Europas größter Autobauer: Volkswagen trennt sich von Personalvorstand Gunnar Kilian

  • Juli 4, 2025

Überraschend hat der VW-Aufsichtsrat die sofortige Trennung von Personalvorstand Kilian beschlossen. Die Arbeitnehmerseite sieht einen klaren Grund für das Aus.

Kurz vor dem großen Werksurlaub präsentiert Volkswagen noch einen echten Personalhammer: Der Konzern trennt sich mit sofortiger Wirkung von Personalvorstand Gunnar Kilian, der während seiner Amtszeit maßgeblich den Abbau von zehntausenden Arbeitsplätzen verantwortete. Dies beschloss der VW-Aufsichtsrat am Freitag einstimmig.

Die Trennung von Kilian erfolgt in einer herausfordernden Phase für VW. Das Unternehmen hatte sich mit der Arbeitnehmervertretung auf ein Sanierungsprogramm geeinigt, das bis 2030 einen Abbau von fast einem Viertel der deutschen Stellen vorsieht – ohne betriebsbedingte Kündigungen, vor allem durch Vorruhestand und freiwillige Abfindungen.

Dem Vernehmen nach hatte Kilian das Vertrauen der Arbeitnehmer- und die Rückendeckung der Arbeitgeberseite verloren. Die Entscheidung fiel wenige Monate vor dem regulären Ende seines Vertrags.

Betriebsrat sieht grundlegende Differenzen

Aus Sicht der Arbeitnehmer fehlte dem 50-Jährigen der notwendige Rückhalt, um eine Vertragsverlängerung zu erreichen. In einer internen Mitteilung des Betriebsrats ist von „grundsätzliche Differenzen bei zentralen Themen des Konzerns“ die Rede. Die Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sagte: „In den vergangenen Monaten gab es mehrere Anlässe, die den gemeinsamen Blick nach vorne erschwerten.“ 

Als zentrales Beispiel nannte sie, dass Kilians Name immer mit dem Aufkündigen der Tariffamilie im vergangenen Jahr verbunden werde. „Wir haben das damals nicht ohne Grund einen historischen Tabubruch genannt.“ 

Karriere und Verantwortung

Gunnar Kilian ist seit 2000 bei Volkswagen. Nach Stationen im Konzernbetriebsrat übernahm er 2018 das Amt des Arbeitsdirektors im Konzernvorstand und führte ab 2020 zusätzlich den Bereich Nutzfahrzeuge („Trucks“). Kilian galt als einer der jüngsten Dax-Vorstände und war konzernweit vernetzt.

Seine Amtszeit war geprägt von großen Herausforderungen: ob die Dieselkrise, die digitale Transformation oder die Corona-Pandemie. Zudem spielte er eine Schlüsselrolle bei Tarifverhandlungen und Mitbestimmungsfragen.

Persönliche Worte von Kilian

In einer Stellungnahme im Portal „LinkedIn“ blickt Kilian dankbar auf über 20 Jahre beim Konzern zurück. „Was am Ende bleibt, ist Dankbarkeit“, schreibt er. Besonders hebt er die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen sowie den Einsatz in Krisenzeiten hervor. Zum Abschied wünscht er dem Unternehmen alles Gute und betont: „Volkswagen wird immer ein Teil von mir bleiben.“

Übergang und Nachfolgesuche

Bis zur endgültigen Klärung der Nachfolge übernimmt VW-Markenchef Thomas Schäfer interimistisch die Leitung des Personalressorts im Konzernvorstand und die Funktion des Arbeitsdirektors. Wie es aus Konzernkreisen heißt, wird aber eher Arne Meiswinkel das Operative umsetzen. Der Personalvorstand der Marke Volkswagen Pkw, in die erweiterte Konzernleitung aufgenommen und übernimmt die Zuständigkeit für den Bereich Personal.

Die Suche nach einem dauerhaften Nachfolger ist bereits angelaufen. Traditionell liegt die Initiative für Vorschläge zur Besetzung dieser Schlüsselposition bei der Arbeitnehmerseite, wie Cavallo sagte.

Personeller Neuanfang gefordert

Die Konzernbetriebsratschefin würdigte Kilian als herausragenden Diplomaten, der in oftmals turbulenten Zeiten zwischen den verschiedenen Interessenlagen vermittelt habe. Sein Einsatz habe regelmäßig den Ausschlag für tragfähige Kompromisse gegeben, sagte Cavallo. 

Dennoch betonte sie: „Mit Blick auf die Funktion des Arbeitsdirektors ist es nun an der Zeit für einen personellen Neuanfang.“ Sie zeigte sich überzeugt, dass die Übergangslösung mit Schäfer und Meiswinkel tragfähig sei und die tägliche Arbeit gut fortgeführt werde.

Ministerpräsident Lies: „Kilian wird fehlen“

Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD), dessen Land 20 Prozent der VW-Stimmrechte hält und der im Aufsichtsrat vertreten ist, äußerte sein Bedauern über das Ende von Kilians Amtszeit. „Ich bedaure sehr, dass die Zeit von Gunnar Kilian als Personalvorstand jetzt zu Ende geht“, sagte Lies. Er lobte Kilian als „klugen und hochgeschätzten Strategen“, der stets „umsichtig und im Sinne des Konzerns und seiner Belegschaft“ gehandelt habe.

Besonders würdigte Lies Kilians Beitrag zur Beilegung der Tarifauseinandersetzungen im vergangenen Winter und zeigte Verständnis für die Gründe der Auflösungsvereinbarung. „Klar ist aber: Gunnar Kilian wird fehlen.“

Personalwechsel im Zeichen von Transformation

Der Arbeitsdirektor nimmt traditionell eine Schlüsselrolle als Bindeglied zwischen Vorstand und Arbeitnehmern ein und hat eine starke vermittelnde Funktion.

Der Betriebsrat bewertet die Übergangslösung als stabil und betont, dass die Mitbestimmung weiterhin eine große Bedeutung hat. Die Suche nach einem Nachfolger für das Personalressort konzentriert sich auf eine Persönlichkeit, die Transformation und Aufbruch verkörpert.

Während VW am Konzernhauptsitz in Wolfsburg in den kommenden Wochen in den Werksurlaub geht, bleibt offen, wie sich der personelle Neuanfang auf den weiteren Kurs des Konzerns auswirken wird.

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