
Die Comdirect hat ihre Banking-App umfangreich überarbeitet. Bei den Kunden kommt das Update allerdings gar nicht gut an. Größter Aufreger: eine Regenbogenflagge.
Das hatten sich die Verantwortlichen bei der Comdirect wohl anders vorgestellt: Seit die Bank vor wenigen Tagen ein großes Update für ihre Smartphone-Apps veröffentlicht hat, hagelt es Kritik. Kunden machen ihren Ärger aktuell in den App Stores und auf Plattformen wie Trustpilot mit 1-Sterne-Bewertungen öffentlich. Was ist passiert?
Eigentlich sollte aus Sicht der Comdirect mit Version 16 der Banking-App vieles besser werden. In den Notizen zum Update versprachen die Entwickler unter anderem eine „verbesserte Kontostandsanzeige“ sowie „besser sichtbare und anpassbare Schnellzugriffe“, etwa auf Funktionen wie Überweisungen und Wertpapiersparpläne. So weit, so vielversprechend.
Pride-Flagge in der App verärgert Kunden
Doch bei Nutzern stoßen die Neuerungen auf zum Teil heftige Kritik. Vor allem das grundlegend veränderte Design der App scheint viele zu stören. Anders als in den vorherigen Versionen wirkt der neue Homescreen nun sehr reduziert: Viel Weißraum dominiert die Ansicht, Schriften sind deutlich kleiner und Kontraste wurden abgeschwächt.
Die Möglichkeit, eine dunkle Ansicht („Darkmode“) auszuwählen, besteht nicht. „Das neue Update ist eine Katastrophe. Wesentlich unübersichtlicher als vorher“, moniert ein Kunde im App Store von Apple. Ein Android-Nutzer sieht in der neuen App-Version ebenfalls einen Rückschritt. „Warum muss Bewährtes immer verschlimmbessert werden?“
Für den größten Unmut sorgt laut den Bewertungen allerdings noch eine andere Neuerung: Die Comdirect hat ihre Banking-App am oberen Rand der Kontenübersicht mit einer Regenbogenflagge versehen, offenbar als Statement für Vielfalt und Inklusion.
Für viele Kunden ein No-Go: „Warum wird relevanter Platz im Display für eine Regenbogenfahne verwendet? Ich will meine Finanzen managen, keine politischen Belehrungen“, ist dazu im Google Playstore zu lesen. Deaktivieren lässt sich das grafische Element nicht, was manche Nutzer offenbar erst recht als problematisch empfinden: Er stehe nicht hinter dieser „Agenda“ und wolle diese auch nicht „aufgezwungen“ bekommen, schreibt einer. Viele weitere Kunden äußern sich ähnlich.
Comdirect kündigt Update an
Auf Anfrage von Capital verwies die Comdirect zunächst auf „regelmäßige Marktforschungen und Nutzertests“, die den Updates beim App-Angebot des Bankhauses vorausgingen. „Auchfür das neue Design wurden zahlreiche Kundenwünsche berücksichtigt“, teilte eine Sprecherin mit. Diese seien durch „umfassende UX-Tests“ überprüft und „die Benutzerfreundlichkeit der App durch neue Features weiter verbessert“ worden. Bereits in den nächsten Tagen werde eine neue Version mit Optimierungen und Fehlerbehebungen veröffentlicht, heißt es weiter. Was sich dabei konkret ändert, ließ die Comdirect offen.
Die Kritik einiger Kunden an der Regenbogenflagge in der App weist die Bank indes zurück. „Gerade in Zeiten, in denen Vielfalt infrage gestellt wird, sehen wir uns in der Verantwortung, unsere Werte sichtbar zu machen“, teilt die Bank mit. Die Regenbogenfarben stünden dabei „nicht nur für queere Vielfalt, sondern für die Anerkennung und Freiheit von allen Menschen, ihrer Individualität und Diversität“. Menschenrechte, Respekt und Gleichberechtigung seien für die Commerzbank und ihre Marke Comdirect keine verhandelbaren politischen Positionen. „Die Flagge bleibt im Rahmen der Pride Season bis zum 8. August 2025 in der App sichtbar“, heißt es von Unternehmensseite.
Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die Comdirect für Frust bei Kunden sorgt. Erst im April hatte die Direktbank mit IT-Problemen zu kämpfen. Hintergrund war eine besonders volatile Börsenwoche nach Ankündigungen neuer Trump-Zölle, in der es wegen stark erhöhter Transaktionen zu Verzögerungen und Störungen in der App kam.