
In der Ost- und Nordsee verrotten 1,6 Millionen Tonnen an konventioneller Kriegsmunition. „Die müssen raus“, sagt der Bundesumweltminister. Die giftigen Substanzen drohen ins Wasser zu geraten.
Mecklenburg-Vorpommern macht sich dafür stark, dass ein in Ostdeutschland geplantes Bundeskompetenzzentrum zur Munitionsbergung in Nord- und Ostsee in Rostock angesiedelt wird. Das würde sie sehr begrüßen, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig beim Antrittsbesuch von Bundesumweltminister Carsten Schneider (beide SPD) in Rostock. Beide besuchten in der Hansestadt den Ocean Technology Campus (OTC), der sich als Standort für das Kompetenzzentrum präsentierte.
In der Ostsee lagern Schätzungen zufolge rund 300.000 Tonnen konventioneller Altmunition; in der Nordsee sind es sogar 1,3 Millionen Tonnen, die dort seit über 80 Jahren korrodierten. „Die müssen raus. Und dafür bauen wir jetzt die Kompetenzen auf“, sagte Schneider, der sich zu einem zweitägigen Antrittsbesuch in MV aufhält und am Donnerstag mit Umweltminister Till Backhaus (SPD) Rügen und Greifswald besucht. Für das Vorhaben seien im Bundeshaushaltsentwurf Mittel vorgesehen.
Backhaus verwies darauf, dass Rostock neben einem starken Netzwerk maritimer Akteure mit dem Digital Ocean Lab über ein international einzigartiges Testareal vor der Küste Warnemündes verfüge. OTC ist ein von Bund und Land geförderter Netzwerkverbund aus der Universität Rostock, maritimen Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
Kooperationsangebot aus Kiel
Die Munition wurde vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nord- und Ostsee im großen Stile verklappt. Die Wissenschaftler wissen meist, wo die Munition auf dem Meeresboden liegt, aber nicht unbedingt, wie ihr Zustand ist. Am Meeresboden seien die Prozesse dynamisch, sagte Ansgar Leefken, Ingenieur und Wissenschaftler am Lehrstuhl Meerestechnik der Uni Rostock. Die Munition werde etwa durch Wellengang hin und her geschleudert oder von Sedimenten bedeckt.
In der Ostsee sind die größten Munitionsaltlasten vor der Küste Schleswig-Holsteins. Das Bundesland bot Mecklenburg-Vorpommern an, beim Aufbau eines Bundeskompetenzzentrums zu kooperieren. „Ich möchte anregen, dass wir die bereits vorhandenen sowie aufgebauten Strukturen nutzen und diese weiter ausbauen – also keine Doppelstrukturen etablieren“, schrieb Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) an Backhaus. Dieses Vorgehen könne Zeit und Geld sparen.
Kompetenzzentrum in Ostdeutschland
Backhaus betonte die besondere Relevanz der Munitionsbergung in Nord- und Ostsee, die auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert sei. Dort werde Beseitigung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee als gesamtstaatliche Aufgabe beschrieben. Zudem gebe es das Ziel, ein Bundeskompetenzzentrum mit Sitz in den östlichen Bundesländern zu etablieren. Um ein zukünftiges Bundeskompetenzzentrum dauerhaft arbeitsfähig zu gestalten, bedürfe es einer nachhaltigen finanziellen Basis.