
Bis ins hohe Alter blieb der jüngst verstorbene Objektkünstler Günther Uecker seiner Mecklenburger Heimat eng verbunden. Im Schweriner Dom setzte er sich selbst eine Art künstlerisches Denkmal.
Im Schweriner Dom, einer seiner letzten Wirkungsstätten, haben am Samstag mehr als 200 Menschen Abschied von dem Objektkünstler Günther Uecker genommen. Der vor allem mit seinen reliefartigen Nagelbildern zu Weltruhm gelangte Künstler war am 10. Juni im hohen Alter von 95 Jahren in seiner Wahlheimat Düsseldorf gestorben. Dort soll er auch seine letzte Ruhestätte finden.
Mit dem Trauergottesdienst in Schwerin wurde die bis zuletzt enge Bindung des gebürtigen Mecklenburgers zum Land seiner Kindheit und Jugend gewürdigt. Am 13. März 1930 in Wendorf östlich von Schwerin geboren, verbrachte Uecker dann viele Jahre auf der Ostsee-Halbinsel Wustrow, zu der es ihn immer wieder zurückzog.
Wegbereiter der ZERO-Kunst
1955 ging er nach Düsseldorf, um dort, unbeeinflusst von politischen Dogmen und inspiriert von neuen Entwicklungen der abstrakten Kunst sein in der DDR begonnenes Kunststudium fortzusetzen. Mit seinem Schaffen wurde Uecker zu einem Wegbereiter der heute hoch gehandelten ZERO-Kunst und zu einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegskünstler.
Nach dem Mauerfall kehrte Uecker regelmäßig zum Arbeiten nach Mecklenburg zurück. Für den Schweriner Dom gestaltete er vier große, in Blautönen gehaltene Glasfenster, die Ende 2024 in seinem Beisein feierlich eingeweiht wurden. Für ihn ein emotional sehr bewegender Moment, wie er im Interview mit der „Rheinischen Post“ bekannte: „Meine Tränen flossen, meine Gefühle übermannten mich bei der Einweihung der Fenster.“
Schwesig: Mit einem Nagel die Welt bewegt
An dem Trauergottesdienst nahmen neben den Familienangehörigen unter anderem auch Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig teil. „Günther Uecker war ein Mensch, der die Kraft hatte, mit einem Nagel die Welt zu bewegen“, würdigte Schwesig das künstlerische Schaffen Ueckers. Er habe sich eingemischt, sei eingetreten gegen Krieg, Unterdrückung und Vergessen und habe Räume geschaffen für Dialog und Hoffnung, betonte die SPD-Politikerin. Im Jahr 2023 hatte sie ihm den Verdienstorden des Landes überreicht, eine von vielen Ehrungen, die dem Künstler zuteilwurden.
Auch Schwesig ging auf die von Uecker gestalteten Fenster im Schweriner Dom ein. „Diese Fenster – geschaffen für einen Ort des Glaubens, der Einkehr, der Hoffnung – sind ein Vermächtnis. Sie verbinden Himmel und Erde, Licht und Schatten“, sagte sie. Die Fenster seien für das Land ein großes Geschenk und ein bleibendes Zeichen. „Wir danken Günther Uecker für sein Werk. Wir danken ihm für seine klare Haltung. Wir danken ihm für das Licht, das bleibt.“