Problem. Aber für wen ist der Berg denn bei 30 Grad und mehr an Werktagen erreichbar, wenn man nicht zufällig in der Alpenregion wohnt? Doch es gibt auch Alltags-kompatible Tipps, um der Hitze zumindest für einige Zeit zu entkommen. Und die müssen auch nichts extra kosten.
Kirchen
Dicke Mauern, hohe Räume: Kirchen bieten sich an, um sich bei Hitze eine Pause im Kühlen und im Schatten zu gönnen. Bayern hat viele Gotteshäuser, die vor allem in den Stadtzentren auch regelmäßig geöffnet sind. Es muss ja nicht ein Touristen-Hotspot wie die Münchner Frauenkirche oder der Regensburger Dom sein.
Klar stünden die Kirchen offen, sagt Elke Pilkenroth, Sprecherin der katholischen Stadtkirche Nürnberg. Und doch gibt es gewisse Spielregeln, die immer gelten, wenn man eine Kirche besucht, ob es nun draußen heiß ist oder nicht. Angemessene Kleidung gehört dazu. Und: Auch Essen und Trinken solle man nicht in der Kirche, sagt Pilkenroth. „Die Kirche ist kein alternativer Ort für Brotzeit.“ Am Handy telefonieren und laute Gespräche führen sollte man in einem Gotteshaus natürlich auch nicht.
Vor zwei Jahren wurden in München in zwei katholischen Kirchen Trinkwasserspender aufgestellt. Generalvikar Christoph Klingan betonte bei der Gelegenheit, dass die Kirchen offenstünden, um sich von der Sommerhitze auszuruhen: Sie könnten kühle Zufluchtsorte sein.
Bibliotheken
Nahezu jede Kleinstadt und erst recht größere Städte in Bayern haben öffentliche Bibliotheken. Zu den Öffnungszeiten rein in die Räume kann normalerweise jeder – dazu braucht es nicht einmal einen gültigen Bibliotheksausweis. Laut Deutschen Bibliotheksverband sehen sich die Einrichtungen als so genannter Dritter Ort: Die Bibliothek als Dritter Ort verstehe sich „als gesellschaftlicher Knotenpunkt, als ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Inspiration, als ein Ort sozialer, kultureller und digitaler Teilhabe“, heißt es beim Verband.
In Bibliotheken gibt es – anders als in einem Café oder in einem Laden – keinen Konsumzwang. Der Hitze der asphaltierten Straße entfliehen und in der Bibliothek eine Zeitschrift zur Hand nehmen oder ein Buch? Kein Problem. Für Bildung und Kultur tut man auch noch etwas nebenbei.
Höhle, Schlucht, Wasserfall
Städtisch zentral liegen Höhlen freilich nicht. Und Schauhöhlen kosten in der Regel auch Eintrittsgeld, weil man sie meist ohne Führung gar nicht besichtigen darf. In Bayern gibt es zahlreiche solcher Schauhöhlen wie die Teufelshöhle in der Fränkischen Schweiz oder die Wendelsteinhöhle in Oberbayern. Aber in vielen felsigen Gegenden gibt es auch Höhlen, die ohne Beschränkungen betreten werden können. Imposante Tropfsteine gibt es dort freilich nicht, aber immerhin Schatten und kühle Luft.
Die Ludwigshöhle im Ahorntal (Landkreis Bayreuth) ist so ein Beispiel, sie liegt nur unweit einer Straße und ist von dort aus in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Kostenfrei begehbar sind auch die Seltenbachschlucht in Unterfranken oder der schattige Muglbach-Wasserfall in der Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze.
Kneipp-Becken
Zugegeben, es klingt ein wenig wie nach Kuren von anno dazumal. Aber Kneipp-Becken erfreuen sich in vielen Kommunen großer Beliebtheit. Und was ist an heißen Tagen erfrischender als seine Beine in kaltes Wasser zu tauchen?
Die heute weit verbreiteten Kneipp-Becken gehen auf den Allgäuer Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) zurück. Die von ihm entwickelte Therapie des Wassertretens soll unter anderem den Kreislauf anregen und das Immunsystem stärken. Die Kneipp-Therapie steht in Deutschland sogar auf der Liste des immateriellen Kulturerbes.
Die Kneipp-Becken sind häufig an Fluss- oder Bachufern installiert, Stangen helfen dabei, die Balance beim Wassertreten zu halten, zuweilen gibt es auch Becken für kalte Arm-Güsse. Aber Achtung: Nicht für alle Menschen ist die Kneipp-Therapie geeignet, möglicherweise sprechen gesundheitliche Probleme dagegen.