
Memes, die an die Cover der beliebten „Conni“-Kinderbücher erinnern, sorgen gerade für Diskussionen. Ein Fall von Urheberrechtsverletzung?
Das blonde Mädchen Conni ist die Heldin zahlloser Kinderbücher, verfasst von Liane Schneider und weiteren Autorinnen. In den Geschichten meistert sie die Abenteuer des Alltags und kommt damit bei ihrer jungen Leserschaft enorm gut an. Außerhalb dieser Zielgruppe ist nicht jeder zwingend Conni-Fan: Manche Eltern sind genervt von den sehr traditionellen Rollenklischees in den Büchern, andere kritisieren, dass dem Mädchen alles immer direkt gelingt. Aber, Kritik hin oder her, die Geschichten rund um Conni sind ein massiver Erfolg. Seit Erscheinen des ersten Bandes wurden in Deutschland schon weit über 40 Millionen Bücher verkauft.
Für den Carlsen-Verlag mit Sitz in Hamburg, der die Kinderbuchreihe herausgibt, ist Conni deshalb sehr wertvoll. Auch, weil einfach jeder die Figur des kleinen Mädchens im Ringelshirt kennt. Aber genau diese Bekanntheit wird gerade zum Problem. Denn seit Jahren basteln immer wieder Menschen ihre ganz eigenen, verfremdeten Versionen von Conni-Titeln – als Meme. Mal einfach nur lustig oder absurd, mal gesellschaftskritisch oder politisch und mal konkret als Kritik an Connis harmonischer Bilderbuchwelt. Nur wenige Marken haben hierzulande eine solche Popularität, dass derartige Memes regelmäßig aufploppen – etwa der Schokoladenhersteller Ritter-Sport, dem Scherzbolde immer mal wieder angebliche neue Sorten andichten („Zwiebelmett“).
Conni ist Heldin zahlloser Internet-Memes
Die meisten Unternehmen sehen solche Interaktionen mit ihrer Käuferschaft als Kompliment. Der Pizzabäcker Dr. Oetker etwa kokettiert in den sozialen Netzwerken immer wieder ganz bewusst mit kreativen „Vorschlägen“ zu neuen Pizzavarianten. Doch der Carlsen-Verlag muss sich eben nicht nur mit witzigen Verunstaltungen seiner Kinderbuchfigur auseinandersetzen, sondern oft auch mit hochgradig fragwürdigen. Dagegen will er konsequent vorgehen.
„Für keines der im Umlauf befindlichen Conni-Memes liegt eine Genehmigung oder Freigabe des Verlages vor“, stellt man in einer Pressemitteilung klar. Und das soll auch so bleiben: „Der Verlag schützt die Rechte der Urheber:innen und erteilt keine Genehmigungen zur Erstellung von Memes.“ Kritisch angemerkt wird auch, dass die meisten dieser Memes mit KI erstellt würden und sich somit nicht mal irgendjemand selbst Mühe damit machen würde.
Der Carlsen-Verlag macht deutlich, was ihm wichtig ist
Während durchs Internet erst einmal ein empörtes Raunen ging – das Erstellen von Memes gilt im Netz schließlich als so etwas wie ein Menschenrecht und das Vorgehen dagegen kann schnell übertrieben spießig wirken – lohnt sich aber vielleicht ein genauerer Blick auf die Pressemeldung des Verlages. Darin heißt es zwar, man lasse „im gegebenen Fall rechtliche Schritte prüfen“, allerdings werden im selben Satz besondere Gegebenheiten hervorgehoben: „Der Verlag distanziert sich von menschenverachtenden, rassistischen, gewaltverherrlichenden und pornografischen Verwendungen der Conni-Figur.“
Natürlich kann der Carlsen-Verlag es nicht offen so sagen, aber das klingt, als würden rechtliche Schritte eben nicht gegenüber ironischen Memes aus der Mitte der Gen Z, in denen es um Rollenverteilung im Haushalt geht, zum Einsatz gebracht – sondern eher da, wo es eklig, brutal oder rechtsradikal wird. Und das, betont der Verlag ebenfalls, gelte nicht nur für Conni, sondern auch für alle anderen Werke aus dem eigenen Portfolio. Allerdings dürfte dieses Problem wohl für kein weiteres (Kinder-)Buch derart relevant sein wie für die Conni-Reihe.