
Zwei Freunde aus Berlin nehmen an einer Segel-Regatta vor Norwegen teil. Auf dem Weg zurück nach Deutschland sollen sie in einen Streit geraten sein. Dann treibt einer von ihnen im offenen Meer.
Auf der Rückkehr von einer Segel-Regatta sollen die Freunde aus Berlin in Streit geraten sein. Der ältere der beiden ertrank vor der schwedischen Küste. Rund elf Monate nach dem Tod des 71-Jährigen steht der Mitsegler wegen Mordes vor dem Berliner Landgericht. Der 65-Jährige wies die Vorwürfe zurück. „Es war nicht meine Absicht, ihn zu töten, ich wollte ihn retten“, sagte der Angeklagte zu Prozessbeginn vor dem Berliner Landgericht.
Laut Anklage soll er seinen Segelpartner im August vorigen Jahres nach wechselseitigen Handgreiflichkeiten ertränkt haben. Von hinten soll sich der Mann laut Ermittlungen schwimmend dem langjährigen Freund genähert und ihn mit aller Kraft unter Wasser gedrückt haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 65-Jährigen gefährliche Körperverletzung und heimtückischen Mord vor. Er habe Verletzungen, zu denen es bei einer heftigen Auseinandersetzung an Bord gekommen sei, verdecken wollen, heißt es in der Anklage. Er habe durch ein Strafverfahren „insbesondere Ächtung durch seine Ehefrau, von der er finanziell abhängig ist, befürchtet“.
Verteidigung: „dramatisch gescheiterter Rettungsversuch“
Die beiden Deutschen hatten zunächst an einer Regatta vor Norwegen teilgenommen. Auf dem Weg zurück nach Deutschland kam es laut Anklage im schwedischen Kattegat zu einem Streit. Nach einem Schlag auf den Kopf sei der 71-Jährige ins Wasser gefallen, so die Staatsanwaltschaft. Der 65-Jährige habe seinem Freund wieder an Bord des Trimarans geholfen. Kurz darauf sei es zu einer erneuten Attacke gekommen. Der Angeklagte habe sich auch ins Wasser begeben und den Partner getötet.
Die Verteidiger erklärten, der 65-Jährige sei ins Wasser geglitten, um dem Freund zu helfen – „ein dramatisch gescheiterter Rettungsversuch“. Der Angeklagte sagte, die Stimmung an Bord sei eigentlich gut gewesen. Er und der 71-Jährige seien begeisterte Segler gewesen. Auslöser des Streits seien Unstimmigkeiten über den Zustand des Segelbootes gewesen. Er habe seinen Freund auf Sicherheits- und Ausstattungsmängel aufmerksam gemacht, so hätten Rettungswesten gefehlt.
Angeklagter: „Plötzlich stand die Welt Kopf“
„Plötzlich stand die Welt Kopf“, sagte der 65 Jahre alte Rentner. Der 71-Jährige habe ihm Vorwürfe gemacht, einen Faustschlag ins Gesicht versetzt und ihm in den kleinen Finger gebissen. Er habe den für ihn unerklärlichen Angriff des Freundes abwehren wollen und schließlich mit einem Metallbügel auf den Kopf des Freundes geschlagen. Im Gerangel habe der Freund versucht, ihn von Bord zu schieben, dabei sei der 71-Jährige ins Wasser geglitten.
Er habe ihm an Bord geholfen. Doch dann sei der Freund erneut von Bord gerutscht. „Ich sprang ins Wasser“, so der Angeklagte. Er habe ihn nicht richtig zu fassen bekommen. Ein anderes Segelboot sei in der Nähe gewesen, dessen Crew aber habe nicht geholfen.
Von Seenotrettung geborgen
Die beiden Männer wurden schließlich von der Seenotrettung geborgen. Von dem Geschehen im offenen Meer gibt es Videoaufnehmen, die aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache heraus gefertigt wurden. Es handele sich um ein Video von erstaunlicher Qualität, doch es zeige die Szenerie nur von oben „und nicht, was man schwimmend wahrnimmt und sehen kann“, erklärten die Verteidiger. Es sei auch nicht der Beginn des Geschehens dokumentiert.
Der Angeklagte wurde kurz nach dem Geschehen in Schweden festgenommen. Parallel wurde wegen der sogenannten Wohnortzuständigkeit ein Ermittlungsverfahren in Berlin eingeleitet. Seit November 2024 befindet sich der Mann in der Justizvollzugsanstalt Moabit. Der bislang bis zum 8. Oktober terminierte Prozess wird am 11. Juli fortgesetzt.