Meinung: Blinder Aktionsflächenismus

  • Juli 3, 2025

Die Kölner Stadtverwaltung schafft das Wort „Spielplatz“ ab. Die Oberbürgermeisterin ist skeptisch, die Bürger irritiert. So ein Theater!

Es ist eine dieser typischen Aufreger-Meldungen: „In Köln sollen Spielplätze bald nicht mehr Spielplätze heißen“. Wer das liest, schüttelt sofort den Kopf. Und stellt sich die logischen Fragen: Haben wir nicht größere Probleme? Ist das dieses „woke“, von dem immer alle reden? Was soll das kosten? Und: Wieso will man etwas verändern, das jahrzehntelang niemanden gestört hat? Ein Spielplatz ist ein Spielplatz ist ein Spielplatz. Oder?

Laut der Kölner Stadtverwaltung aber ist der Begriff „Spielplatz“ veraltet, weil er die Zielgruppe auf kleine Kinder reduziert, die hier eben – naja – spielen wollen. Kommt ein Dreizehnjähriger vorbei und sieht das bisherige Spielplatzschild, dann könnten ihn sowohl die dargestellten Kinderfiguren auf Wippen und Schaukeln als auch das Wort davon abhalten, den Platz zu betreten und sich hier körperlich zu betätigen, fürchtet man. Dabei wollen wir doch, dass sich junge Menschen wieder mehr bewegen. Den „eingrenzenden Begriff“ will die Verwaltung also loswerden, und die bisherigen Spielplatzschilder gleich mit.

Spielplätze sollen neuen Namen bekommen

Die Intention ist somit durchaus eine gute, sogar eine nachvollziehbare. Und nur ein bisschen „woke“: Zwar möchte man mit dem neuen Namen „Spiel- und Aktionsfläche“ und mit dem neuen Schild auch junge Menschen mit Behinderungen oder aus anderen Kulturkreisen einschließen (das regt gewisse Menschen auf, oder?), andererseits will man die Jugend zu mehr körperlicher Ertüchtigung anregen (sowas finden Wokeness-Kritiker doch eigentlich gut, richtig?)
© Stadt Köln

Das Problem ist, dass für kaum jemanden direkt ersichtlich sein dürfte, wieso eine „Spiel- und Aktionsfläche“ auf Teenager einladender wirken sollte als ein simpler Spielplatz. Der Name klingt nicht inklusiver, nicht cooler – höchstens bürokratischer. Und auch das dazugehörige Schild, durchaus putzig mit bunten Kinderfiguren, lässt Fragen offen. Zwar fährt eine der Figuren Skateboard – aber alle anderen spielen eben ganz normal auf einem Spielplatz. Buddeln im Sand, werfen einen Ball oder hängen kopfüber vom Klettergerüst. Und, alle passionierten Skater mögen sich bitte nicht gekränkt fühlen, aber: Dass Teenager nichts inniger wollen, als rollende Bretter unter ihren Füßen zu jonglieren, ist doch spätestens seit der dritten Staffel der Simpsons oder dem letzten „Tony Hawk’s Pro Skater“-Teil ein Anachronismus, oder? Symbolisiert diese Figur also wirklich die Jugend?

Der Grundgedanke ist nicht verkehrt

In den Lokalmedien finden sich schon reichlich Kommentare, in denen gefordert wird, das Geld, das in die Entwicklung der neuen Schilder und Bezeichnung gesteckt wurde, lieber in die Sanierung der Flächen zu stecken. Absolut valider Punkt, wenn man auch mit den bereitgestellten 38.000 Euro, selbst wenn es an sich viel Geld ist, in dieser Hinsicht wenig hätte bewirken können. Aber vielleicht ist das aktuelle Theater ja ein Anreiz für Oberbürgermeisterin Henriette Reker, in Sachen Spielplatzausbau aktiver zu werden. Die derzeitige Diskussion jedenfalls behagt ihr offensichtlich nicht.

So ruderte die CDU-Politikerin bereits zurück, deutet einen Alleingang der Stadtverwaltung an und macht die Umbenennung und den Austausch der Schilder von einer Abstimmung im Stadtrat abhängig. „Eine solche grundsätzliche Umbenennung ist kein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung“, kritisierte sie die Kollegen. Da wirkt es etwas zynisch, dass auf dem Entwurf der neuen Spielplatz – , nein, Verzeihung, Aktionsflächenschilder ganz oben groß „Die Oberbürgermeisterin“ prangt. Redet denn da niemand miteinander?

Es braucht einen anderen Ansatz

Zusammengefasst: Die Idee entspringt einem guten Gedanken, setzt aber an den falschen Stellen an. Vielleicht würde es helfen, wenn man erst einmal konsequent die Altersbeschränkungen, die sich oft noch auf älteren Spielplatzschildern finden und die Jugendlichen ab 14 die Nutzung untersagen, entfernt. Und dann dafür sorgt, dass die Flächen auch tatsächlich ansprechend auf Jugendliche wirken und ihnen Möglichkeiten zur Bewegung bieten. Wenn wir auf das Beispiel der skatenden Teenager zurückkommen wollen: Wann haben Sie zum letzten Mal eine Halfpipe auf einem Spielplatz gesehen? Eben.

Da kann man Spielplätze noch so oft umbenennen: Wenn Teenager dort nur Schaukeln und Sandkästen finden, wird sich die Anziehungskraft weiterhin in Grenzen halten. Da hilft es sicher auch nicht, lassen sie uns hier kurz sarkastisch sein, dass auf den neuen Schildern nun neben dem Rauchen auch noch das Vapen verboten wird.

Quellen:  DPA,  „Spiegel“,  „T-Online“,  „Kölner Stadtanzeiger“

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