
Exzessiver Wettbewerb in China und Zölle in den USA belasten die deutschen Hersteller. Viele verlieren deutlich an Absatz, doch es gibt zwei gewichtige Ausnahmen mit unterschiedlichen Stärken.
Nach VW hat es auch BMW geschafft: Der Münchner Autohersteller hat sich im ersten Halbjahr dem Abwärtsstrudel der Automärkte entzogen und seinen Absatz stabil gehalten. Konkret lieferte der Konzern 1.207.388 Autos der drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce aus, wie er mitteilt. Das war ein halbes Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Trend ist sogar leicht positiv: Im zweiten Quartal ging es um 0,4 Prozent nach oben.
Zwar leidet auch BMW unter den schwierigen Marktbedingungen – vom immer härter werdenden und über die Preise geführten Kampf um den chinesischen Markt bis zu den US-Zöllen. Doch anders als die Premiumkonkurrenz von Mercedes-Benz und Audi konnten die Münchner ausgleichen. Ein Vergleich:
Weltweit
Der VW-Konzern kommt relativ gut weg. 4.405.300 Autos sind ein Plus von 1,3 Prozent im ersten Halbjahr, das er vor allem Zugewinnen bei der Kernmarke und Tochter Skoda verdankt. BMW liegt, wie erwähnt nur minimal im Minus und damit klar besser als Audi, wo es um 6 Prozent auf 783.500 Autos nach unten ging oder Mercedes-Benz mit einem Minus von acht Prozent auf 1,08 Millionen Pkw und Vans.
Insgesamt habe es VW auf Konzernebene am besten gemacht, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer – allerdings mit Ausnahme der Töchter Porsche und Audi. Den Rückgang bei Mercedes führt er auch auf die Konzentration der Stuttgarter auf teurere Autos zurück.
China: Hier tobt der Wettbewerb
Wirklich gut sieht auf dem größten Automarkt der Welt zur Zeit keiner der deutschen Hersteller aus. Mercedes-Benz büßt – Vans nicht mitgerechnet – 14 Prozent auf 293.200 Autos ein, Audi gut 10 Prozent auf 287.600, BMW 15,5 Prozent auf 318.000. Nur dem VW-Konzern als Ganzem gelingt das Kunststück, sich trotz der schwachen Zahlen der Tochter dem Abwärtsstrudel ein Stück weit zu entziehen. Im Halbjahr liegt das Minus dort nur bei 2,3 Prozent auf 1.345.100 Autos. Im zweiten Quartal geht es sogar um knapp 3 Prozent nach oben – unter anderem durch eine Konzentration auf Verbrenner.
USA und Nordamerika: Nur einer legt zu
Hier ist die Sache nicht so einfach, denn nur ein Teil der Konzerne weist die USA einzeln aus – manche nur zusammen mit Nordamerika, und das ist beispielsweise bei Audi ohne Mexiko definiert. Fast allen gemein sind aber einstellige Rückgänge: 9 Prozent bei Audi, knapp 7 beim gesamten VW-Konzern – mit steigender Tendenz – und 6 Prozent bei Mercedes-Benz Cars, also ohne Vans. Zulegen kann hier nur BMW: 2,7 Prozent auf 193.000 Autos.
Das ist allerdings mutmaßlich nicht billig, denn die Münchner geben in den USA bislang die zusätzlichen Kosten der Zölle nicht weiter. Ein Erfolgsgarant ist diese Strategie allerdings nicht: Mindestens auch Audi wendet sie bisher ebenfalls an. Wie teuer das die Hersteller kommt, wird sich allerdings erst bei den nächsten Finanzzahlen in einigen Wochen zeigen.
Europa: Zu Hause ist es am schönsten!
Europa ist von den drei großen Märkten derzeit die beste Region für die deutschen Hersteller. Mercedes und Audi verlieren dort vergleichsweise wenig, der VW-Konzern legt leicht zu, und BMW kann sogar ein solides Plus von 8,2 Prozent auf fast eine halbe Million Autos verzeichnen. Die chinesische Konkurrenz ist hier noch schwach, und vor allem profitieren die Hersteller hier von einem neu auflebenden Elektroboom.
Elektro: Zumindest ein Bereich steht unter Strom.
Die Stromer retten den meisten Konzernen die Absatzzahlen – oder lindern zumindest den Abstieg – mit Ausnahme von Mercedes-Benz. Dort geht es 14 Prozent auf 87.300 Autos nach unten – inklusive Vans. Ohne sie sähe es mit minus 19 Prozent noch schlimmer aus. VW legt auf Konzernebene 47 Prozent auf 465.500 Fahrzeuge zu, darunter 101.000 von der Tochter Audi, die knapp ein Drittel zulegt und im Premiumdreikampf Platz zwei einnimmt. BMW kommt hier auf ein Plus von 16 Prozent auf 220.500.
Auffällig ist, dass die deutschen Hersteller ihre Elektroautos vor allem in Europa verkaufen. Zumindest beim VW-Konzern und Tochter Audi kann man das aus den gemeldeten Zahlen nachvollziehen. Rund drei Viertel macht der Heimatkontinent hier aus – viel mehr als in der Gesamtheit aller Antriebsarten. Bei BMW ist der Fokus nicht ganz so stark, allerdings ging mit gut 126.000 Stromern deutlich mehr als die Hälfte nach Europa.
Ein zentraler Faktor dabei ist, dass sie in China bei Stromern derzeit kaum einen Fuß auf den Boden bekommen. Audi schafft im mit Abstand größten Markt für reine Batterie-Autos (BEV) der Welt keine 8.000 Stromer, der VW Konzern insgesamt keine 60.000 und muss noch dazu Einbußen um rund ein Drittel hinnehmen. Zu stark, zu breit und zu billig ist dort die heimische Konkurrenz.
Ein anderer Aspekt, der Stromer nach Europa bringt, könnten die verschärften Flottengrenzwerte in der EU sein, die die Hersteller auch mit zusätzlichen BEV erreichen wollen, wie Dudenhöffer sagt. BMW etwa gebe hier hohe Rabatte.
Und wie geht es weiter?
„China ist der wunde Punkt der deutschen Autobauer“, sagt Dudenhöffer. Von dort seien lange hohe Gewinne gekommen. Fielen sie weg, werde sich das negativ auf die Konzerne auswirken. VW als Marke gelinge es einigermaßen, die dortige Situation aufzufangen. Bei BMW und Mercedes werde es vor allem auf die anstehende Neue Klasse beziehungsweise den CLA ankommen. Sie müssten in China funktionieren, sonst werde es dort schwierig für die beiden Hersteller.