Großbritannien will Ärmelkanal-Migranten nach Frankreich zurückschicken

  • Juli 10, 2025

Großbritannien will künftig Migranten, die über den Ärmelkanal kommen, wieder nach Frankreich zurückschicken. Für jeden zurückgeschickten Menschen werde Großbritannien einen Migranten legal einreisen lassen, kündigte der britische Premierminister Keir Starmer am Donnerstag in London an. „Ich freue mich, unser Abkommen über dieses nie dagewesene Pilotprojekt anzukündigen“, sagte Starmer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Nur Menschen, die zuvor nicht versucht hätten, illegal nach Großbritannien zu kommen, hätten eine Chance auf eine legale Einreise, betonte er.

Macron verwies darauf, dass es seit dem Brexit kein Migrationsabkommen mehr zwischen Großbritannien und der EU gebe. „Die derzeitige Situation schafft einen Anreiz, dass Menschen sich zur Überquerung des Ärmelkanals entscheiden“, kritisierte er.

Voraussichtlich geht es bei den Migranten, die legal einreisen sollen, in erster Linie um Menschen, die bereits Familie in Großbritannien haben. Nach Informationen der Zeitung „Le Monde“ geht es um etwa 50 Migranten pro Woche, eine „symbolische“ Zahl.

Seit Jahresbeginn haben bereits mehr als 21.000 Einwanderer den Ärmelkanal irregulär überquert, etwa 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis Jahresende könnte eine neue Höchstzahl erreicht werden. In diesem Jahr kamen bei den Überfahrten schon mindestens 15 Menschen ums Leben.

Viele Migranten wollen von Frankreich nach Großbritannien weiter, weil sie Englisch sprechen, weil es dort keine Ausweispflicht gibt, und weil sie im Fall eines abgelehnten Asylantrags es ein zweites Mal versuchen können. Das Geschäft mit den Überfahrten ist in der Hand international organisierter Schleuserbanden, die Plätze in den überfüllten Schlauchbooten für mehrere tausend Euro verkaufen. 

Großbritannien zahlt Frankreich seit dem Sandhurst-Abkommen 2018 Geld dafür, die Zahl der Überfahrten einzudämmen – ohne großen Erfolg. Sobald das Boot auf dem Wasser ist, dürfen Sicherheitskräfte nach internationalem Seerecht nur eingreifen, wenn es sich in Seenot befindet. 

Nach den Vorstellungen des französischen Innenministers Bruno Retailleau sollen französische Sicherheitskräfte Migrantenboote künftig bis zu 300 Meter vor der Küste stoppen können. Kritiker befürchten, dass dies zu noch mehr Unfällen führen könnte. 

  • Ähnliche Beiträge

    • Juli 11, 2025
    Kriminalität: Urteil gegen Rechtsextremistin Liebich erwartet

    Am 7. November 2020 demonstrierten in Leipzig viele Tausend Gegner von Corona-Maßnahmen. Ob eine Rechtsextremistin dabei eine Körperverletzung begangen hat, klärt nun das Landgericht Leipzig.

    • Juli 11, 2025
    Kooperation der Küstenländer: Nord-Innenminister tagen in Rostock

    Die Innenminister der Küstenländer tauschen sich regelmäßig aus. Diesmal tagt die Runde in einer Kaserne und das hat einen Grund: Im Fokus steht das Thema Sicherheit.

    Du hast verpasst

    Kriminalität: Urteil gegen Rechtsextremistin Liebich erwartet

    • Juli 11, 2025
    Kriminalität: Urteil gegen Rechtsextremistin Liebich erwartet

    Kooperation der Küstenländer: Nord-Innenminister tagen in Rostock

    • Juli 11, 2025
    Kooperation der Küstenländer: Nord-Innenminister tagen in Rostock

    Tourismus: Buchungslage in Hessens Ferienregionen durchwachsen

    • Juli 11, 2025
    Tourismus: Buchungslage in Hessens Ferienregionen durchwachsen

    Kriminalität: Abiturientin betäubt und schwer misshandelt? Urteil erwartet

    • Juli 11, 2025
    Kriminalität: Abiturientin betäubt und schwer misshandelt? Urteil erwartet

    Wichtiger Exportmarkt: Winzer hoffen auf moderate US-Zölle

    • Juli 11, 2025
    Wichtiger Exportmarkt: Winzer hoffen auf moderate US-Zölle

    Psychotherapie im Ahrtal: Lange Wartezeiten auf Therapie belasten Flutopfer im Ahrtal

    • Juli 11, 2025
    Psychotherapie im Ahrtal: Lange Wartezeiten auf Therapie belasten Flutopfer im Ahrtal