
Schon wieder hat ein Wels im Brombachsee einen Schwimmer gebissen. Ein Fischereiexperte erklärt, warum am Badesee keine Ruhe einkehrt und welche Rolle das Wetter dabei spielt.
Herr Funke, wie gefährlich ist ein Wels, oder Waller, wie er in Bayern genannt wird, für den Menschen?
Er ist an und für sich überhaupt nicht gefährlich für den Menschen, weil er sich für ihn nicht interessiert. Der ist keine Beute. Außerdem geht der Waller nachts auf die Jagd, hat also auch deshalb wenig Berührungspunkte mit Schwimmern.
Wie kam es dann zu den Beißattacken?
Gefährlich wurden die Waller, weil sie ihre Gelege verteidigten, und sich dabei bedrängt gefühlt haben. Dummerweise hatten sie ihre Gelege direkt unter einer Badeinsel eingerichtet. So etwas kommt extrem selten vor. Normalweise laicht ein Waller eher in den krautigen Bereichen, wo Schwimmer sowieso nicht gern hingehen.
Und warum diesmal nicht?
Da der Brombachsee derzeit einen niedrigen Wasserstand hat, stehen die üblichen Laichplätze des Wallers in Ufernähe nicht zur Verfügung. Deshalb weicht er auf künstliche Strukturen in tieferen Bereichen aus und das sind die Badeinseln.
Wie lange bleibt er bei seinen Eiern?
Eine Woche, vielleicht zwei, aber länger mit Sicherheit nicht.
Wie anspruchsvoll sind die Raubfische?
Sie sind wirklich sehr anpassungsfähig. Große Ansprüche an die Wasserqualität haben sie nicht. Das Einzige, was sie brauchen, ist warmes Wasser. Dadurch ist der Waller ein totaler Klimawandelgewinner. Er kommt zwar in den Oberläufen vieler Flüsse nicht vor, aber dort, wo die Flüsse warm und breit sind. Zusätzlich erschließt er sich neue Lebensräume in stehenden Gewässern, denn gerade dort steigen die Wassertemperaturen.
Gerade um große Waller ranken sie viele Geschichten. Angeblich schnappen sie sich sogar Hundewelpen vom Ufer.
Der Waller ist ein Raubfisch und frisst in aller Regel andere Fische. Es kann aber durchaus mal vorkommen, dass er sich von unten kommend ein Entenküken schnappt, wenn er die Chance dazu bekommt. Bestätigte Fälle, in denen er sich einen Hund geschnappt haben soll, kenne ich nicht.
Und wie sieht das mit Fressfeinden aus?
Wenn der Waller kleiner ist, können ihn natürlich andere Raubfische erbeuten. Ein Fisch dieser Größe hat jedoch keine Feinde mehr.
Für viele Fischarten gibt es Schonfristen? Wie sieht das beim Waller aus?
Der wird nicht geschont. Im Gegenteil. Am Brombachsee gibt es sogar eine Entnahmepflicht. Das heißt, wenn man beim Angeln einen Waller fängt, muss man ihn auch entnehmen, sprich töten. Denn der Bestand dort ist größer, als ökologisch vertretbar ist. Wenn zu viele Mäuler da sind, ist das ein Problem für andere Fischarten.
Früher waren so große Exemplare, wie das vom Brombachsee extrem selten, entsprechend begehrt waren sie unter Anglern. Und heute?
Es gibt insgesamt mehr Waller und damit auch mehr große Tiere. Aber so ein Zwei-Meter-Fisch ist schon immer noch etwas Besonderes. Den fängt man nicht alle Tage.
Wie gefährlich ist der Biss eines so großen Mauls?
Richtig die Zähne reinrammen kann der Waller nicht. Er hat nur ganz kleine Zähne, das fühlt sich an wie Schmirgelpapier. Aber sein Biss verursacht Schürfwunden, die bei einem so großen Maul sehr großflächig sein können. Dazu kommen mit Sicherheit auch Quetschungen und blaue Flecken. Die eigentlichen Spuren hinterlässt allerdings etwas anderes.
Was denn?
Der Schock, den man da davonträgt, wenn man beim Baden ist und dann kommt so ein riesiges Tier aus der Tiefe. Ich glaube, das darf man nicht unterschätzen.
Also immer vorsichtig ins Wasser gehen?
Dass sich Menschen und Tiere so in die Quere kommen, passiert ganz selten. Grundsätzlich ist der Waller ein ganz ruhiger, ganz gemütlicher Typ.
Dieser Text erschien ursprünglich im Juni 2025 und wurde aktualisiert.