
Breit, lang und langsam: Auf den Straßen sind sie quasi der Endgegner. Aber Landmaschinen in der Erntezeit mal eben überholen? Das kann schnell gefährlich werden. Diese Tipps sollte man kennen.
Auf den Feldern in Baden-Württemberg hat die Erntezeit begonnen und damit werden in den nächsten Wochen auch wieder vermehrt Trecker auf den Straßen unterwegs sein. Meistens sind sie groß, schwer, breit und vor allem langsam. Für andere Verkehrsteilnehmer kann das nicht nur nervig sein, sondern auch gefährlich werden.
Welche Gefahren lauern und was kann helfen?
Thomas Spisla, Pressesprecher der Freiburger Polizei, hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Thematik auseinandergesetzt und versucht, die Menschen im Land mit Beiträgen in den sozialen Medien zu sensibilisieren.
Die Landmaschinen seien oft nicht nur sehr breit, sondern könnten auch sehr lang sein, sagt er. So müsse man etwa damit rechnen, dass an einem Traktor auch mal zwei Anhänger angebracht seien. Wer ungeduldig sei und schnell vorankommen wolle, gehe Risiken ein, denn das Überholen an unübersichtlichen Stellen könne zu schweren Unfällen führen, sagt Spisla.
Er rät Verkehrsteilnehmern dazu, geduldig zu sein. „Wir alle brauchen etwas zu essen“, sagt Spisla. Und er wirbt um Verständnis: Die Landwirtinnen und Landwirte könnten und dürften meist nicht schneller fahren.
Worauf müssen Autofahrerinnen und Autofahrer achten?
Spisla rät dazu, auf Sicht zu fahren. Vor dem Überholen müsse man gut voraussehen können und es dürfe auf lange Zeit kein Fahrzeug entgegenkommen. Dann gelte es Gas zu geben und zügig zu überholen. Und zwar nicht in Kurven oder an unübersichtlichen Stellen, vor allem bei Nacht.
Autofahrer würden auch gerne Kolonnen überholen, also nicht nur die Landmaschine, sondern zum Beispiel auch noch das Auto davor oder dahinter. Hier müsse man sich die Frage stellen, ob der Überholvorgang so viel Zeitgewinn bringe, dass es sich lohne, das Risiko einzugehen.
Es gebiete sich, zurückhaltend zu sein. „Der Landwirt macht das nicht, um die Leute zu ärgern“, sagt Spisla. Zumal es durchaus so sei, dass Landwirte auch mal Platz machten, wenn es sich anbiete.
Was sollten Motorradfahrer wissen?
Für Motorradfahrer kann Dreck auf den Straßen ein Problem sein, sagt Spisla. Es könne sich etwa Schlamm aus den Reifen der Traktoren lösen. Die Motorradfahrer müssten dann ausweichen oder durch den Dreck fahren, in beiden Fällen könnten sie ins Schlingern geraten und einen schweren Unfall verursachen. Außerdem seien die Landmaschinen teilweise mit scharfen Werkzeugteilen versehen, die nicht immer sofort zu erkennen seien.
Schützen könnten sich Motorradfahrer laut Spisla durch Aufmerksamkeit und durch das Wissen, auf welchen Straßen die Landwirte häufig unterwegs seien. Dann könne man die Geschwindigkeit dort reduzieren.
Womit müssen Radfahrer rechnen?
Radfahrer müssten wie Motorradfahrer auf Dreck achten und sich der Gefahr durch überholende Autos bewusst sein. Auch könne es etwa sein, dass ein Mähdrescher auf einem Feld wende und mit Teilen des Fahrzeugs auf einen angrenzenden Radweg gelange, sagt Spisla.
Was sollten die Landwirte tun?
Sie müssten natürlich genauso Rücksicht nehmen, sagt Spisla. Sie seien auch verpflichtet, ihren Dreck auf den Straßen wegzumachen und sollten sich vergewissern, dass erst gar kein Dreck dort landet. Auch sollten sie eine gute Sichtbarkeit ihrer Fahrzeuge sicherstellen. Ein Sprecher der Polizei Karlsruhe ergänzte, dass die Fahrzeuge natürlich auch vorschriftsgemäß gesichert und nicht überladen sein dürften.
Und was sagen die Landwirte?
„Rücksicht und Aufmerksamkeit sind oberstes Gebot“, teilte eine Sprecherin des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg mit. Das gelte für die Landwirte und für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Der Verband halte die Bäuerinnen und Bauern dazu an, auf ein rücksichtsvolles und vorausschauendes Verhalten zu achten.
Der Verband warb für Verständnis dafür, dass große Maschinen Platz benötigten und nicht schneller fahren könnten als erlaubt oder möglich. „Hupen oder Drängeln hilft hier niemandem – gegenseitige Rücksichtnahme schon“, teilte die Sprecherin mit. Nur so kämen alle sicher ans Ziel.
Nicht zuletzt sicherten die Landwirtinnen und Landwirte mit ihrer täglichen Arbeit die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln – das verdiene Respekt und Rücksicht, auch im Straßenverkehr, so die Sprecherin.